Viktoria-Geschäftsführer Eric Bock„Da kommt noch einiges auf uns zu“
- Viktoria-Geschäftsführer Eric Bock über die Auflagen für die Rückkehr von Zuschauern ins Stadion.
Herr Bock, beim FC Viktoria Köln haben alle die abgelaufene Drittliga-Saison ohne Infektion durch das Coronavirus überstanden. Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund das Hygienekonzept des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)?
Zunächst hatten wir ja alle den Eindruck, dass das Konzept sehr streng ist. Das Umziehen der Spieler in unterschiedlichen Kabinen, das Reisen zu Auswärtsspielen in getrennten Bussen bedeuteten schon eine logistische Herausforderung für uns alle. Am Ende des Tages kann ich aber behaupten, dass alles richtig gut durchdacht war. Die Vorgehensweise hatte eine wichtige Vorbildfunktion und öffnete somit auch die Türen für den Amateursport und den Nachwuchsbereich in ganz Deutschland.
Jüngst haben Deutsche Fußball-Liga (DFL) und DFB einen Leitfaden für eine Rückkehr von Zuschauern in die Stadien erstellt. Darf der Fan in der neuen Saison wieder auf volle Arenen hoffen?
Na ja, ausverkaufte Stadien wird es zunächst einmal nicht geben. Aber unser Ziel ist es, unsere Anhänger endlich wieder im Sportpark zu sehen. Prinzipiell denke ich schon, dass wir ab September wieder vor Zuschauern spielen dürfen, natürlich immer in enger Abstimmung mit den örtlichen Gesundheitsbehörden und unter Berücksichtigung der aktuellen Infektionszahlen.
Welchen Stellenwert haben Zuschauer für die Wirtschaftlichkeit von Viktoria Köln?
Weil die Dritte Liga weitaus weniger Einnahmen aus TV-Geldern und zentraler Vermarktung generiert als Vereine aus den beiden Bundesligen, sind die Klubs entscheidend abhängig von Eintrittsgeldern. Natürlich auch der FC Viktoria, wenngleich wir natürlich ein geringeres Zuschauer-Aufkommen haben als zum Beispiel der 1. FC Kaiserslautern oder der MSV Duisburg.
zur person
Eric Bock (53), geboren in Köln, war zunächst Mitglied des Viktoria-Aufsichtsrats und ist mit Axel Freisewinkel seit 2015 Geschäftsführer des FC Viktoria. Einst gründete Eric Bock mit dem Spielerberater Volker Struth die Agenturen KölnTotal (2004) und SportsTotal (2006). 2008 stieg Bock als Geschäftsführer bei SportsTotal aus. (ol)
Im Sportpark Höhenberg müssen umfängliche Bedingungen für ein Spiel mit Zuschauern erfüllt werden. Wie sehen diese konkret aus?
Den Vorgaben gerecht zu werden, ist schon eine gewaltige Aufgabe. Mindestabstände gilt es einzuhalten, und in der Konsequenz müssen auch mehr Sicherheitskräfte im Stadion sein. Ganz zu schweigen von der Problematik, wie wir Anstehschlangen verhindern oder das Ticketing organisieren können. Da kommt noch einiges auf uns zu.
Falls Zuschauer demnächst erlaubt werden: Dürfen diese nur sitzen oder auch stehen, etwa in der eigenen Fankurve?
Stand jetzt sind beide Szenarien möglich. Wir rechnen mit ungefähr 300 Stehplätzen für unsere eigenen Anhänger. Für die Sitzplatztribüne, die über 3000 Plätze verfügt, können wir 900 Tickets abgeben. Macht summa summarum 1200 Menschen, die ein Heimspiel besuchen könnten – immer in Anbetracht der Infektionslage.
Und was ist mit den Gäste-Fans?
Das ist eine weitere Hürde, vor der wir stehen, denn es wäre schon ein Problem, wenn Schlachtenbummler von auswärts geballt und in Fanbussen nach Höhenberg kommen. Da wäre eine Ansammlung vieler Zuschauer ja kaum zu vermeiden. Was wir auf keinen Fall möchten, sind Situationen, die andere Menschen gefährden.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ein stimmiges An- und Abreisekonzept erstellt werden muss.
Bei zunächst 1200 zu erwartenden Fans ist das aus unserer Sicht eher kein Problem. Noch einmal: Bauchschmerzen bereiten uns in unserer Planung die Gäste-Fans. Unsere Anhänger aus der Nachbarschaft kommen teilweise ja alleine oder zu zweit mit dem Fahrrad in die Merheimer Heide. Da ist Abstand ohnehin unproblematisch.
Wird Viktoria zur Nachvollziehbarkeit möglicher Infektionsketten die Besucher fortan zur Preisgabe personenbezogener Daten auffordern?
Das ist ja fast Alltag. Wenn man in ein Restaurant geht, muss man sich als Gast auf einem Anmeldebogen registrieren, bei einem Heimspiel von uns wird es wohl ähnlich ablaufen.
Am besten also direkt die Corona-Warn-App herunterladen, zumindest zeitnah vor einem Stadionbesuch ...
Gut möglich, dass wir diese Idee unseren Besuchern nahe legen werden, zwingen können wir aus datenschutzrechtlichen Gründen aber niemanden. Das Herunterladen der App würde allerdings einiges vereinfachen.
Falls die Nachfrage nach Tickets das Angebot übersteigen sollte: Welchen Plan hat die Viktoria für dieses Szenario entworfen? Werden Dauerkarten-Inhaber bevorzugt?
Diejenigen, die sich für den Erwerb einer Jahreskarte entschieden haben, werden natürlich zunächst begünstigt. Auf der anderen Seite müssten wir den Verkauf aber auch deckeln, wenn die Zahl von 1200 Tickets erreicht ist, die vermutlich zu Saisonbeginn verkauft werden dürfen.
Der 1.FC Köln hat die Idee, dass alle Dauerkarten-Besitzer, die auf eine Erstattung ihres Geldes bei verpassten Heimspielen verzichten, bei einer Teilbefüllung zunächst berücksichtigt werden. Ist ein solches Vorgehen auch für die Viktoria eine Option?
Das ist bei uns quasi automatisch so. Wenn Dauerkarteninhaber im letzten Jahr auf die Erstattung verzichtet und sich eine neue Saisonkarte gesichert haben, sollen sie nach unserem Konzept auf jeden Fall einen Platz bekommen.