Der Monitor Jugendarmut 2024 zeigt: Jeder vierte jugendliche Mensch in Deutschland ist von Armut bedroht.
Jugendarmut„Das ist eine gesellschaftliche Bankrotterklärung“
![Eine Teenagerin sitzt an eine Hauswand gelehnt auf der Straße.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/11/1e4c09c4-414c-44fa-8822-caf5eb0d16be.jpeg?q=75&q=70&rect=0,108,2592,1458&w=2000&h=1500&fm=jpeg&s=bb325709b9e4d1aabd71c1608c20969a)
Mehr als fünf Millionen junge Menschen sind hierzulande armutsgefährdet.
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„Dass in einem der reichsten Länder der Welt fast jeder vierte Jugendliche zwischen 18 und 24 Jahren und jedes fünfte Kind von Armut bedroht ist, ist eine gesellschaftliche Bankrotterklärung. Wenn wir es nicht schaffen, jungen Menschen faire Chancen zu geben, verspielen wir unsere Zukunft.“
Stefan Ottersbach findet deutliche Worte für die alarmierenden Ergebnisse des jüngsten Jugendarmut-Monitors 2024 der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS). Dessen Vorsitzender mahnt: „Die Jugendarmut bleibt eine der drängendsten sozialen Herausforderungen in Deutschland.“
Arme Jugendliche: Abgekoppelt von sämtlichen Chancen
Armutsgefährdet ist hierzulande, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen muss. 2023 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person nach Steuern und Sozialabgaben bei 1.310 Euro im Monat. Bundesweit waren 2023 knapp zwölf Millionen Menschen armutsgefährdet – davon fünf Millionen Kinder.
Armut ist nicht allein ein soziales Problem, es geht nicht nur um finanzielle Nachteile der jungen Generation – Jugendarmut ist ein Sprengsatz für unsere Demokratie
Der Monitor offenbart die tiefgreifenden Folgen von Jugendarmut, die jungen Menschen vor allem eines nimmt: faire Chancen – auf Bildung, Gesundheit oder gesellschaftliche Teilhabe. „Sie müssen schon früh lernen, dass sie auf Entwicklungschancen verzichten müssen“, sagt Ottersbach.
Strukturell benachteiligt und ausgegrenzt
Armut sei aber nicht allein ein soziales Problem, es gehe nicht nur um finanzielle Nachteile der jungen Generation – Jugendarmut sei „ein Sprengsatz für unsere Demokratie“. Wer arm ist, werde seltener gehört, habe weniger Vertrauen in politische Institutionen und zweifele stärker an demokratischen Entscheidungswegen. Strukturelle Benachteiligung sei ein Grund, warum arme Jugendliche seltener an Wahlen teilnehmen. Laut der Shell-Jugendstudie sorgen sich 67 Prozent der Jugendlichen davor, mit ihrer Familie in Armut leben zu müssen. Diese Zahl ist von 52 Prozent im Jahr 2019 deutlich gestiegen.
Armut raubt Bildungschancen
Die soziale und finanzielle Herkunft entscheidet hierzulande noch immer über Bildung – und Bildung entscheidet über Zukunft. So ist das Armutsrisiko mit einem Hauptschulabschluss doppelt so hoch, wie mit jedem anderen Abschluss. 54 Prozent der in Armut lebenden Menschen haben maximal einen Hauptschulabschluss. 32 Prozent der jungen Menschen ohne Schulabschluss sind arbeitslos.
Um Bildungsgerechtigkeit herzustellen, müssten unter anderem mehr Ausbildungsmöglichkeiten für Menschen ohne Bildungsabschluss geschaffen, allen jungen Menschen einen Zugang zu (Aus-)Bildung unabhängig ihrer Herkunft oder des Aufenthaltsstatus' ermöglicht werden. Die Ausbildungsvergütung sollte, orientiert am Mindestlohn, erhöht werden. Da vielen jungen Menschen digitales sowie Finanz- und Gesundheitswissen fehle, sollten die Lernangebote in alltagsbezogenen Wirtschafts- und Finanzfragen verbessert und neue, auch KI-gestützte, individuelle Bildungsformate geschaffen werden.
Knapp die Hälfte des Einkommens verwenden junge Menschen fürs Wohnen
Besonders prekär ist laut Monitor die Wohnsituation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Jeder und jede zweite Auszubildende galt 2023 in Deutschland als durch Wohnkosten überlastet. Das bedeutet: Er oder sie verwendete rund 42 Prozent des Einkommens fürs Wohnen. Im bundesweiten Durchschnitt geben die Deutschen 25 Prozent für ihre Wohnkosten aus.
Hinzukommt, dass 40 Prozent aller Wohnungslosen, die 2024 in Einrichtungen lebten, jünger als 25 Jahre alt waren. Deshalb müsse vor allem der soziale Wohnungsbau bundesweit deutlich verstärkt, generell mehr bezahlbarer und bedarfsgerechter Wohnraum geschaffen sowie wirksame Instrumente gegen unverhältnismäßige Mietsteigerungen eingeführt werden.
Mobilität: Junge Menschen bleiben auf der Strecke
Eine weitere Herausforderung für bedürftige Jugendliche sei, mobil zu sein – was eine Grundlage dafür wäre, dass sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, ihre Grundbedürfnisse erfüllen und Bildung erfahren können. Zwar habe das Deutschlandticket den öffentlichen Nahverkehr erschwinglicher gemacht. Aber die Tatsache, dass das Ticket künftig 58 Euro pro Monat kosten wird und schon jetzt nur digital verfügbar ist, schließt junge Menschen ohne genügend finanzielle Ressourcen, ohne Handy oder Bankkonto systematisch aus.
Deshalb wirbt der Verband unter anderem für ein bundesweit gültiges, kostenfreies oder zumindest stark vergünstigtes Jugendticket. In ländlichen Regionen sei es notwendig, den Nahverkehr auszubauen und beispielsweise Rufbusse und Jugendtaxis einzuführen.
„Unser Hilfesystem ist nicht für alle da“
Von digitalen Hürden bis zur sozialen Ausgrenzung: „Unser (Hilfe-)System ist nicht für alle da“, moniert der BAG KJS. Und meint damit, dass einkommensschwache Jugendliche systematische Barrieren erleben – wenn sie etwa Hilfeleistungen beantragen oder am sozialen Leben teilhaben wollen.
Deshalb fordern die Autoren und Autorinnen des Monitors konkrete Maßnahmen, die die soziale Infrastruktur stärken – und damit für mehr Chancengleichheit sorgen. Neben „massiven Investitionen in Kitas und Schulen“, dem Ausbau der Jugend-, Schulsozialarbeit, der Jugendhilfe und präventiver Beratungsangebote sei dafür zwingend eine unbürokratische Grundsicherung für Kinder und Jugendliche vonnöten. Diese sei im Koalitionsvertrag zwar verankert worden, mit dem Scheitern der Koalition aber nicht zustande gekommen.
So können Sie helfen
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- Mit unserer neuen Jahresaktion „wir helfen: dass Kinder wieder mutig in die Zukunft gehen“ bitten wir um Spenden für Projekte und Initiativen in Köln und der Region, die vor allem benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu einer motivierenden Zukunftsperspektive verhelfen und die Kompetenzen, die sie dafür brauchen, fördern und stärken. Damit jeder junge Mensch eine Chance hat!
- Die Spendenkonten lauten: wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.
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