Die neue Bertelsmann-Studie „Mehrkinderfamilien gerecht werden“ zeigt deutlich: Kinder, die mehr als zwei Geschwister haben, sind armutsgefährdeter als andere Kinder. Kinderschützerinnen und Kinderschützer fordern mehr staatliche Unterstützung, um der wachsenden Kinderarmut zu begegnen.
KinderarmutKinder mit mehr als zwei Geschwistern sind besonders gefährdet
Eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt: Jungen und Mädchen aus kinderreichen Familien sind immer mehr von Armut betroffen. Mit 46 Prozent lebt fast die Hälfte aller Kinder in Mehrkindfamilien, die auf Sozialhilfe angewiesen sind (so genannter SGB II-Bezug). Laut Ergebnissen der Studie „Mehrkindfamilien gerecht werden“ haben Paarfamilien mit drei und mehr Kindern ein fast dreimal so hohes Armutsrisiko wie solche mit zwei Kindern.
Jede sechste Familie hat mehr als zwei Kinder
Besonders schwierig ist die Lage für Alleinerziehende mit drei und mehr Kindern: Mehr als 86 Prozent von ihnen sind auf staatliche Unterstützung angewiesen. In den bundesweit insgesamt 1,3 Millionen Mehrkindfamilien – das entspricht etwa jeder sechsten Familie – stehen die Eltern in besonderer Weise vor der Herausforderung, Beruf und Kinderbetreuung miteinander zu vereinbaren. Die Erwerbstätigkeit beider Elternteile nimmt mit steigender Kinderzahl ab; in Familien mit drei und mehr Kindern liegt sie deutlich niedriger als bei Eltern mit einem oder zwei Kindern.
Die Crux: „Da die Betreuung und Erziehung von drei und mehr Kindern viel Zeit kostet, können Eltern ihre Erwerbstätigkeit kaum ausweiten, müssen sie meistens sogar reduzieren“, sagt Anette Stein, Expertin der Bertelsmann Stiftung. Für viele Familien stelle das angesichts der fehlenden Betreuungsmöglichkeiten und steigenden Lebensmittelkosten eine immer größere Herausforderung dar. „Die soziale Situation von Mehrkindfamilien muss viel stärker ins Blickfeld rücken – vor allem auch, um die Kinderarmut in Deutschland entschlossen zu bekämpfen“, mahnt Stein.
So können Sie helfen
„wir helfen: Damit alle Kinder bei uns eine Zukunft haben“
Mit unserer neuen Jahresaktion „wir helfen: damit alle Kinder bei uns eine Zukunft haben“ bitten wir um Spenden für Projekte in Köln und Umgebung, die Kindern und Jugendlichen eine gute körperliche und geistige Entwicklung ermöglichen. Die gesamte Spendensumme wird weitergegeben, die Verwaltungskosten trägt der Verlag M. DuMont Schauberg.Die Spendenkonten lauten:„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“Kreissparkasse Köln,IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55Sparkasse Köln-Bonn,IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.
Die Sorge um finanzielle Engpässe und um ausreichend bezahlbaren Wohnraum sei ein ständiger Begleiter betroffener Familien. Hinzu kämen Benachteiligungen im Alltag, wie die Ausrichtung vieler Familientickets im öffentlichen Personennahverkehr, im Schwimmbad oder im Zoo auf die klassische Zwei-Kind-Familie.
Kinderreiche Familien haben mehr Wertschätzung verdient
Dabei würden die enormen Leistungen dieser Eltern für die Gesellschaft übersehen: Wer drei Kinder oder mehr großziehe, sorge dafür, dass der Generationenvertrag der solidarisch organisierten Sozialversicherungssysteme funktioniere. Ohne die Care-Arbeit der Eltern, vor allem der Mütter, die dafür häufig auf die eigene Karriere und damit ausreichende Altersvorsorge verzichten, wäre das nicht möglich.
Um Kindern in Mehrkindfamilien ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen und ihnen bessere Chancen auf Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu eröffnen, plädieren die Experten und Expertinnen der Bertelsmann Stiftung und vieler Kinderschutzorganisationen für die Einführung eines Teilhabegelds oder einer Kindergrundsicherung, wie sie im Koalitionsvertrag vereinbart wurde. Darauf hätte jedes Kind Anspruch, unabhängig von der Familienform und der Zahl der Geschwister.
Kindergrundsicherung: Schutz vor Armut
Eine Studie des Ifo-Instituts ergab, dass damit die Armutsrisikoquote von Kindern um bis zu elf Prozentpunkte gesenkt werden könnte, mehr als eine Million Kinder wären damit nicht länger von Armut gefährdet. Dem in der Diskussion um die Kindergrundsicherung gerne geäußerten Generalverdacht, das Geld käme nicht bei den Kindern an, sondern würde von den Eltern für Alkohol oder einen neuen Fernseher ausgegeben, entgegnen die Experten, dass es dafür keinerlei empirischen Belege gebe. Und dass auch bei Sachleistungen oder zweckgebundenen Geldleistungen nicht alles bei den Kindern ankäme. Beim Bildungs- und Teilhabepaket etwa entstanden rund 30 Prozent Verwaltungskosten. Angesichts der steigenden Verbraucherpreise seien zudem zügig unbürokratische Entlastungen für kinderreiche Familien nötig – und mehr Angebote in der Kindertagesbetreuung.