Für die kostenlose musikalische Früherziehung in Chorweiler werden noch Kinder ohne Kita-Platz gesucht.
Panorama-Projekt in ChorweilerMit Musik zu neuen Zukunftschancen
Seit September gibt es in Chorweiler kostenlosen Musikunterricht für Drei-bis Vierjährige, die keinen Kitaplatz haben – was 25 Prozent aller Kinder betrifft, die in dem Stadtteil leben. Der Verein „Panorama“ möchte mit seinem Angebot Jungen und Mädchen aus schwierigen sozialen Verhältnissen ermöglichen, ein Instrument zu erlernen und die Chance geben, dabei ihre Potenziale zu entfalten.
Der Unterricht wird von der Theaterpädagogin Susanne Galonska und den Geigerinnen Malina Mantcheva und Bettina Sattler geleitet und findet dreimal pro Woche für je 45 Minuten statt. Die drei Musikerinnen verfügen auch über eine pädagogische Ausbildung und führen die Kinder mit ihrem musikpädagogischen Ansatz spielerisch an die Musik heran.
Kinder aus Chorweiler tanzen nach dem „Panorama“-Projekt den ganzen Tag
„Amelie und Clara sind sehr schüchtern, aber sie saugen hier alles auf wie Schwämme. Sobald wir zu Hause sind, singen und tanzen sie den ganzen Tag“, sagt Sonja M., die mit ihren Töchtern dreimal die Woche regelmäßig zum Unterricht erscheint. „Das ist leider nicht bei allen Eltern der Fall. Obwohl unser Projekt Platz für 16 Kinder vorsieht, sind Amelia und Clara häufig die einzigen, die an unserer musikalischen Frühförderung teilnehmen“, sagt Lisa Olischläger, „Panorama“-Projekt-Leiterin in Chorweiler.
„Wir hatten zu Beginn einen guten Kontakt zu vielen Familien, beim ersten Aufschlag waren zehn Kinder da, leider wurden es immer weniger. Die Eltern scheinen mit der Regelmäßigkeit überfordert zu sein.“ Olischläger möchte das Projekt am Leben erhalten und es auf neuen Wegen an die Familien herantragen. Dazu plant sie noch in diesem Jahr einen runden Tisch mit den beiden Vereinen „Kindernöte“ und „Die Kümmerei“, die schon seit vielen Jahren Anlaufstellen für sozial schwache Familien in Chorweiler sind.
„Wir brauchen dringend Türöffner, damit die Familien uns kennenlernen und keine Angst davor haben, uns ihre Kinder anzuvertrauen. Wir müssen den meist bildungsfernen Eltern klarmachen, dass es für die Entwicklung ihrer Kinder gut und wichtig ist, sich mit Gleichaltrigen zu treffen, gemeinsam zu spielen und zu musizieren.“
Der präventive Bildungsansatz „Panorama“ wird seit Jahren auch in Berlin und Hannover erfolgreich praktiziert. Im Gegensatz zu Köln findet der Musikunterricht dort aber in den Kindergärten statt. In Köln möchte man aber bewusst die Kinder erreichen, die keinen Kitaplatz haben, sie dadurch in soziale und pädagogische Strukturen einbinden.
Musikalische Früherziehung bietet benachteiligten Kindern Chance zur Teilhabe
Susanne Galonska findet es wichtig, gerade Kinder, die außerhalb ihrer Familie keine Kontakte haben, zu erreichen. „Deren Mütter und Väter müssen begreifen, dass eine musikalische Früherziehung ihren Kindern eine große Chance bietet, später in einem Orchester mitzuspielen oder in einem Chor mitzusingen, an der Gemeinschaft teilzuhaben.“
Das Panorama-Projekt ist auf sechs Jahre angelegt und in altersgerechte Schwierigkeitsstufen gegliedert. Am Anfang wird gesungen, geklatscht und getanzt, anschließend basteln die Kinder eine Geige aus Pappe. Am Ende steht das gemeinsame Orchester-Spiel. Olischläger ist von dem Ansatz fest überzeugt und gibt nicht auf, das Projekt besser in Chorweiler zu etablieren. Neben dem runden Tisch plant sie ein gemeinsames Frühstück mit den Familien, „um sie in einem persönlichen Gespräch davon zu überzeugen, dass ihre Kinder keine Mozarts werden müssen, aber dass eine kostenlose musikalische Früherziehung ihren Jungen und Mädchen große Chancen eröffnet.“ Das Panorama-Projekt wird von „wir helfen“ und der evangelischen Hoffnungsgemeinde in Chorweiler unterstützt.