Um unsere Demokratie zu sichern, sollten Politiker die Jugend mehr in Entscheidungen einbeziehen, sagen Jugendforscher.
Bertelsmann Studie„Unserer Jugend fehlt das Vertrauen in die Zukunft“
Jede Medaille hat zwei Seiten, meist eine gute und eine weniger positive. Das trifft auch auf die Ergebnisse der aktuellen Bertelsmann-Studie „Junge Menschen und Gesellschaft“ zu, im Rahmen derer Jugendforscherinnen und -forscher die Generation der 18- bis 30-Jährigen nach ihrer Einstellung zu Demokratie, der Europäischen Union und ihrer Zukunft befragt.
Beruhigend ist: Die Jugend vertraut grundsätzlich beiden Systemen. 59 Prozent der Befragten gaben an, sich auf die Demokratie zu verlassen, 62 Prozent auf die Europäische Union (EU). Das ist mit Blick auf die Europawahl und die Landtagswahlen in diesem Jahr die gute Seite der Medaille.
Politik sollte Jugend mehr in einbeziehen
„Jetzt kommt es darauf an, dieses Vertrauen nicht zu verspielen. Eine gute Politik für junge Menschen sollte vorausschauende Entscheidungen in ihrem Sinne treffen und sie stärker als bisher in den politischen Prozess einbeziehen“, mahnt die Jugendexpertin der Stiftung Regina von Görtz.
Dass sich die Mehrheit der jungen Menschen nicht genug gehört und beteiligt fühlt, zeigt sich auch darin, dass sie die politischen Institutionen in Deutschland kritisch bewerten. 52 Prozent der Befragten äußern Misstrauen in die Regierung, 45 Prozent ins Parlament. Junge Menschen brauchen vor dem Hintergrund der andauernden Krisen-, Kriegssituationen und des Klimawandels mehr denn je bessere Möglichkeiten zur Mitgestaltung ihrer Zukunft.
Denn vor allem sie sind von der mangelnden Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft betroffen: Sie werden die negativen Auswirkungen erleben und haben zeitgleich – auch aufgrund des demografischen Wandels – nur wenig Einfluss auf diese Entwicklung. Sie fordern deshalb eine nachhaltige, generationengerechte Politik und Wirtschaft, die nicht auf Kosten ihrer Generation und künftiger Generationen geht.
41 Prozent der jungen Menschen machen sich Sorgen um ihre Psyche
Um sie hören und beteiligen zu können, ist es wichtig, zu wissen, was die junge Generation beschäftigt. Aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung vom vergangenen Jahr geht hervor, dass sich 41 Prozent der jungen Befragten Sorge um ihre mentale Gesundheit machen – deutlich mehr als ältere Befragte (26 Prozent). Zudem fühlen sich viel mehr junge Erwachsene einsam und allein, als es bei den 31- bis 70-Jährigen der Fall ist.
Insgesamt blicken die Befragten relativ besorgt in die Zukunft: 36 Prozent der jüngeren Menschen glauben, dass sich etwa ihr Lebensstandard, das Klima oder die Einkommensungleichheit verschlechtern werden. „Der fehlende Zukunftsoptimismus und das niedrige Vertrauen in die Politik stellen eine ernstzunehmende Herausforderung für unsere demokratische Gesellschaft dar. Es braucht gezielte Maßnahmen, um das Vertrauen in die Fähigkeit der Politikerinnen und Politiker, Probleme zu lösen, zu stärken“, sagt von Görtz.
In ihren persönlichen Prioritäten unterscheiden sich die 18- bis 30-Jährigen allerdings weniger von früheren Generationen, als mitunter angenommen. Gefragt danach, in welchen Lebensbereichen sie sich in den kommenden fünf Jahren positive Veränderungen wünschen, geben sie vor allem an: Besitztümer, klare Ziele, eine erfolgreiche Karriere und ein Haus.
Ziele trotz Krisen und Umbrüchen erreichen
„Auch wenn viele junge Erwachsene durchaus idealistisch eingestellt sind, streben sie mehrheitlich nach klassischen Zielen. Das geht in der öffentlichen Wahrnehmung oft unter, sollte aber insbesondere für politisch Verantwortliche eine wichtige Rolle spielen. Denn junge Erwachsene erwarten von der Politik Antworten darauf, wie sie ihre Ziele – trotz all der Krisen und Umbrüche – erreichen können“, sagt Regina von Görtz.