Gedenken und ErinnernArbeitskreis in Wipperfürth will Geschichten von NS-Opfern aufarbeiten

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Eine Rose hängt im KZ Sachsenhausen zwischen Stacheldraht. (Symbolbild)

Der Arbeitskreis war sich einig, dass die Zeit drängt, denn die letzten Zeitzeugen sind schon hochbetagt. (Symbolbild)

Der Wipperfürther Arbeitskreis zu NS-Opfern nimmt seine Arbeit auf. Es engagieren sich alle Ratsfraktionen, einige Bürger und die Archivarin Sarah Zeppenfeld.

Rudolph P. aus Niederflosbach (1883 bis 1971) besaß eine Viehhandlung an der Alten Kölner Straße und verkaufte dort Fleisch, Wurst und Räucherwaren. Der Vater von sieben Kindern landete 1944 für ein halbes Jahr im Gefängnis, weil er vom NS-Regime als „politisch unzuverlässig“ eingestuft wurde und weil er eine jüdische Familie an der Hochstraße mit Lebensmitteln versorgt und sie versteckt hatte.

Arbeitskreis in Wipperfürth will gedenken und erinnern

Sarah Zeppenfeld, Archivarin der Stadt Wipperfürth, hat aus den Akten in mühevoller Kleinarbeit das Schicksal von Rudolph P. und einigen anderen Opfern des Nationalsozialismus aus Wipperfürth rekonstruiert.

Wie kann die Stadt Wipperfürth diesen Menschen gedenken und an ihr Schicksal erinnern? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein neu gegründeter Arbeitskreis, der sich jetzt zu seinem ersten Mal getroffen hat. Vertreten sind dort alle Ratsfraktionen, einige engagierte Bürger und Sarah Zeppenfeld.

Wir wissen noch viel zu wenig über die Opfer.
Ulrich Bürger

„Wir wissen noch viel zu wenig über die Opfer“, sagt Ulrich Bürger, der sich vor allem in Kreuzberg für die Aufarbeitung der NS-Geschichte engagiert. Vermutlich habe es auch in Wipperfürth sehr viel mehr NS-Verfolgte gegeben. Der Arbeitskreis war sich einig, dass die Zeit drängt, denn die letzten Zeitzeugen sind schon hochbetagt.

Rudolph P. überlebte – Klara R. wurde in einer Tötungsanstalt ermordet

Rudolph P. tauchte unter. Um einer erneuten Verhaftung durch die Gestapo zu entgehen, verschwand er im Februar 1945. Ohne polizeiliche Anmeldung und ohne Lebensmittelkarten versteckte er sich bis zur Befreiung im April 1945 bei einem Landwirt in Meiswinkel/Gimborn. Rudolph P. hat den Unrechtsstaat überlebt, andere Betroffene wurden ermordet.

So wie Klara R. aus Erlen (1886 bis 1941). Die verheiratete Frau und Mutter wurde aus noch ungeklärten Umständen in ein Heim der Provinzial Heil- und Pflegeanstalten (PHP) eingewiesen, nachweislich lebte sich 1941 in der PHP Johannistal und der PHP Galkhausen. Von dort führt die Spur in die Tötungsanstalt der PHP Hadamar in Hessen, wo im Rahmen der sogenannten „Euthanasie“ über 14.500 Frauen, Männer und Kinder mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen getötet wurden. Klara R. war nur eine davon.


Aufruf an unsere Leserinnen und Leser

Kennen Sie Menschen aus Wipperfürth, denen in der Zeit von 1933 bis 1945 schweres Unrecht widerfahren ist, die im Gefängnis oder Lager landeten, die von staatlichen Stellen misshandelt oder ermordet wurden? Menschen, die verfolgt wurden, weil sie jüdischen Glaubens oder Gegner des NS-Regimes waren, weil sie behindert waren, weil sie Kriegsgefangene waren oder desertiert sind?

Dann melden Sie sich bitte, wahlweise bei der Bergischen Landeszeitung, Redaktion Wipperfürth, Marktplatz 2, 51688 Wipperfürth, Telefon 0 22 67/65 70 00, E-Mail redaktion.wipperfuerth@ksta-kr.de oder bei Sarah Zeppenfeld, Archivarin im Wipperfürther Stadtarchiv, Telefon 0 22 67/82 84 47, E-Mail sarah.zeppenfeld@mail-wipperfuerth.de

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