Boykott beim Balu, WM-Party im Platz: Welche Kneipen in Wipperfürth und Lindlar Public Viewing zur Fifa-WM 2022 anbieten und welche Katar boykottieren.
FußballDiese Kneipen in Wipperfürth und Lindlar zeigen die WM – andere boykottieren
Ab dem 20. November ist es soweit, die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar beginnt. Selten war eine WM so umstritten: Diskriminierung, Menschen werden wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt, Meinungsfreiheit ist ein Fremdwort. Der Fußballweltverband Fifa steht massiv in der Kritik. Kurzum: Haben die Fans überhaupt Lust zum Rudelgucken?
Erste Kneipen in der Region boykottieren die TV-Übertragungen der WM bewusst. Wie sieht das in Wipperfürth und Lindlar aus?
Boykott beim Balou
Im Lindlarer „Gasthaus zur Helling“ soll die Weltmeisterschaft keine Rolle spielen. „Ich zeige in meiner Kneipe auf keinen Fall auch nur ein Fußballspiel im TV, denn wir boykottieren eindeutig die Fußball-WM in Katar“, sagt Inhaber Stephan Reif. „Das, was da in Katar passiert, ist erst der Anfang, wer weiß, was da noch alles so rauskommt“, so Reif weiter, der die Menschenrechtsverletzungen und die Zustände in Katar anprangert. „Am liebsten wäre mir, wenn die deutsche Mannschaft ganz früh aus dem Turnier fliegt“, sagt der Kultkneipier aus Lindlar.
„Außerdem ist das wegen der Weihnachtszeit und dem Winterwetter hierzulande ein schlechter Zeitpunkt für Fußballgucken in der Kneipe“, so Stephan „Balou“ Reif weiter.
Beim Knüss läuft der Fernseher
Der Inhaber der Frielingsdorfer Kneipe „Zur Schützenburg“ sieht das Thema zur WM in Katar zwiegespalten. „Klar ist das, was da in Katar im Vorfeld passiert ist, schlecht. Aber wenn meine Gäste die Spiele der WM sehen möchten, dann würde auch in meiner Kneipe der Fernseher laufen, geplant ist aber kein Special Event“, sagt Inhaber Gerrit Jüncke.
Toni zeigt Fußball ohne Party
Auch in der Lindlarer Sportsbar „Lindenhof“ soll der Ball via TV rollen. „Wir zeigen die Spiele für unsere Fans, aber nicht so wie sonst zur WM üblich, mit geschmückter Kneipe und Fahnen“, sagt Kiriakos „Kuli“ Panagiotidis vom Restaurant Lindenhof. „Wir finden das mit den Menschenrechtsverletzungen in Katar natürlich schlecht; aber wir haben fußballbegeisterte Gäste, die wollen alle vier Jahre die Fußball-WM sehen und nicht weggucken; auch wenn die Gäste diesmal vielleicht nicht unbedingt mit Trikots und Schminke in den Nationalfarben zum Fußball in die Kneipe gehen werden“, sagt Panagiotidis.
Beim Biesenbach bleibt der Fernseher schwarz
Auch die Inhaber vom „Haus Biesenbach“ in Lindlar, Reimund und Reiner Biesenbach, sehen die WM-Vergabe nach Katar kritisch: „Wir zeigen bei uns keine Fußballspiele, unser Fernseher läuft nicht“, so die Inhaber. Weihnachten und Fußball-WM, das passe nicht.
Im Hanse spielt die WM zweite Geige
Für Adam Jarek vom „Hanse-Café“ in Wipperfürth steht fest, dass das Fernsehgucken bei der WM nur zweitrangig ist: „Wir machen diesmal kein Public Viewing und es soll kein eigenes Fußball-Event sein, bei mir läuft der Fernseher während der Spiele daher nur im Hintergrund“, so Jarek. „Wir unterstützen die sportliche Ebene der WM, das soll im Vordergrund stehen, aber was die politische Seite hinsichtlich der WM-Vergabe betrifft, davon distanzieren wir uns“, beschreibt Jarek.
Kein großes Ding in der Penne
Für die „Penne“ am Markt in Wipperfürth ist der schwierige Saisonzeitpunkt der WM-Ausrichtung entscheidend: „Ich empfinde bisher überhaupt keine Stimmung unter den Gästen, wenn die WM jetzt im Winter und in der Weihnachtszeit stattfindet“, sagt Karsten Johnen, Inhaber der Penne. „Während der früheren Weltmeisterschaften im Sommer haben meine Gäste schon Wochen vorher ihre Tische reserviert, jetzt ist das nicht der Fall – irgendwie ist bisher kein Gefühl für eine WM im Winter da“, so Johnen weiter. Aber wenn seine Gäste am TV-Bildschirm in der Penne die WM doch sehen wollten, „dann kann ich denen das natürlich auch nicht verbieten“, so Johnen weiter.
Der Platz zeigt alle Spiele
Anders im „Platz 16“ am Wipperfürther Marktplatz: „Bei uns laufen alle Spiele der WM, wir hoffen auf viele Fans, die bei uns gucken, denn alleine nach der schwierigen Zeit in der Corona-Pandemie ist jetzt wieder Fußball für unsere Gäste angesagt“, sagt Alina Huth vom Platz 16.
Das Brauhaus baut drei Leinwände auf
Auch das Wipperfürther „Brauhaus“ will die deutschen WM-Spiele sogar auf insgesamt „drei großen Leinwänden“ zeigen, sagt Inhaber Marco Schlierenkamp. „Wir boykottieren das nicht, jeder Fan und Gast soll das Thema Katar handhaben, wie er will, aber bei uns kann jeder die Spiele gucken; auch wenn die Gäste bisher nicht in einer so euphorischen Vorfreude auf die WM sind wie zu früheren Turnieren“, so Schlierenkamp weiter.
„Ich kann die Kneipen in Köln verstehen, wenn die die WM boykottieren, jeder geht mit dem Thema eben anders um. Aber dass sich nach den ganzen Jahren, die seit der Vergabe an Katar vergangen sind, nun, kurz vor dem Turnier über Geld und Korruption beschwert wird, finde ich schwierig. Als die WM 2006 nach Deutschland vergeben wurde, war der DFB auch nicht ganz unschuldig“, sagt Schlierenkamp.