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Mit VideoUnterwegs mit dem Lokführer der RB25 von Gummersbach nach Köln

Lesezeit 6 Minuten
Ein Lokführer an seinem Arbeitsplatz.

Knapp 15.000 Mal hat Dominic Eichert die Strecke nach Köln und zurück schon absolviert, schätzt er selbst.

Dominic Eichert (33) ist zurück auf seiner Hausstrecke. Wir durften ihn im Führerstand begleiten. Und erfuhren, welche Tücken die Fahrt nach Köln hat.

Nun fährt sie wieder, die „Oberbergische Bahn“. Zehn Monate lang mussten sich die Oberberger mit einem umständlichen Schienenersatzverkehr herumplagen. Vor drei Wochen wurde die neue Brücke in Loope endlich fertig, die RB25 konnte den Pendelverkehr zwischen Marienheide und Köln wieder aufnehmen. Damit ist Lokführer Dominic Eichert (33) zurück auf seiner Hausstrecke. Wir durften ihn im Führerstand begleiten.

14.52 Uhr, Abfahrt in Gummersbach

Ein paar Zahlen vorweg: Die Bahnstrecke von Lüdenscheid nach Köln, Hansaring, ist 97 Kilometer lang. Zwischen Marienheide und dem Kölner Hauptbahnhof gibt es mehr als 60 Eisenbahnüberführungen und 30 Bahnübergänge, dazu kommen zwischen Dieringhausen und Overath vier große Aggerbrücken mit einer Länge von jeweils rund 50 Metern. Der Reporter darf alles aus der ersten Reihe erleben.

14.58 Uhr, Dieringhausen

Dominic Eichert steigt zu, nach kurzer Übergabe mit dem Lokführerkollegen nimmt er seinen Posten ein. Der Dieringhausener Bahnhof ist Dreh- und Angelpunkt des Schienenverkehrs im Oberbergischen, nämlich Sitz der Dienststelle für 36 Lokführer und sieben Lokführerinnen und rund 30 Serviceleute. Eichert fährt heute nicht zum ersten Mal nach Köln, und es wird nicht das letzte Mal sein. Dreimal hin und dreimal zurück an einem Tag ist normal. Seit 2012 ist er überwiegend auf der oberbergischen Strecke unterwegs. Über die Jahre dürften damit knapp 15.000 Fahrten zusammengekommen sein.

15.07 Uhr, Ründeroth

Die Herausforderung seines Jobs ist, dass er trotz aller Routine hellwach bleiben muss. Und dabei hilft Eichert die Technik. Zum einen muss er mit dem Wachsamkeitshebel jedes Signal, das ihm auf der Strecke begegnet, bestätigen. Zum anderen ruhen seine Füße auf einem Totmannpedal, das er in regelmäßigen Abständen entlasten muss. Andernfalls legt der Zug eine automatische Vollbremsung hin. Eichert ist überzeugt: „Besser geht es nicht.“

15.19 Uhr, Engelskirchen

Der Zug startet mit vier Minuten Verzögerung, später in Rösrath werden noch einmal drei Minuten dazu kommen. Grund ist in beiden Fällen, dass der Zug aus der Gegenrichtung durchgelassen werden muss. Wer Vorfahrt hat, entscheidet die Fahrdienstleitung in Köln. Der andere Zug, in diesem Fall der unsrige, muss in einem der zweigleisigen Bahnhöfe warten, weil die Strecke dazwischen in der Regel bloß eingleisig ist. Der geplante zweigleisige Ausbau der RB 25 wird der Pünktlichkeit auf die Sprünge helfen.

Dominic Eichert lässt den Dieselmotor für die kurze Dauer der Zwangspause durchtuckern, damit die Klimaanlage nicht ausfällt. Der sommerliche Frühlingstag würde sonst schnell dafür sorgen, dass die Luft in den Wagen dick wird. In Loope überquert der Zug die nagelneue Aggerbrücke. Eicherts Sitz ist gut gefedert, dennoch verbindet er mit der Brücke ein anderes Fahrgefühl: „Man merkt das sofort. Die alte Brücke war für ihr Alter in Ordnung, aber viel ruckeliger und lauter.“

15.35 Uhr, Overath

Dominic Eichert ist in Gummersbach-Bernberg aufgewachsen und wohnt heute in Reichshof-Oberagger. 2008 hat er seine Ausbildung aufgenommen, von Berufs wegen ist er ein „Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Lokführer und Transport“. In den ersten Jahren war er im Güterverkehr unterwegs: „Das ist noch Technik der alten Schule, hohe Tonnagen, man muss das Bremsen richtig planen. Das ist für den Lokführer anspruchsvoller“, erläutert Eichert. „Aber wenn man wie ich Menschen mag, ist man bei der Regionalbahn besser aufgehoben.“

Auf der RB25 transportiert er Fahrgäste statt Container und pflegt kollegialen Umgang mit den anderen Lokführern der Dienststelle: „Ich mag den Plausch mit den Kollegen zwischendurch. Wir haben in Dieringhausen eine nette Truppe.“

Ein Blick auf das Armaturenbrett des Führerstands.

Den Wachsamkeitshebel hat der Lokführer stets in der Hand.

15.40 Uhr, Honrath

Es ist doch so: Auf dem Weg von Marienheide nach Köln durchquert die RB25 eine Bilderbuchlandschaft, die als Vorbild für eine Modelleisenbahn dienen könnte. Vorhin haben wir das Schloss in Ehreshoven passiert. Zum touristischen Schauprogramm gehört sogar ein ein Kilometer langer Tunnel, den wir vor Hoffnungsthal durchqueren und der seinen ganzen archaischen Reiz entfaltet, wenn man im Führerstand das Licht am Ende näher kommen sieht.

15.45 Uhr, Hoffnungsthal

Damit der Reporter den Lokführer nicht zu sehr ablenkt, ist Teamleiter Steffen Pierskalla mitgefahren. „Die Strecke der RB25 ist wegen der vielen Bahnübergänge anspruchsvoll“, erläutert der Fachmann. Im Bereich Loope gebe es allein fünf auf vier Kilometern Strecke. Heikel werde es, wenn eine Schranke ausfällt und der Lokführer aussteigen muss, um den Übergang zu sichern. Dann ist das System aus dem Rhythmus und auch die nächste Schranke wird nicht funktionieren.

15.53 Uhr, Rösrath

Wildtiere nutzen ohnehin keine beschrankten Bahnübergänge. Der zweimal 138 Tonnen schwere Zug hat einen langen Bremsweg. Hässliche Unfälle bleiben da nicht aus. Mehr als zwei Dutzend Zusammenstöße mit Rehen oder Wildschweinen hat Dominic Eichert schon erleben müssen.

15.56 Uhr, Rösrath-Stümpen

Auf der schnurgeraden Passage mitten durch den Wald kann Eichert aufs Gas drücken und erreicht die Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern. Jeder der beiden Wagen seines Zugs hat einen eigenen Antrieb. Die Motoren sind synchronisiert, aber einer der beiden hat heute nicht seine volle Leistungsfähigkeit, wie ein Blick auf die Instrumente bestätigt. Eichert: „Man spürt das.“

Der Lokführer lehnt aus dem Fenster, im Hintergrund sieht man den Dom.

Vor jeder Abfahrt guckt der Lokführer auf den Bahnsteig.

16.02 Uhr, Frankfurter Straße

Die schöne bergische Landschaft liegt längst hinter uns. Aber wenn das Kölner Panorama mit dem Dom erstmals in den Blick komme, sei das für ihn immer ein kleiner Höhepunkt, sagt der Lokführer.

16.07 Uhr, Trimbornstraße

Der zweite Kölner Haltepunkt hat einen besonders kurzen Bahnsteig. Wenn der Zug aus zwei Wageneinheiten besteht, muss eine Servicekraft mitfahren, die zur Sicherheit darauf achtet, dass keine Tür sich ins Leere öffnet. Während der übrigen Zeit kontrolliert sie Fahrscheine.

16.11 Uhr, Messe/Deutz

Je näher wir dem Rhein kommen, desto größer ist das Gedränge auf dem Bahnsteig: „Es ist sehr wichtig, dass die Fahrgäste hinter der Sicherheitslinie am Bahnsteig warten“, sagt Eichert. „Wenn es doch mal etwas voller am Bahnsteig wird, gehört es zu meiner Aufgabe, angemessen vorsichtig zu fahren. Aber man darf sich davon nicht lähmen lassen. Wenn man dann immer schweißnasse Hände bekäme, wäre man hier verkehrt.“

16.13 Uhr, Hauptbahnhof

Es gibt ein besonderes Zusammenwirken von Mensch und Maschine im Führerstand. Auf einem Display wird dem Lokführer angezeigt, ob alle Türen geschlossen sind. Dennoch ist er verpflichtet, sich vor der Abfahrt mit einem Blick aus dem Fenster zu vergewissern, ob alles in Ordnung ist. Bei den Intercitys gibt der Zugführer, der dem Triebwagenführer vorgesetzt ist, vom Bahnsteig aus mit der Pfeife den „Abfahrtsauftrag“. Dominik Eichert gibt ihn sich gleichsam selbst.

16.15 Uhr, Ankunft am Hansaring

Die letzten Fahrgäste steigen aus. Dominic Eichert fährt noch ein Stück aus dem Bahnhof heraus, und wechselt dann über eine Umstiegshilfe in den hinteren Wagen, der nun der vordere wird.

Die Schönheit der Strecke von und nach Oberberg mag vielen genervt-müden Berufspendlern nicht mehr ins Auge fallen, Dominic Eichert hat sich den Sinn dafür auch nach vielen tausend Fahrten bewahrt, wie er versichert. „Für mich gibt es kaum etwas Schöneres: Ich arbeite im Führerstand und kann dabei zum Beispiel den Sonnenauf- oder -untergang sehen. Andere träumen von so einem Arbeitsplatz.“