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Tour de FranceTeam des deutschen Sprinters Phil Bauhaus boykottiert ARD wegen Doping-Fragen

Lesezeit 3 Minuten
Phil Bauhaus, Rennfahrer des Radsport-Teams Bahrain-Victorious, winkt in Richtung Publikum. Er trägt das Trikot seines Teams.

Der deutsche Radsportler Phil Bauhaus fährt 2023 erstmals bei der Tour de France mit. Der Sprinter vom Team Bahrain-Victorious verpasste auf der dritten Etappe nur knapp einen Etappensieg.

Gegen das Team Bahrain-Victorious wird in Frankreich ermittelt. Doping-Experte Hajo Seppelt kritisierte den Boykott scharf. Bauhaus reagierte bereits.

Das Team des deutschen Radsportlers Phil Bauhaus, Bahrain-Victorious, will Interviews mit der ARD bei der Tour de France 2023 boykottieren. Das machte Doping-Experte Hajo Seppelt am Dienstag öffentlich. Grund dafür seien unangemessene Fragen zum Thema Doping, die die ARD im Rahmen einer Reportage an Phil Bauhaus gerichtet habe.

„Ich erinnere mich gut an düstere Zeiten der Tour, als gut bezahlte Radprofis ähnlich reagierten, wenn Journalisten einfach nur ihren Job machten“, kommentierte Seppelt den Boykott auf Twitter. Bahrain-Victorious war kurz vor dem Start der Tour de France im vergangenen Jahr in die Kritik geraten, nachdem es eine Razzia bei mehreren Mitarbeitenden des Teams gegeben hatte.

Tour de France: Bahrain-Victorious boykottiert ARD-Interviews nach Doping-Fragen an Phil-Bauhaus

Phil Bauhaus wurde bereits im Vorfeld der Tour im Rahmen der Slowenien-Rundfahrt zu der Razzia und weiteren Vorfällen im Umfeld von Bahrain-Victorious befragt. Neben der Doping-Razzia sei es in dem Interview laut Seppelt um „offenkundigen Verbindungen des jetzigen Teammanagers zum verurteilten deutschen Arzt Mark S.“ gegangen.

S. war unter anderem als Teamarzt für die deutschen Teams Gerolsteiner und Milram aktiv. Er war in mehrere Dopingskandale seit 2008 verwickelt, darunter auch im Wintersport. Der 44-Jährige wurde für seine Beteiligung an mehreren Dopingsystemen zu einer Haftstrafe verurteilt. Milan Erzen, aktueller Teammanager von Bahrain-Victorious, soll sich bei S. nach Aussagen von Ermittlern über eine mögliche Zusammenarbeit erkundigt haben.

ARD-Boykott von Bahrain-Victorious – Sprinter Phil Bauhaus reagier auf Kritik von Doping-Experte Seppelt

Vor dem Tour-Start 2022 in Kopenhagen hatten Ermittler der europäischen Polizeibehörde Europol 14 Durchsuchungen in sechs Länder gegen Mitarbeitende und Fahrer des Teams Bahrain-Victorious durchgeführt. Die Ermittlungen sind offiziell seit Herbst 2022 abgeschlossen, die Staatsanwaltschaft Marseille entscheide nun, wie es mit dem Fall weitergeht.

Phil Bauhaus, der auf der dritten Tour-de-France-Etappe als Zweiter nur knapp seinen ersten Etappensieg verpasste, reagierte bereits via Twitter auf Seppelts Anschuldigungen. „Weil andere Sportler in Vergangenheit ähnlich reagiert haben und es dann so zu deuten, dass ich aus Gründen von Doping genau so reagiere, finde ich auch nicht ok. Ich lege für niemanden die Hand ins Feuer, ich kann nur für mich persönlich sprechen.“

Außerdem störe ihn der Zeitpunkt der Veröffentlichung der ARD-Doping-Recherche kurz vor dem Start der Tour de France. „Ich finde den Bericht zum Zeitpunkt des Tour-Starts unglücklich. Als deutscher Radfahrer steht man drei Wochen im Jahr im Fokus. Ich finde, dass schnell der Eindruck entstehen kann, dass alle bei Bahrain inkl. mir ja eh alle gedopt sind. Das finde ich schade.“

Tour de France 2023: Erste schwere Bergetappe nach Laruns – Hajo Seppelt spricht über Telefonat mit Phil Bauhaus

Hajo Seppelt kündigte am Dienstagabend an, er habe mit Bauhaus telefoniert, der deutsche Sprinter werde der ARD weiterhin Interviews geben. „Es wurde deutlich, dass wir in vielen Punkten gar nicht so weit auseinanderliegen“, schrieb Seppelt. Ob weitere Fahrer des Teams Bahrain-Victorious den Boykott fortführen, ist derzeit unklar.

Am Mittwoch stehen auf der fünften Etappe nach Laruns die ersten zwei schweren Bergwertungen der Tour de France an. Es wird erwartet, dass die Favoriten Tadej Pogacar und Vorjahressieger Jonas Vingegaard erstmals ihre Form unter Beweis stellen müssen. (shh)