Nach Zverev-Eklat9 berühmte Ausraster im Tennis-Zirkus
Köln – Nach seiner unbeherrschten Attacke gegen den Schiedsrichterstuhl ist Alexander Zverev beim ATP-Turnier in Acapulco disqualifiziert worden. Erinnerungen an einige denkwürdige Momente im Tennis.
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„You cannot be serious!“: Der wohl berühmteste Ausraster überhaupt. John McEnroe sieht 1981 in Wimbledon im Match gegen seinen US-Landsmann Tom Gullikson einen Ball auf der Linie, der Schiedsrichter nicht. „The Brat“ brüllt den Mann auf dem Stuhl minutenlang lautstark an - im traditionsbewussten Wimbledon, in dem Etikette und Anstand fast noch wichtiger sind als Serve and Volley, ein Rieseneklat.
Nicht mit mir: Jimmy Connors, auch nicht gerade als Kind von Traurigkeit bekannt, macht im Halbfinale gegen Ivan Lendl 1986 in Boca Raton kurzen Prozesse. Einen Ball von Lendl wähnt er im Aus, doch Lendl erhält den Punkt. Connors diskutiert, lamentiert, kassiert erst einen Strafpunkt, dann einen Spielabzug. Das ist zuviel des Guten: Connors packt seine Tasche und verlässt den Platz. Game, Set, Match Lendl.
Frauenpower 1: Dass Serena Williams eine der größten Spielerinnen aller Zeiten ist, bleibt unbestritten. Ihr Temperament geht allerdings nicht selten mit ihr durch. Zuletzt im US-Open-Finale 2019 gegen Naomi Osaka, als sie Schiedsrichter Carlos Ramos als „Dieb“ beschimpft, sich verbotenerweise coachen lässt und diverse Schläger durch die Gegend schmeißt. 2009 hat sie es im Halbfinale an gleicher Stelle gegen Kim Clijsters noch doller getrieben. Einer Linienrichterin kündigt sie an: „Ich werde dir diesen verdammten Ball in deinen verdammten Hals schieben.“ Kann man mal so machen.
Frauenpower 2: Karolina Pliskova machte auch mal mit - und zwar ziemlich nachdrücklich. Im Match gegen Maria Sakkari 2018 in Rom ärgert sich die damalige Nummer eins so sehr über alles und jeden, dass sie beim Seitenwechsel in bester Zverev-Manier mit voller Wucht mit dem Schläger den Schiedsrichterstuhl malträtiert. Ein Loch im Seitenteil belegt die bemerkenswerte Kraft hinter den Schlägen. Das Match geht übrigens an Sakkari.
Der Maestro: Roger Federer? Wirklich? Roger Federer benimmt sich daneben? Ja, kann er. In seiner Kindheit soll er sogar ein echter Wüterich auf dem Platz gewesen sein, Bildbelege davon gibt es keine. Dafür von seinem Halbfinale gegen Novak Djokovic 2009 in Miami, als Federer voller Wut auf seinen Schläger losgeht. Anschließend entschuldigt er sich wohl hundertmal bei allen, beim Schiedsrichter, dem Gegner, den Zuschauern, den Ballkindern, seiner Mutter und jedem, der ihm über den Weg läuft.
Der Nole: Der berühmteste Ausraster von Novak Djokovic liegt noch nicht so lange zurück. Im Achtelfinale der US Open 2020 gegen Pablo Carreno Busta kassiert der Djoker ein Break und feuert wutentbrannt einen Ball mit voller Wucht nach hinten ab. Eine Linienrichterin sackt zusammen, der Ball hat sie am Kehlkopf getroffen. Djokovic ist sichtlich erschrocken, doch all seine wortreichen Entschuldigungen bewahren ihn nicht vor der Disqualifikation.
Eigentor: Goran Ivanisevic hat stets hohen Unterhaltungswert. Gerne beschimpft der „Herr der Asse“ deutlich hörbar Schieds- und Linienrichter, Zuschauer und auch mal sich selbst. 2000 zerstört er im Achtelfinale gegen Lee Hyung-taik in Brighton einen Schläger nach dem anderen - bis keiner mehr in der Tasche, das Match aber noch nicht beendet ist. Ersatz ist auch keiner mehr da, mangels Spielgerät muss Ivanisevic aufgeben.
Körperverletzung 1: David Nalbandian lässt es mal richtig krachen. Im Londoner Queen's Club hat der Argentinier 2012 im Finale gegen Marin Cilic das Gefühl, dass alles gegen ihn läuft. Aus vollem Lauf tritt er also gegen eine Werbebande vor dem Stuhl eines Linienrichters. Ein Stück Bande zersplittert, das Material bahnt sich seinen Weg ins Bein des Linienrichters, Blut fließt. Nalbandian muss sich nicht länger ärgern, er darf unter die Dusche.
Körperverletzung 2: Ja, so ein Stuhlschiedsrichter lebt durchaus gefährlich, manchmal endet ein Match sogar beim Notarzt. Beim Davis Cup 2017 zwischen Kanada und Großbritannien hämmert Denis Shapovalov den Ball nach einem verlorenen Punkt mit voller Wucht Richtung Stuhl - und trifft Referee Arnaud Gabas mitten im Gesicht. Der Franzose erleidet einen Bruch des Augenhöhlenbodens und landet im Krankenhaus, Shapovalov darf sich umziehen. (oke/sid)