Pantomime in ReichshofMilan Sládek begeistert mit Welturaufführung in Eckenhagen
In Erinnerung an Franz Bodo Gerono hat das Kunstkabinett Hespert in Kooperation mit „Kultur im Ferienland Reichshof“ am Freitagabend die Welturaufführung von „The Magic Four“ im Eckenhääner Huus organisiert – eine Veranstaltung, die der im Juni verstorbene, langjährige Direktor des Kunstkabinetts, noch vor seinem Tod geplant hatte.
In einer vierteiligen Collage, zusammengesetzt aus solistischer Darstellung, Maskenspiel und freier Improvisation, trat der weltberühmte Pantomime Milan Sládek aus Köln vor knapp 100 Zuschauern im Eckenhääner Saal in einen Dialog mit dem Hermesdorfer Klangkünstler Jochen Fassbender und dessen selbst entwickelten Klanginstrumenten aus Glas, Stein oder Metall.
Alles dreht sich um die Vier
„Vier“ war die magische Zahl des Abends. Zu Donnergrollen und Glockenschlägen aus dem Klangturm präsentierte sich Sládek in vier verschiedenen riesigen Masken, die den ganzen Oberkörper bedeckten. Es sind auch vier Temperamente (Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker und Melancholiker), die der griechische Arzt Hippokrates vor annähernd 2500 Jahren definierte und die der Pantomime nun ausdrucksvoll mit einer überragenden Präzision in Mimik und Gestik in der Gegenwart spielte.
Deutlich war dem 84-Jährigen die Freude anzumerken, seine Kunst zu präsentieren. Grandios war etwa die Darstellung eines Gassi-Gehens, bei dem er die Hinterlassenschaft seines treuen Gefährten vom Gehweg entfernen musste.
Sládek wird zum Kunstobjekt
Begeistert bejubelte das Publikum seine Verwandlung in vier maßgebliche Figuren aus der italienischen „Commedia dell’arte“ mit den Masken von Harlekin über Dottore und Pierrot bis zu Pantalone. Als Krönung entwickelte der Pantomime eine Interaktion mit wehenden, hauchdünnen Folien, während er sich dazu mit vier Körperfarben in weiß, gelb, blau und rot selbst in ein Kunstobjekt transformierte.
Hinterher verriet Klangkünstler Fassbender, dass nur der Handlungsrahmen geplant gewesen sei. Während der Vorstellung hätten Sládek und er sich feinfühlig aufeinander einstimmend agiert.
Stahl-Cello und Metallharfe
Zwischendurch hatte der Instrumentenerfinder mit seiner Krummflöte mehrere Zuschauer auf die Bühne gelockt, die sich gut mit exotisch anmutenden Instrumenten wie Stahl-Cello, Quarzröhrenspiel, Steinschwingen oder Metallharfe in das sphärisch-magische Spiel der anderen einfügen konnten.
Zudem war der Abend nicht nur eine Welturaufführung, sondern auch die Generalprobe für den 85. Geburtstag des Pantomimen im nächsten Frühjahr. Der Bensberger Theaterschauspieler Gerd J. Pohl, der im März mit „Nosferatu“ im Engelskirchener Wolllager gastiert hatte, fasste am Ende kompetent zusammen: „Das war einzigartig.“