Auf dem Steinert wurde diesen Winter wieder aufgeforstet. Was gepflanzt wird, bestimmen Boden, Lage und die Prognosen für den Klimawandel.
Wald der ZukunftWelche Rolle der Klimawandel bei der Wiederaufforstung in Lindlar spielt
Oben am Hang brummen die drei Motorbohrer. Sie treiben Löcher in den Boden. Dann kommen Douglasien-und Buchensetzlinge in die Löcher. Das Setzen rund zwei Jahre alten Bäumchen ist ein eingespielter Ablauf.
Dutzende junge Bäume werden hier auf dem Steinert an diesem Morgen gesetzt. Früher standen hier die Fichten Spalier, heute reicht der Blick weit ins Tal der Sülz.
Prognosen für das Klima der Zukunft
Das Waldgrundstück am Steinert in Lindlar ist nur eine Fläche von NRW-weit rund 115.000 Hektar Wald, die seit 2018 nach Schätzung des Waldbauernverbands verloren gegangen sind. Verloren an Sturmtief Friederike, die Dürre, den Borkenkäfer.
Damit sich das ändert, Brummen in dieser Pflanzperiode die Motorbohrer. Auf dem Forstweg stehen Willi Schmitz und Marvin Stiehl, der Vorsitzende der örtlichen Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) und der Förster von Wald und Holz NRW haben in dieser Pflanzphase alle Hände voll zu tun, auch wenn sie für Knochenarbeit an den Motorbohrern im unwegsamen Gelände eine Pflanzkolonne gebucht haben.
30.000 Setzlinge für nur eine FBG
Viele private Waldbesitzer in Oberberg sind in einer der FBG organisiert. Gemeinsam wird gekauft und gepflanzt, um bessere Preise auf dem Markt zu erzielen. „Und wir sind mit 205 Mitgliedern eine der kleinsten in Oberberg“, sagt Willi Schmitz.
Der Vorsitzende kokettiert damit gerne, wenn er die Bestellliste für die Setzlinge aus der Tasche zieht. Allein seine FBG hat für die laufende Pflanzperiode 30.000 Setzlinge geordert. Das Aufforsten hier auf dem Steinert in der Gemeinde Lindlar scheint allerdings der Gesamtsituation wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
Auch Buchen mittlerweile vom Klimawandel betroffen
Denn das „Das Waldsterben 2.0 setzt sich ungebremst fortgesetzt“, konstatierte die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldeigentümer Ende Dezember in Berlin, als die Interessensvertretung die Jahresbilanz für 2022 veröffentlichte.
Tenor: Die Lage ist ernst. Neben Fichten seien inzwischen auch die Buchen vom Klimawandel betroffen. Der Grund ist einfach: Die heimischen Buchen verkraften die Dürreperioden wie im Sommer des vergangenen Jahres schlecht.
Es wird den Boden- und Klimabedingungen angepasst gepflanzt
In Lindlar schauen Schmitz und Stiehl den Steinert hinauf. „Oben kommt eine Reihe Traubeneichen“, sagt der Förster und zeigt auf die Kuppe. „Da ist es trocken“, berichtet er. Die Baumart kann Stürme besser verkraften und kommt mit wenig Wasser aus.
Weiter unten hat er Platz für Douglasien und Kastanienbäume eingeplant. Auf dem Areal wird den Boden- und Klimabedingungen angepasst gepflanzt. „Klimaangepasstes Waldmanagement“ heißt das offiziell. Damit sollen die Brachflächen, wo Dürre und Borkenkäfer gewütet haben wieder aufgeforstet werden.
Forstwirtschaft denkt in Generationen
Gleichzeitig soll der heimische Wald regelrecht umgebaut werden, angepasst auf das, was kommt. „Wir wandern klimatisch betrachtet nach Süden“, sagt der Förster. Da lohne es sich, einen Blick auf die Wälder südlich zu werfen. Die Forstwirtschaft denkt in Generationen.
Das bedeutet auch, dass keine Monokulturen wachsen sollen. Und auch, wenn sich eine Fichte zwischendurch selbst setzt, dann soll sie bleiben. „Wir nehmen jede Hilfe die wir bekommen können“, sagt Förster Stiehl.
Genaue Beobachtung erforderlich
Die Förster beobachten, was im Wald von alleine wächst. Dazu kommt die Forstdatenbank des Landes, mit Daten zu Lage, Ausrichtung und Bodenbeschaffenheit. All das spiele in die Entscheidung rein, was wieder gesetzt werden soll.
In der Gemarkung Breun an der Grenze zwischen Wipperfürth und Lindlar wird seit mehr als zwei Pflanzperioden nach diesem Prinzip aufgeforstet. „Damit der Wald auch wächst“, formuliert es Willi Schmitz, während oben auf der Kuppe der nächste Schwung Setzlinge in den Boden kommen.