Spikeball: Mischung aus Volleyball und Squash
Washington – Ballannahme, stellen, schmettern. Was in der Theorie nach Volleyball klingt, ist auch das Prinzip der neuen Trendsportart aus den USA: Roundnet, besser bekannt als Spikeball.
„Es ist ein Sport, bei dem zwei Mannschaften bis zu drei Schläge haben, um einen Ball auf ein Trampolin-Netz zu schlagen”, sagt Ben Dantowitz (22), Profispieler aus New Jersey. Der in Chicago entwickelte Sport ist international auf dem Vormarsch - neben Hunderttausenden Amerikanern spielen inzwischen auch viele Europäer Spikeball. Fußballprofis setzen das Spiel im Training ein.
„Wie bei jeder Netzsportart ist es das Ziel, den Ball so zu schlagen, dass die andere Mannschaft ihn nicht zurückbringen kann”, erklärt Dantowitz. In einem Roundnet-Spiel stehen sich Zweierteams gegenüber. Eine Spielfeldbegrenzung gibt es nicht. Gespielt werden kann überall: In Sporthallen oder draußen im Park, auf Wiesen oder sogar am Strand.
Gründer Chris Ruder (43) musste den offiziellen Namen des Sports aus markenrechtlichen Gründen ändern: Aus Spikeball wurde offiziell Roundnet, im Sprachgebrauch setzte sich die neue Bezeichnung aber nicht durch. Ruder hat klare Ziele für seine Sportart: „Ich möchte, dass Spikeball ein professionell anerkannter Sport wird, es ins College-Sportprogramm aller US-Hochschulen schafft und dass das Olympische Komitee aufmerksam wird.” Seit der Gründung 2008 hat Ruder nach eigenen Angaben etwa 50 Millionen Dollar mit Spikeball erwirtschaftet und 2017 sein millionstes Set verkauft.
In den USA gibt es eine offizielle Spikeball-Turnierreihe mit etwa 30 Tour-Stopps. Dazu kommen noch Turniere an den Colleges, an denen Spikeball teilweise schon eine offizielle Sportart ist. Jahreshöhepunkt ist die Spikeball Roundnet National Championship, wo die besten Teams um den inoffiziellen Weltmeistertitel spielen.
Dominiert wird die Spikeball-Szene von Tyler Cisek (23) und Peter Jon Showalter (22) - sowohl in diesem als auch im vergangenen Jahr wurden sie Weltmeister. Fünf Sponsorenverträge hat das Team. „Alles, was wir verdienen, kommt durch Preisgelder bei Turnieren oder durch Sponsoring”, sagt Showalter. „Es variiert je nach Umständen, aber in einem Jahr verdienen wir wahrscheinlich fast zehntausend Dollar.”
Das Duo träumt von einer olympischen Goldmedaille. „Wir machen oft Witze über das Ziel, dass Spikeball eine olympische Sportart werden könnte. Aber in Wirklichkeit könnte es eines Tages passieren. Es hat das Potenzial, die Sportwelt im Sturm zu erobern”, sagt Showalter.
Spikeball hat es bereits ins Trainingsprogramm von Vereinen aus Profi-Sport-Ligen geschafft. „Das NBA-Basketball-Team Denver Nuggets sowie Manchester City spielen Spikeball im Training. Es fördert die Agilität der Spieler und verbessert die Koordination”, sagt Chris Ruder. In dem Rapper Drake („Hotline Bling”) hat Spikeball bereits einen Superstar als Fan. Der Kanadier folgt Spikeball auf Instagram.
Auch in Deutschland ist Spikeball bereits angekommen. Studenten der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) gründeten 2016 den ersten Spikeball-Club in Deutschland. Lukas Schmandra, Vorsitzender des 1. Spikeball-Clubs Köln mit inzwischen 50 Mitgliedern, erfuhr von einem Freund davon. „Ich habe mir dann direkt ein Set gekauft”, sagt Schmandra. Bereits kurze Zeit später nahm er mit seinen Freunden bundesweit an Turnieren teil. „Das Coole an Spikeball: Es ist ein Mix aus Volleyball und Squash ohne Schläger. Du kannst dich überall bewegen - es gibt kein Aus”, sagt Schmandra.
Neben dem Vereinstraining gibt es eine Spikeball-AG an der Sport-Uni und eine weitere im Kölner Hochschulprogramm. Zudem wird Spikeball im Lehrprogramm der DSHS-Lehramt-Studenten im Kurs „Alternative Sportspiele” angeboten. Schmandra und seine Kollegen gehen in Schulen und stellen dort im Sportunterricht ihre Sportart vor.
Neben Köln sind auch Hamburg und Neustadt in Holstein Spikeball-Hochburgen. In Europa gibt es große Communities in Aarhus, Gent, London, Paris und Prag. Für Schmandra kommen die Gedanken an die Aufnahme ins olympische Programm aber noch viel zu früh. „Es ist eine Trendsportart, die sich auch professionalisieren kann”, sagt er, Erst wenn das passiert, darf auch von Olympia geträumt werden. (dpa)