Bei einem Polizeieinsatz in Baden-Württemberg am Sonntag fallen Schüsse, ein Mensch stirbt. Nun ist klar, um wen es sich bei den betroffenen Personen handelt.
Schüsse auf Familie von 96-ProfiPolizei erschießt Stiefvater von Kenneth Schmidt
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96-Fußballprofi Kenneth Schmidt (rechts). /-Pressefoto/Jan Rollinger
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Ein Polizeieinsatz in Eichstetten (Baden-Württemberg) hat in den vergangenen Tagen für Aufsehen gesorgt: Christoph S. (48) greift mit einer Pistole und einer Schrotflinte seine Lebenspartnerin (47) und den gemeinsamen Sohn (10) an. Nach der Attacke tritt er – immer noch bewaffnet – auf die Straße. Die alarmierte Polizei eröffnet das Feuer.
„Er ignorierte mehrere Aufforderungen, die Schrotflinte abzulegen“, teilen Staatsanwaltschaft Freiburg und Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg mit. Außerdem soll der 48-Jährige die Beamten sogar mit der Waffe bedroht haben. Die Polizisten greifen deshalb zu ihren Pistolen. Ein oder mehrere Schüsse treffen Christoph S., der verletzt in ein Krankenhaus gebracht wird und dort laut „Spiegel“ nach einer Notoperation stirbt.
Eichstetten: Familie von Kenneth Schmidt betroffen
Vier Tage nach der Tat, die sich bereits am Sonntagabend ereignet hat, meldete nun zuerst die „Bild“-Zeitung: Es soll sich um die Familie von Kenneth Schmidt (22) handeln, der seit Winter Profi bei Fußball-Zweitligist Hannover 96 ist. Angreifer Christoph S. war demnach der Stiefvater des Fußballers, die Lebenspartnerin ist seine Mutter, das Kind sein Halbbruder.
Laut Staatsanwaltschaft und LKA soll S. zunächst seine Partnerin und den Zehnjährigen geschlagen haben. Beide seien daraufhin in ein Zimmer geflüchtet. Doch der 48-Jährige habe „weiterhin in der Wohnung randaliert“ und versucht, die Zimmertür einzutreten. Er schoss laut Ermittlungsbehörden sogar mit der Schrotflinte durch die Tür, soll aber niemanden getroffen haben. „Das Kind erlitt jedoch ein Knalltrauma.“
Nachbar hört den Randalierer und verhilft dem Kind zur Flucht
Ein Nachbar hörte den Lärm und lehnte trotz der Gefahr umgehend eine Leiter ans Haus. „So konnte das Kind über das Fenster des Zimmers im ersten Stock flüchten“, heißt es in der Mitteilung der Behörden. Parallel habe Christoph S. das Gebäude verlassen und sei draußen auf die Polizei getroffen. Weshalb der 48-Jährige seine Partnerin und das Kind attackierte, ist Teil der Ermittlungen.
Wie die Behörden weiter mitteilen, war Christoph S. bereits polizeibekannt. Der 48-Jährige hatte demnach bereits Einträge wegen Drogendelikten, Körperverletzungen und Verstoßen gegen das Waffengesetz. Außerdem hätte er Pistole und Schrotflinte nicht haben dürfen, weil gegen S. ein Waffenbesitzverbot ausgesprochen wurde.
Kenneth Schmidt soll erst zwei Tage nach dem Vorfall davon erfahren haben – und, dass es sich bei den Opfern um seine Mutter und seinen Halbbruder handelt. Der Zehnjährige kam ins Krankenhaus, er und die 47-Jährige werden laut Behörden zudem „psychologisch betreut“.
Hannover 96 befreit Kenneth Schmidt vom Training
Am Dienstag trainierte der vom SC Freiburg ausgeliehene Spieler noch mit seiner Mannschaft in Hannover. 96 gab dem Profi freie Hand, sich um seine Familie zu kümmern. Der Klub erklärte auf Nachfrage: „Er ist bis auf Weiteres vom Trainingsbetrieb befreit.“
Kenneth Schmidt pflegt vor allem den Kontakt zu seiner leiblichen älteren Schwester. Er ist dreifacher Onkel. „Ich bin ein sehr familiärer Mensch“, hatte Schmidt in seinem ersten Interview im Januar gesagt.
Dieser Text erschien erstmals in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ – Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland.