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Kölner Radlegende wird 80Rolf Wolfshohl, der Wolf im Gelben Trikot

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Wolfshohl_dpa

Rolf Wolfshohl in seinem Geschäft in Rath

Köln – Die Luft ist klar, die Sonne scheint vom blauen Himmel, und Rolf Wolfshohl macht sich mit einem speziellen Rennrad bereit zur Ausfahrt durch den Königsforst. Am zweiten Weihnachtstag, gegen zwölf Uhr mittags, am Tag vor seinem 80. Geburtstag am Donnerstag. Kalt sei es zwar, aber das hindert ihn nicht daran, sich auf den Sattel zu setzen und mit dem Crossrad durchs Gelände zu fahren. Anderthalb Stunden, „auf der Straße wären das 45 Kilometer“, sagt Wolfshohl, 30er-Schnitt, kein Problem, das schafft er alleine im Wind.

Großer Erfolg in den 60ern

Rolf Wolfshohl war einer der erfolgreichsten Radprofis der 1960er Jahre, in einer Phase, in der der deutsche Radsport ein Hoch erlebte. Zeitgleich mit Wolfshohl waren auch der Krefelder Hennes Junkermann, der Pfälzer Rudi Altig und Karl-Heinz Kunde erfolgreich, gebürtiger Kölner wie Wolfshohl. Der ist dreimaliger Querfeldein-Weltmeister und hätte 1968 fast die Tour de France gewonnen, als erster Deutscher.

Zuvor schon war Wolfshohl mit zweiten Plätzen bei den Klassiker-Monumenten Lüttich-Bastogne-Lüttich (1962) und Mailand-Sanremo (1963), aufgefallen. In Sanremo wurde er damals Opfer einer umstrittenen Zielfoto-Entscheidung. 1965 gewann Wolfshohl die Spanien-Rundfahrt – gegen seinen Kapitän Raymond Poulidor aus Frankreich, was dem Sieger Ärger einbrachte.

1968 lief es wieder gut, Wolfshohl, Spitzname „Le Loup“, der Wolf, gewann im Frühjahr schon Paris-Nizza, ein Achtungserfolg. Die Tour jedoch wurde damals mit Nationalteams gefahren, die Deutschen wurden schnell dezimiert. „Am Ende waren wir zu wenig, das war ein großer Nachteil“, sagt Wolfshohl. Doch er arbeitete sich nach vorn – und übernahm im Anschluss an eine aufregende Fahrt nach der 16. Etappe am 14. Juli 1968 in Aurillac das Gelbe Trikot. Auch nach der 17. Etappe führte Wolfshohl die Gesamtwertung an. Noch fünf Tage bis Paris.

Auf der 18. Etappe musste er im Col de Porte in den Alpen abreißen lassen, „kein Problem. Denn ich war ja ein starker Abfahrer“, dachte sich Wolfshohl. Aber es regnete, die Straße war nass und rutschig – Wolfshohl riskierte viel, stürzte und musste minutenlang auf den Materialwagen und ein Ersatzrad warten. Im Zielort Grenoble hatte er mehr als siebeneinhalb Minuten verloren – und die Tour.

Paris erreichte Wolfshohl als Sechster, die beste Platzierung seiner neun Tour-Teilnahmen. Zum Sieger Jan Janssen aus den Niederlanden fehlten 3:46 Minuten. Nur 43 Sekunden trennten Wolfshohl von Platz drei und dem Belgier Ferdinand Bracke. Geblieben sind Wolfshohl zwei Tour-Etappensiege (1966 , 1967) – und seine beiden Gelben Trikots. Die stellt er mit dem goldenen Dress der Spanien-Rundfahrt und dem weißen von Paris-Nizza in seinem Radladen in Köln-Rath aus, in dem er mit seiner Frau und seiner Tochter nach wie vor arbeitet. Wolfshohl konstruiert und verkauft dort auch eigene Rahmen, Markenname: „Rowona“.

Mit dem Rad zur Arbeit fahren

Im Frühjahr und Sommer fährt Wolfshohl die 30 Kilometer von seinem Wohnort in Neunkirchen-Seelscheid zum Laden in Rath mit dem Rennrad, 30 Kilometer pro Tour. „Das tut mir gut. Wenn ich dann mit dem Rad im Laden ankomme, bin ich stolz auf mich“, sagt er. Seinen runden Geburtstag wird er nicht besonders feiern, am Donnerstag will er zunächst in seinem Geschäft arbeiten gehen und dann abends mit der Familie gemeinsam essen. Sein Sohn Rolf-Dieter, einst ebenfalls Radfahrer, kann nicht mit dabei sein. Er stürzte 1984 bei einer deutschen Meisterschaft so schwer, dass er vom Hals abwärts gelähmt war. Im November 2011 verstarb Rolf-Dieter Wolfshohl mit 51 Jahren an einer unheilbaren Krankheit.