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AID:A-Studie„Zum Wohlbefinden der Jugend gehört echte Teilhabe“

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mädchen sind auf dem Boden einer Manege und hebt den Finger in die Luft, es ist ein Mitglied des Kinderrats des Kölner Linoclubs, bei dem Mitbestimmung und Teilhabe groß geschrieben werden.

Mitbestimmung und Teilhabe wird zum Beispiel beim Kölner Linoclub großgeschrieben - unter anderem beim Kinderrat.

Die AID:A-Studie untersucht regelmäßig die Lebenszufriedenheit und -bedingungen der jungen Generation. Hier die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Untersuchung.

Die gute Nachricht zuerst: Junge Menschen in Deutschland sind trotz der sie umgebenden, vielfältigen Krisen überwiegend mit ihrem Leben zufrieden. Das zeigt die aktuelle „AID:A“-Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Die Untersuchung, im Rahmen derer seit 2009 in regelmäßigen Abständen mehr als 6.000 deutsche Haushalte befragt werden, liefert wichtige Informationen dazu, wie die junge Generation in Deutschland aufwächst, sprich: wie es den Familien von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen geht, und wie sie ihren Alltag gestalten.

„AID:A“ steht dabei für „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“. Ziel der Studie ist es, Faktoren und Konstellationen zu beschreiben, die den Lebenslauf von Kindern und Jugendlichen sowie ihr Wohlergehen prägen und beeinflussen. Dabei werden persönliche Einstellungen genauso berücksichtigt, wie Erfahrungen, Aktivitäten, Teilhabe und die sich ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Es geht unter anderem um Lebenszufriedenheit, Zukunftsangst, psychische und physische Gesundheit, Familienklima, Freizeitverhalten und Mediennutzung.

Wohlbefinden ist mehr als Wohlstand

In der aktuellen Studie, die im Dezember in Berlin offiziell vorgestellt wurde, gaben 87 Prozent der Kinder zwischen fünf und elf Jahren an, dass sie in den letzten Wochen viel gelacht und Spaß gehabt hätten. Auch Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 32 Jahren sind mehrheitlich zufrieden mit ihrem Leben und sind überwiegend eher selten einsam – wobei sich junge Frauen zwischen 12 und 17 Jahren sowie zwischen 26 und 32 Jahren einsamer fühlen als gleichaltrige junge Männer.

Wohlstand ist entscheidend, aber wahres Wohlbefinden geht darüber hinaus, es ist Zukunft und Teilhabe. Besonders von Armut oder Diskriminierung betroffene junge Menschen haben es bei ihrem Start in ein selbstbestimmtes Leben immer noch schwer. Für ihre Stärkung und die Sicherung guter Entwicklungschancen für alle brauchen wir weiterhin breite Anstrengungen.
Sabine Walper, DJI-Direktorin

Sechs Prozent der jungen Befragten fühlen sich allerdings oft isoliert, viele erleben Diskriminierung etwa aufgrund ihrer Herkunft (57 Prozent), einer Behinderung (52 Prozent), ihres Geschlechts (48 Prozent), Gewichts (34 Prozent) oder ihrer finanziellen Situation (36 Prozent).

Erschreckend auch: 44 Prozent der jungen Menschen, die nicht mit ihren Eltern zusammenwohnen, sind von Entbehrung und Benachteiligung betroffen – was ihre Bildungschancen, ihr Freizeitverhalten und ihre Teilhabe betrifft. Nur ein Beispiel: 68 Prozent von ihnen gaben an, darunter zu leiden, nicht eine Woche im Jahr in Urlaub fahren zu können.

Teilhabe ist mehr als nicht alleine zu sein

Die Studie verdeutlicht, wie wichtig Freunde, gesellschaftliche Teilhabe und politisches Engagement für das Wohlbefinden junger Menschen sind. „Wohlstand ist entscheidend, aber wahres Wohlbefinden geht darüber hinaus, es ist Zukunft und Teilhabe“, resümiert DJI-Direktorin Sabine Walper. „In der Studie werden große Herausforderungen sichtbar. Besonders von Armut oder Diskriminierung betroffene junge Menschen haben es bei ihrem Start in ein selbstbestimmtes Leben immer noch schwer. Für ihre Stärkung und die Sicherung guter Entwicklungschancen für alle brauchen wir weiterhin breite Anstrengungen. Eine Schlüsselrolle spielen dabei Familie, Freunde und Bildungsorte. Sie geben Halt und tragen zur Resilienz bei.“

Bildung ist mehr als (Schul-)Wissen

Zu der offiziellen Vorstellung der Studie war auch Lisa Paus gekommen. Die Bundesjugendministerin betonte, wie wichtig es sei, die junge Generation ernstzunehmen: „Indem wir ihnen zuhören, stärken wir sie. Wir müssen wissen, was junge Menschen brauchen und was ihren Alltag ausmacht. Die Jugendstudie zeigt uns, wo wir noch handeln müssen. Unsere Aufgabe ist es, auch die digitale Welt sicher und fair zu gestalten. Junge Menschen wollen sich einbringen, die Demokratie von morgen mitgestalten. Unser gemeinsames Ziel muss es sein: politisches Handeln verlässlich an den Interessen künftiger Generationen auszurichten.“ Apropos digitale Welt: 65 Prozent der Kinder und Teenager werden laut Studie beim Computerspielen alleingelassen, 61 Prozent surfen ohne Begleitung im Internet und 25 Prozent schauen ohne ein Elternteil Fernsehen und Videos.