„Unterschiedliche Vorstellungen“Geschäftsführer Andreas Rettig verlässt Viktoria Köln
Köln – Es war eine Überraschung, als Viktoria Köln im vergangenen Mai Andreas Rettig als Vorsitzenden der Geschäftsführung präsentierte. Der gebürtige Leverkusener und Ex-Manager des 1. FC Köln unterschrieb einen Vertrag über vier Jahre und trat seinen Job am 1. Juni mit großem Elan an: Der inzwischen 59-Jährige Rheinländer war getrieben von der Vorstellung, den Drittligisten auf ein neues und vor allem professionelleres Niveau zu hieven. Zugleich sollte der erfahrene Funktionär die finanzielle Abhängigkeit von Mäzen Franz-Josef Wernze Schritt für Schritt abbauen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Gerade Themen wie Nachhaltigkeit, soziales Engagement und Bodenständigkeit galten Rettig als elementare Bausteine auf dem Weg zu einer neuen, vom Image her volksnahen und sympathischen Viktoria mit hohem Wiedererkennungswert. „Klar wollen wir den sportlichen Erfolg“, bemerkte Andreas Rettig unlängst. „Wichtig ist aber nicht nur ein 1:0, sondern der gesellschaftliche Auftrag.“
Der einstige DFL-Geschäftsführer ließ seinen Gedanken rasch Taten folgen: So ließ Rettig in jeden Spielervertrag eine Gemeinwohlklausel einbauen, mit der sich die Profis zu sozialem Engagement verpflichteten. Während Viktorias neuer Geschäftsführer den Klub auf links drehte und vor Einfällen sprudelte, hakte es im Sportlichen: Wegen zahlreicher Abgänge, einem beispiellosen Verletzungspech und einer erneut umfassenden Kaderumwälzung vor der Saison kam die von Olaf Janßen trainierte Drittliga-Mannschaft nie in Tritt und bangt auch nach dem drittletzten Spieltag weiter um den Klassenerhalt.
Abschied war längst beschlossen
Schon vor dem vergangenen Wochenende war allerdings klar, dass Rettig fortan keine Rolle mehr beim FC Viktoria spielen würde. Der Vorstand sah in Rettigs Geschäftsführung zuletzt offenbar regelmäßig vor allem Alleingänge. Anlässlich einer Vorstandssitzung vor einigen Tagen verkündete der Geschäftsführer dann abrupt seinen Abschied und beendet nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ seine Arbeit in Höhenberg vorzeitig zum 1. August. Auch ein Machtkampf mit dem Höhenberger Sportvorstand Franz Wunderlich könnte zur Trennung beigetragen haben. Offenbar gab es im Verein unterschiedliche Vorstellungen darüber, wer künftig verantwortlich sein sollte für die Zusammenstellung der Profimannschaft. Rettig konnte die Klub-Bosse nicht von seinem Weg überzeugen und zog nun die Konsequenzen.
„Unterschiedliche Vorstellungen“
„Die Entscheidung, den Klub zu verlassen, ist mir auch angesichts der aktuell schwierigen sportlichen Situation nicht leichtgefallen. Diese war für die Entscheidung jedoch nicht relevant. Da es unterschiedliche Vorstellungen über die notwendigen nächsten Schritte bei der zukünftigen Entwicklung der Viktoria gab, sind wir im Sinne des Vereins zu dieser Entscheidung gekommen“, teilte Rettig mit. Präsident Günter Pütz fand trotz der plötzlichen Trennung Worte des Dankes. „Mit Andreas Rettig verlieren wir eine tolle Führungspersönlichkeit, die in der kurzen Amtszeit wichtige Impulse gesetzt hat. Er verlässt eine besonders wirtschaftlich, aber auch ansonsten gut aufgestellte Viktoria. Wir bedauern, dass wir uns über den zukünftigen Kurs nicht verständigen konnten und freuen uns, dass er der Viktoria auch als Ehrenmitglied weiter verbunden bleibt.“