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Smiley-Display und SeitenradarIn Wachtberg gibt es ein Lächeln für mehr Sicherheit

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Das neue Geschwindigkeitsdisplay der Gemeinde Wachtberg.

Wachtberg – Ein halbes Jahr lang mussten wir uns anmelden, wenn wir wollten, dass der Rhein-Sieg-Kreis an einer Straße in Wachtberg die Geschwindigkeit der Autofahrer kontrollieren sollte. Das ist jetzt vorbei“, sagte der Wachtberger Gemeindebürgermeister Jörg Schmidt gestern in Pech. In unmittelbarer Nähe von Grundschule und Kindergarten installierte die Gemeinde für eine erste Demonstration ihre Neuerwerbungen: Ein Geschwindigkeitsdisplay und ein Seitenradar. Beide Geräte können die Geschwindigkeit von Fahrzeugen messen und aufzeichnen. „Zusammen hat das etwa 4000 Euro gekostet“, sagte Schmidt.

„Wir hatten bislang keine Möglichkeit, an neuralgischen Punkten schnell zu reagieren. Und jede Schule und jede Kita ist solch ein Punkt“, erklärte Schmidt. Bei seiner Tour durch die Gemeinde unter dem Titel „Bürgermeister vor Ort“ hatte er sich notiert, wo Anlieger sich über zu schnell fahrende Fahrzeuge beklagten. Die Liste wuchs, aber praktisch konnte er nichts unternehmen. „Wenn der Kreis für uns irgendwo gemessen hat, dann kam hinterher meist raus, die Autos seien nicht zu schnell gewesen“, sagte Schmidt: „Wenn wir jetzt messen, dann haben wir aber die kompletten Daten.“

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Bürgermeister Jörg Schmidt und Jan Schatton, Fachbereichsleiter Bürgerdienste stellen die neue Geschwindigkeitsanlage vor.

Das sind freilich bloß Angaben wie Ort, Uhrzeit und gefahrene Geschwindigkeit, wie Jan Schatton, der Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste in der Wachtberger Gemeindeverwaltung, betonte: „Wir erfassen keine Kennzeichen oder irgendetwas, womit ein Fahrer identifizierbar wäre.“ Aber die Gemeinde kann anhand der Daten dann genau sagen, wie viele Fahrzeuge in einer gewissen Zeit an einem Messgerät vorbeigefahren sind, wie viele sich an die Geschwindigkeit gehalten haben und wie viele grob drüber waren. „Uns geht es darum, subjektive Meinungen mit Daten zu begegnen“, sagt Schmidt.

Fahren Autos also bloß „gefühlt“ zu schnell, oder tatsächlich? Wenn sie künftig tatsächlich zu schnell fahren, dann soll künftig über weitere Maßnahmen entschieden werden. Das kann schlicht sein, dass dann gebührenpflichtig geblitzt wird – in solch einem Fall wäre nämlich laut Schatton auch die Bonner Polizei für einen Einsatz zu haben. Es kann aber auch überlegt werden, ob bauliche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um Autofahrer dadurch dazu zu bringen, nicht so viel Gas zu geben. Am Langenacker in Pech gibt es zwar Tempo 30-Schriftzüge auf der Straße, und Rampen mit weißen Dreiecken als Hinweis darauf, aber Schmidt findet: „Diese Rampen sind doch relativ harmlos.“

Seitenradar etwas präziser

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Jan Schatton, Fachbereichsleiter Bürgerdienste, schaut ins Innere des Seitenradars.

Das Smiley-Display hängt nun noch eine Weile, mindestens bis ein paar Tage nach Schulbeginn, in der Straße am Langenacker. Das Seitenradar hat sich Schatton noch einmal unter den Arm geschnappt. Dieses Gerät kann unabhängig an einer anderen Stelle eingesetzt werden, um die lange Liste von Schmidt schneller abzuarbeiten.

Zu schnell

Die Polizei Bonn sammelt wie die Gemeinde Wachtberg jetzt mit Seitenradar Messdaten über die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit. Zahlen gibt es aber nur für Verstöße: 45 432 Fahrer waren in ihrem Zuständigkeitsbereich im Jahr 2021 zu schnell und wurden belangt. Dazu mussten nur 7229 angehalten werden, die anderen wurden ermittelt. (mfr)

Dieses Seitenradar misst laut Schatton auch etwas präziser als die Tafel mit dem lachenden oder mürrischen Gesicht. „Das liegt daran, weil das Radar auf Stoßstangenhöhe befestigt wird und präzise jedes Fahrzeug erfasst. Mit einem Schlüssel öffnet er die Frontklappe des mit Schrauben und Schlössern an einer Laterne gesicherten Geräts: „Radar, Akku, ein Kipphebel zum Scharf stellen. Viel mehr ist da nicht drin.“ Der Akku reicht mindestens zwei Wochen, schätzt Schatton – je nach Verkehr. Und nochmals betont er: „Daten von Autofahrern gibt es hier drin nicht.“ Ein bisschen spielt die Angst vor Zerstörung und Diebstahl mit.

Bürgermeister Schmidt erhofft sich von dem neuen Geschwindigkeitsdisplay noch einen anderen Effekt: „Ich glaube, Autofahrer bremsen auch ab, wenn sie wissen, dass sie nicht geblitzt werden, und der Gedanke, an dieser Stelle langsam zu fahren, setzt sich fest. Es will doch keiner ein trauriges Gesicht sehen, oder?“ So kann das grüne lachende Gesicht vielleicht ganz ohne Strafen zu mehr Sicherheit beitragen.