Triumph gegen GriechenlandDeutschland steht nach Gala im Halbfinale der Basketball-EM
Berlin – Der Pokal, um den sich alles dreht, stand auch am Dienstagabend frisch poliert und glänzend auf einem Sockel am Spielfeldrand, als sich die Mannschaften aus Deutschland und Griechenland auf ihr Viertelfinale bei der Basketball-Europameisterschaft vorbereiteten. Die Spieler haben die Trophäe noch mit eher beiläufigen Blicken zur Kenntnis genommen, allerdings hat das Turnier inzwischen eine Phase erreicht, in der sie sich konkret mit dem Gedanken befassen, ihn auch in den Händen zu halten.
Der Traum ist greifbar
Die DBB-Auswahl ist der Erfüllung ihres Traums dank einer überragenden Leistung einen großen Schritt näher gekommen, sie lag sich im ohrenbetäubenden Lärm in der erstmals ausverkauften Arena am Ostbahnhof in Berlin glückselig in den Armen, nachdem sie sich gegen einen der Titelfavoriten souverän mit 107:96 (57:61) durchgesetzt hatte. Gemeinsam mit den Fans feierte sie ihren ersten Erfolg gegen Griechenland bei einem internationalen Turnier seit 2001, erstmals seit 2005 steht sie wieder in der Runde der besten vier Nationen. Dirk Nowitzki, der das Team damals in Serbien als herausragender Spieler dorthin geführt hatte, war diesmal als TV-Gast-Kommentar, EM-Botschafter und DBB-Edelfan in der Halle. „Es war auf jeden Fall ein geiler Tag“, erklärte Aufbauspieler Maodo Lô glücklich, „ich freue mich sehr, dass wir so einen starken Gegner geschlagen haben und weiter dabei sind.“
Im Halbfinale am Freitag (20.30 Uhr, live und kostenlos bei MagentaSport) kommt es zum Duell mit Spanien, das Finnland mit 100:90 bezwungen hatte.
Antetokounmpo muss vorzeitig raus
Bundestrainer Gordon Herbert konnte auf seine beste Formation zurückgreifen, also auch auf jenes Trio, dessen Einsatz am Montag noch ungewiss war: Nick Weiler-Babb, der zuletzt wegen Problemen an der Schulter pausiert hatte, stand ebenso zur Verfügung wie Johannes Voigtmann und Franz Wagner. Voigtmann klagte in den vergangenen Tagen über Erkältungssymptome und bei Wagner fiel die Entscheidung kurzfristig positiv aus. Der 21-jährige Flügelspieler war im Achtelfinale gegen Montenegro umgeknickt. Die Knöchelblessur erwies sich aber als nicht so folgenschwer, dass sie seinen Einsatz verhindert hätte.
Für den gebürtigen Berliner Wagner war es ein Heimspiel, allerdings befanden sich unter den Zuschauern in der brodelnden Atmosphäre auch viele griechische Fans, die sich schon vor der Partie gewohnt temperamentvoll, lautstark und mit Lust am Gesang präsentierten.
Schon nach wenigen Minuten hatte es angesichts des furiosen Starts der deutschen Mannschaft aber auch ihnen die Sprache verschlagen. Dennis Schröder, Andreas Obst und Franz Wagner verwandelten nahezu jeden Wurf – 19:9 (4.).
Die griechische Mannschaft demonstrierte aber die Qualitäten eines Teams, das als einziges bei der EM noch ungeschlagen war und konterte den deutschen Angriffswirbel abgeklärt. Zu verdanken hatte sie das erwartungsgemäß ihrem Superstar Giannis Antetokounmpo. Der 27-Jährige erzielte 31 Punkte, sicherte sich sieben Rebounds und setzte seine Teamkollegen mit acht Assists in Szene – allerdings war für ihn das Match 4:56 Minuten vor Schluss nach seinem zweiten Unsportlichen Foul beendet.
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Die Mannschaften lieferten sich ein packendes Offensivspektakel, das sogar den stets besonnenen Gordon Herbert zu emotionalen Ausbrüchen trieb. Es war ein würdiger und passender Schlusspunkt der ersten Halbzeit, den Kostas Sloukas setzte: Der griechische Guard verwandelte einen Dreier in letzter Sekunde von der Mittellinie zum 61:57.
Wagner und Obst überragen aus der Distanz
Die zweite Halbzeit begann ähnlich wie die erste. Die aus der Distanz überragenden Andreas Obst und Franz Wagner (jeweils 5/7 Dreier) und Johannes Voigtmann sorgten dafür, dass die DBB-Auswahl wieder vorne lag. Und alles, was doch einmal daneben ging, sammelte der enorm starke Daniel Theis (13 Punkte/16 Rebounds) unter dem Korb ein und punktete im zweiten Versuch. Der Unterschied zur Anfangsphase bestand diesmal darin, dass Griechenland nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Unter anderem dank eines spektakulären 13:0-Zwischenlaufs entschied die DBB-Auswahl das dritte Viertel mit 26:10 für sich.
Deutschland ließ nicht nach, hielt die Intensität hoch und zermürbte ihren zunehmend resignierenden Gegner, dessen Moral spätestens mit dem Ausscheiden ihres besten Mannes gebrochen war. Für Deutschland hingegen war es nicht weiter schlimm, dass Dennis Schröder beim 103:82 nach seinem zweiten Technischen Foul ebenfalls die Halle verlassen musste. Aus den Lautsprechern dröhnte „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen. In einer der Zeilen des Liedes heißt es: „Und kein Ende in Sicht.“ Es fand sich niemand, der widersprach.
Deutschland: Lô (3), Giffey (3), Weiler-Babb (6), Voigtmann (8), Wagner (19), Theis (13), Schröder (26), Wohlfarth-Bottermann, Thiemann (10), Hollatz, Obst (19), Sengfelder. – Zuschauer: 14.073.