Kölner Appell gegen RassismusEin warmes Mittagessen und Bildung zum Dessert
Köln – Sie heißen Fatma, Shahd, Ahmed, Hanon und Konstantin, kommen aus Syrien, Afghanistan, dem Sudan und der Ukraine – Beim „Kölner Appell gegen Rassismus“ geht es international zu. Im Laufe eines Jahres betreut der Verein etwa 50 angemeldete Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 15 Jahren.
Täglich suchen 25 Kinder nach dem Schulunterricht das Bürgerzentrum Ehrenfeld auf – für eine warme Mahlzeit und Hilfe bei den Hausaufgaben, aber auch ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte finden sie hier. Das Team, bestehend aus Sozialarbeitern und Ehrenamtlichen, kümmert sich um die Jungen und Mädchen, deren neue Heimat Köln heißt.
„Wir betreuen fast ausschließlich Jungen und Mädchen, die mit ihren Eltern geflüchtet sind. Die Eltern sprechen meist sehr schlecht Deutsch, haben häufig kaum Bildung genossen. Deshalb liegt unser Schwerpunkt auf der Bildungsförderung“, sagt Sozialarbeiter Björn Eberhardt, Geschäftsführer des Vereins.
Kölner Protest gegen die Ausländer-Politik Helmut Kohls
Der „Kölner Appell gegen Rassismus“ entstand Anfang der 80er-Jahre aus einer Unterschriftensammlung gegen die Ausländer-Politik der damaligen Bundesregierung unter Helmut Kohl. Hintergrund waren die Pläne, die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländerinnen und Ausländer um 50 Prozent zu reduzieren. Aus Protest formulierten einige Kölnerinnen und Kölner damals den „Kölner Appell gegen menschenfeindliche Ausländerpolitik“, verteilten Flugblätter, organisierten Demos und boten Asylberatung an. Neben den Protestaktionen boten die Mitglieder ab Mitte der 90er-Jahre praktische Hilfe für Asylsuchende, beispielsweise bei Behördengängen, an.
Kostenloses Mittagessen nur durch Spenden möglich
Heute, fast 40 Jahre später, wird nur noch selten protestiert, der Verein konzentriert sich schwerpunktmäßig auf die Jugendarbeit: Es gibt kostenlose Mittagessen für Kinder und Jugendliche, Hausaufgabenbetreuung und eine gemeinsame Freizeitgestaltung. „Unser Selbstverständnis war es schon immer, den Menschen, die zu uns kommen, kostenlose Angebote zu machen, weshalb wir auf Spenden angewiesen sind. Aktuell brauchen wir dringend Geld, um eine weitere halbe Stelle zu finanzieren, mit deren Hilfe wir den Kindern ein warmes Mittagessen anbieten können, das pro Kind im Monat rund 70 Euro kostet. Bei zwei oder drei Kindern wäre das schon viel für viele Eltern,“ sagt Björn Eberhardt, der seit 14 Jahren für den „Kölner Appell“ arbeitet.
So lange ist auch Nadira Samaan mit an Bord. Die 51-jährige Syrerin kam vor 25 Jahren nach Köln, spricht Arabisch und Deutsch und arbeitet in der Hausaufgabenbetreuung. „Unsere Aufgabe ist es auch, die Kinder psychisch zu begleiten, wenn sie Probleme in ihrem Umfeld haben. Ich versuche, zuzuhören und zu helfen. Ich bin hier die Big Mama, denn wir sind mehr als nur ein Verein. Wir sind eine große Familie, ein zweites Zuhause, und das meine ich von ganzem Herzen.“
Großes Engagement, kleines Budget
Wie eine Familie gestaltet der Verein auch die Sommerferien. Zum Beispiel mit Freizeiten auf der Insel Ameland. „Wir mieten einen großen Bus und ein Haus mit riesigem Herd und Kühlschrank. Meine Familie zählt dann 47 Personen“, sagt Samaan.
Dieses persönliche Engagement macht Unmögliches möglich. „Obwohl wir über sehr wenig Geld und bezahltes Personal verfügen, haben wir uns in der Pflicht gesehen, auch den Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen. Als der Aufruf von der Stadt Köln kam, in der Erstberatung zu helfen, haben wir uns schnell gemeldet“, sagt Eberhardt. Seitdem bietet der Verein täglich kostenlose Deutschkurse an, geleitet von russisch sprechenden Lehrkräften. Im März, April und Mai stand das Telefon nicht mehr still. Mehr als 100 ukrainische Flüchtlingsfrauen haben gemeinsam mit ihren Kindern im Bürgerzentrum Ehrenfeld die Schulbank gedrückt.
So können Sie helfen
„wir helfen: damit alle Kinder bei uns eine Zukunft haben“
Mit unserer neuen Jahresaktion „wir helfen: damit alle Kinder bei uns eine Zukunft haben“ bitten wir um Spenden für Projekte in Köln und Umgebung, die Kindern und Jugendlichen eine gute körperliche und geistige Entwicklung ermöglichen. Die gesamte Spendensumme wird weitergegeben, die Verwaltungskosten trägt der Verlag M. DuMont Schauberg.
Die Spendenkonten lauten:„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“Kreissparkasse Köln,
IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55
Sparkasse Köln-Bonn,
IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.
Darunter auch die Schwestern Natalja und Tatjana mit ihren beiden Töchtern. „Wir sind aus der Ukraine über Polen mit Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes nach Köln gekommen. In der Unterkunft haben wir vom Kölner Appell gegen Rassismus erfahren. Vier Monate lang waren wir jeden Tag hier und sind für die Starthilfe, die Beratung auf Russisch und die Unterstützung bei der Wohnungs- und Jobsuche sehr dankbar“, sagt Tatjana. Gemeinsam mit ihrer Schwester besucht sie inzwischen einen zertifizierten Sprachkurs in der Innenstadt, schaut aber regelmäßig auf einen Kaffee beim „Kölner Appell“ vorbei.
Aus dem Irak geflüchteter Junge studiert heute Maschinenbau
Björn Eberhardt hat im Laufe seiner langjährigen Arbeit beim „Kölner Appell“ schon Generationen von geflüchteten Kindern kommen und gehen sehen. „Ein ehemaliger Schüler, der damals als 13-Jähriger aus dem Irak geflüchtet ist und bei uns in der Hausaufgabenbetreuung war, studiert heute Maschinenbau in Aachen. Darauf sind wir superstolz.“
Der Verein, der ohne Regelfinanzierung, mit nur zwei Teilzeitstellen und wenigen Minijobs versucht, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, ist dringend auf Spenden angewiesen – unter anderem von „wir helfen“. Auf Dienstzeiten schaut hier, wie in einer Familie, niemand. Aber mehr Spenden könnten das „Familienleben“ entspannen.