Zusätzlich zum bestehenden Windpark werden bei Vlatten weitere Anlagen geplant. Die Stadt Heimbach hat wenige Optionen für Standorte.
WindkraftVlatten fühlt sich umzingelt wie das gallische Dorf
Die Stadt Heimbach muss, genauso wie alle anderen Kommunen, auch ihren Beitrag zur Energiewende leisten. 1,8 Prozent der Landesfläche muss NRW bis 2032 für die Windkraft bereitstellen, fordert das „Wind-an-Land“-Gesetz. Was das für die ländlichen Kommunen bedeutet, ist noch nicht klar, da ebenso wenig klar ist, ob in den Ballungsgebieten überhaupt genug Potenzialflächen gefunden werden. So könnte es sein, dass dieser Prozentsatz auf dem Land noch steigt. Für Vlatten bedeutet das zum Beispiel, dass es bald von Windrädern umzingelt sein könnte – wie bei Asterix das berühmte gallische Dorf von Römerlagern.
Denn neben den Windenergieanlagen (WEA), die aktuell zwischen Vlatten und Berg repowert werden, den Windrädern, die zwischen Hergarten und Vlatten zum Repowering anstehen, und dem Windpark, der mit vier WEA zwischen Wollersheim und Vlatten entsteht, plant die Stadt aktuell, eine Fläche in der Gemarkung Walbig für die Windkraft auszuweisen – von Vlatten aus gesehen in südwestlicher Richtung.
Acht Windräder sollen südwestlich von Vlatten gebaut werden
„Wir haben eine besondere Situation. Zum einen, dass wir große Flächen im Nationalpark haben, die nicht für die Windkraft zur Verfügung stehen. Und darüber hinaus zwei Ortslagen, die sich im Tal befinden“, erläuterte Bürgermeister Jochen Weiler. Auf gut Deutsch: Andere Flächen als rund um Vlatten und Hergarten sind im Stadtgebiet nicht zu finden. „Mir ist klar, dass das für die Bevölkerung immer eine Belastung ist, dort diese Fläche auszuweisen“, sagte er.
So stehe zu befürchten, dass die im Stadtgebiet eigentlich propagierten 1000 Meter Abstand der Windräder zur Wohnbebauung nicht mehr zu halten seien. Deshalb sei die Überlegung des Rates, in der Gemarkung Walbig eine weitere Positivfläche auszuweichen, die gewisse Abstandsflächen zu Vlatten und Hergarten aufweise.
Bereits im Januar hatte Weiler in einer Infoveranstaltung in Vlatten über das Vorhaben berichtet. Fünf 250 Meter hohe und drei 200 Meter hohe Anlagen sind dort auf circa 140 Hektar geplant. Im Stadtrat stand nun die Beteiligung der Öffentlichkeit auf der Tagesordnung. Damit solle ihr möglichst früh die Gelegenheit gegeben werden, Stellung zu beziehen und auf Problempunkte hinzuweisen.
Vier Wochen haben die Bürger nun die Gelegenheit, noch vor der offiziellen Offenlage im Genehmigungsverfahren Stellung zu beziehen. Die Gelegenheit nahm die Initiative „Vlatten läuft Sturm“ in Person von Christoph Pranter wahr, um darauf hinzuweisen, dass in den Unterlagen und Gutachten, die der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, ein wesentlicher Punkt fehle.
Vier Anlagen im Windpark bei Wollersheim sind genehmigt
REA GmbH und Energiekontor Aachen sind die Firmen, die die Planungen auf den als Windpark vorgesehenen Flächen bereits vorangetrieben haben. In den von ihnen vorgelegten Gutachten sei kein Hinweis auf den bereits genehmigten Windpark mit vier Anlagen zwischen Wollersheim, Eppenich und Vlatten zu finden. Der sei in den Berechnungen nicht berücksichtigt worden, obwohl bereits eine Baugenehmigung erteilt sei. Damit seien nach Ansicht Pranters die Gutachten hinfällig. Das sei umso unverständlicher, als dass die Firmen, die den Windpark in Walbig planen, auch den bei Wollersheim projektiert haben.
Tatsächlich taucht der Wollersheimer Windpark nur über die Erwähnung einer E-Mail in der Literaturliste in dem Gutachten auf. Tancu Mahmout von der Projektentwicklungsfirma VdH, die für die Stadt die Bauleitplanung übernommen hat, gab dem Hinweis teilweise recht. Es sei aus den Unterlagen nicht direkt ersichtlich, ob der Wollersheimer Windpark berücksichtigt sei.
„Ich habe auch versucht, das ohne Input von Externen erst mal zu recherchieren“, sagte er – das sei aber so einfach nicht möglich. Faktisch sei es so, dass die Genehmigung des Windparks in Wollersheim berücksichtigt worden sei. Ihm sei gesagt worden, dass sich an den Zahlen nichts ändere. „Wir sollten das Ganze jedenfalls in den Gutachten noch etwas transparenter ausführen, damit das für alle klar ist“, stellte er fest.
Holger Beck (Grüne) wies darauf hin, dass die in dem Entwurf des Bebauungsplans vorgelegten Zahlen fast wie ein Investorenplan klingen. So seien für jede einzelne Anlage Höhengrenzen, Schallpegel, Ersatzgelder und Ähnliches festgeschrieben. Das könne bei einem Bebauungsplan Probleme mit sich bringen. Schon der Einbau eines anderen Motors liefere dann andere Werte, als im Bebauungsplan vorgesehen sei. Dem widersprach Mahmout. Es handele sich dabei nicht um Festsetzungen, sondern um Hinweise, so dass die Öffentlichkeit frühzeitig erkennen könne, was gebaut werden soll.
Die Windpark-Pläne
Acht Windenergieanlagen (WEA) sollen laut der vorgestellten Planung auf der projektierten Fläche zwischen B 265 und L 218 auf rund 140 Hektar errichtet werden. Zu den Ortsrändern von Vlatten und Hergarten werden 1000 Meter Abstand eingehalten, zu Wohnhäusern im Außenbereich rund 500 Meter.
Im Windpark Walbig sollen insgesamt acht WEA entstehen, drei Anlagen mit einer Gesamthöhe von 200 Metern sowie fünf mit 250 Metern Höhe. Es handelt sich dabei um Windräder der Firma Vestas mit einer Leistung von jeweils 7,2 Megawatt. Im Windpark Vlatten stehen aktuell auf zwei Flächen elf Anlagen. Acht Altanlagen sollen durch fünf moderne repowert werden, zwei mit 180 Metern Gesamthöhe, drei mit 200 Metern. Außerdem stehen dort drei Altanlagen mit einer Gesamthöhe unter 100 Metern, deren Repowering derzeit geplant wird.