Wir stellen jeden Monat Gegenstände aus vergangener Zeit gemeinsam mit dem Museum in der Rubrik „Bergisches Zeitzeichen“ vor. Heute geht es um Pilz-Modelle.
Handgefertigte PilzeFreilichtmuseum Lindlar zeigt Modelle aus den 1950er Jahren
Pilz ist nicht gleich Pilz, weiß Vivienne Richter, studentische Hilfskraft im LVR-Freilichtmuseum Lindlar. Das Museum besitzt handgefertigte historische Pilzmodelle der Firma Somso aus den 1940er und 1950er Jahren. Insgesamt 39 Exemplare befinden sich seit kurzem in der Sammlung, nachdem sie einige Jahre als Dekoration im Schaufenster einer Apotheke in Köln-Höhenberg gedient hatten, um Laufkundschaft anzulocken.
„Modelle dieser Art wurden damals für den naturkundlichen Unterricht hergestellt und werden auch heute noch von Expertinnen und Experten genutzt, um essbare und giftige Pilze leichter unterscheiden zu können und dieses Wissen anschaulich zu vermitteln“, erklärt Richter. Die Einzelstücke sind detailreich, naturgetreu und wissenschaftlich fundiert aus Kunststoff, Holz und Moos in Handarbeit hergestellt.
Firma Somso bot in Hochzeiten 480 unterschiedliche Pilzarten zum Kauf an
Die Firma Somso wurde am 17. Juli 1876 von Marcus Sommer Senior in Sonneberg/Thüringen als Werkstatt zur Herstellung anatomischer, zoologischer und botanischer Modelle gegründet. 1890 gehörten bereits 200 verschiedenen Modelle zum Repertoire der Firma, in Hochzeiten wurden sogar 480 unterschiedliche Pilzarten zum Kauf angeboten. Zunächst wurden die Modelle aus Papiermaché gefertigt, später aus Kunststoffen, sodass noch detailgetreuer gearbeitet und die Haptik optimiert werden konnte.
Somso war und ist stets dafür bekannt, eng mit Wissenschaftlern der Anatomie, Botanik, Anthropologie und anderen Disziplinen zusammenzuarbeiten. Heute ist die Firma immer noch führend in der Herstellung von Lehrmodellen und zudem beliebt bei Sammlerinnen und Sammlern. „Die Sammlung des Museums enthält sowohl essbare Pilze, die wertvolle Eiweiße, Mineralstoffe und Vitamine enthalten, während andere giftig sind oder für medizinische Zwecke genutzt werden, wie etwa zur Gewinnung von Penicillin“, sagt Richter.
Zu den typischen Speisepilzen gehört der Pfifferling, der auch im Bergischen Land verbreitet und zwischen Mai und November in den Wäldern vorzufinden ist. Etwas weniger bekannt ist die Speisemorchel, ein aromatischer Speisepilz, der bis zu zehn Zentimeter groß wird und in lichten Auwäldern zwischen April und Mai wächst.
„Einer der giftigsten Pilze aus unserer Sammlung ist der Grüne Knollenblätterpilz, der in seinem frühen Stadium kaum vom Wiesenchampignon zu unterscheiden ist. Noch immer sterben in Deutschland durchschnittlich fünf Menschen pro Jahr an einer Vergiftung. Wer Pilze sammeln möchte, sollte am besten nicht auf Bücher oder Apps vertrauen, sondern sich Gruppen mit erfahrenen Menschen anschließen“, empfiehlt Richter. (lh)