Das „Caritas Therapiezentrum“ bietet mit Unterstützung von „wir helfen“ geflüchteten, meist traumatisierten, Jugendlichen ein Workshop zur Selbstverteidigung an.
Krav Maga„Niemand muss ein Opfer bleiben“
„Krav Maga — niemand muss ein Opfer bleiben“ nennt sich das Projekt des „Caritas Therapiezentrums für Menschen nach Folter und Flucht“, das in Kooperation mit der Krav-Maga-Schule „You can Fight“ seit zwei Jahren geflüchteten 16- bis18-Jährigen – die meisten von ihnen stammen aus Afghanistan, Syrien, dem Irak oder der Ukraine – angeboten wird.
Viele dieser Jugendlichen haben in ihrer Heimat Grausamkeiten erfahren, fühlen sich gedemütigt, schwach und unsicher. „Wir sind junge Frauen und egal ob in der Ukraine, Syrien oder Deutschland – wir können überall komischen Situationen ausgeliefert sein. Da ist es gut, ein paar Tricks zu lernen und nicht immer mit Bruder oder Vater unterwegs sein zu müssen,“ sagt die 17-jährige Nine.
In Bedrohungssituationen aus der Lähmung herauskommen
„Wir wollten geflüchteten Jungen und Mädchen ein Empowerment-Projekt anbieten, um ihre Selbstsicherheit zu stärken. Sie erleben hier ihre Selbstwirksamkeit und lernen, wie man in einer konkreten Bedrohungssituation aus einer lähmenden Opferhaltung herauskommen kann“, sagt Andrea Kremser, stellvertretende Leiterin des „Caritas Therapiezentrums“.
Krav Maga ist eine Selbstverteidigungstechnik, die dazu befähigt, sich mit wenigen taktischen Griffen und Tritten aus einer gefährlichen Lage zu befreien. Die Methode wurde für die israelische Armee entwickelt, viele Techniken werden in ausgefeilter Form auch von Polizisten, Vollzugsbeamten oder Personenschützern angewendet. „Head and Nuts, der Kopf und das Geschlecht sind die zwei wichtigsten Körperstellen, die ihr beim Angreifer treffen solltet. Sie sind auch in Stresssituationen schnell zu finden. Es funktioniert bei jedem, egal wie groß der Angreifer ist oder wie fit ihr seid“, sagt Trainerin Tana Schulte zu Beginn des vierstündigen Kurses.
Nicht immer ist der Weg durch den Park der beste
Möglichst realitätsnah werden hier verschiedene Situationen simuliert, etwa ein Angriff vor der Haustür oder beim Aufschließen des Autos. Die Mädchen üben einfache Griffe, mit denen sie sich effektiv wehren können. Ein wichtiger Leitspruch ist „Checking the area“, also genau hinschauen, in welcher Situation man sich befindet. Wer kommt mir entgegen? Macht es Sinn, die Straßenseite zu wechseln? „Man sollte nicht wie ein verängstigtes Kaninchen durch den Tag gehen, aber eine gesunde Aufmerksamkeit ist perfekt. Es ist immer gut, sich Gedanken über den Rückweg zu machen. Auch wenn der Weg durch den Park der kürzeste ist, sollte man sich doch für einen Umweg entscheiden. Kommt man in eine gefährliche Situation, ist das erste Ziel immer die Flucht,“ so Trainerin Schulte, Inhaberin der Krav-Maga-Schule „You can fight“ in der Kölner Südstadt.
In den vergangenen zwei Jahren konnte das „Caritas Therapiezentrum“ mehr als 60 geflüchteten Jugendlichen eine Teilnahme ermöglichen. Die Kurse kosten 650 Euro und werden von „wir helfen“, der Aktion dieser Zeitung für Kinder und Jugendliche in Not, unterstützt. „Ich bin davon überzeugt, dass sich jeder Cent lohnt. Wenn von 60 Jugendlichen nur vier mit einem guten Gefühl rausgehen, ist das großartig. Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden ihre positiven Erfahrungen weitererzählen und damit unser Ziel des Empowerments multiplizieren“, sagt die Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin Andrea Kremser
Exhibitionist trifft im Park auf jugendliches Mädchen
Die Mädchen, die über ihre Schule auf den Selbstverteidigungskurs aufmerksam wurden, nehmen aus unterschiedlichen Gründen teil. „Ich habe in meiner Heimat Taekwondo trainiert, deshalb habe ich mich sofort für diesen Kurs gemeldet, um meine Kenntnisse aufzufrischen. Wenn mich jemand angreift, hoffe ich, richtig zu reagieren“, sagt die 18-jährige Patricia. „Ich war im Park und habe auf der Bank gesessen, da kam ein Mann auf mich zu und zog seine Hose runter. Ich war schockiert und bin weggelaufen. Hier möchte ich lernen, was ich in solch einer Situation tun sollte“, sagt Svitlana.
„Viele Mädchen und Frauen, die ich trainiere, kommen aus Ländern, in denen es verboten ist, sich als Frau zur Wehr zu setzten. Bei mir lernen sie Grundtechniken, mit denen sie sich verteidigen können und ich kläre sie auf, dass es in Deutschland einen Notwehr-Paragrafen gibt, sprich: Es ist gesetzlich erlaubt, sich gegen einen Angriff zu verteidigen. Dies ist für meine Klientinnen oft eine wichtige Information“, sagt Schulte. Ziel des Projekts ist es, dass die Teilnehmerinnen nach dem Kurs sagen: „Ich bin als Mädchen oder Frau ein vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft, wenn jemand meine Grenzen nicht respektiert, kann ich mich selbst schützen..“
So können Sie helfen
- Mit unserer Jahresaktion „wir helfen: weil jedes Kind wertvoll ist“ bitten wir um Spenden für Projekte in der Region, die Kindern und Jugendlichen eine gute körperliche und geistige Entwicklung ermöglichen.
- Die Spendenkonten lauten: „wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“
- Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55
- Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
- Wünschen Sie eine Spendenquittung, notieren Sie bitte +S+ im Verwendungszweck. Wollen Sie nicht in der Spenderliste genannt werden, vermerken Sie bitte ein +A+. Legen Sie auf beides Wert, schreiben Sie +AS+. Bitte geben Sie auch Ihre Adresse an, damit eine Spendenquittung ausgestellt werden kann. Danke!
- Kontakt: „wir helfen e.V.“, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Telefon:0221-2242789 (Allgemeines, Anträge), 0221-224-2130 (Redaktion) 0221-224-2840 (Spenden)
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