ResilienzKinder stark machen
Köln – Frau Anders, mit einem neuen Resilienz-Konzept hat sich Ihr Verein „In Via Köln e.V.“ das hehre Ziel gesetzt, Kinder im Offenen Ganztag (OGS) stark zu machen für ein glückliches Leben, wie genau?
Resilienz bezieht sich ja auf die Stärke eines Menschen, Krisen gut bewältigen zu können oder gar gestärkt daraus hervorzugehen. Dafür brauchen Kinder verlässliche Beziehungen, sichere Bindungen, das Gefühl, bedingungslos angenommen zu werden, kurz: Sie brauchen Verlässlichkeit von Geburt an. Andererseits ist auch die Autonomie ganz wesentlich, zu wissen: Ich, so wie ich bin, mit allen Schwächen und Stärken, kann selbst etwas bewirken in meinem Leben und in der Welt.
Zur Person
Karin Anders ist Fachbereichsleiterin Bildung, Schulkooperation bei dem katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit „In Via Köln e.V.“.
Ist all das nicht vor allem Aufgabe der Eltern?
Sicher, wir können und wollen diese Rolle auch nicht übernehmen. Aber es gibt Väter und Mütter, die das aus verschiedenen Gründen nicht ausreichend leisten können, weil sie zum Beispiel krank, persönlich stark belastet und insgesamt überfordert sind. Aus der Resilienzforschung ist bekannt, dass auch andere Bezugspersonen in der Familie, der Schule oder eben der OGS diese Stelle einnehmen und genau die Unterstützung, den Rückhalt, die Zuversicht geben können, die Kinder brauchen, um stabil aufwachsen zu können – trotz erhöhter Entwicklungsrisiken.
Belastete Familien, veränderte Familienstrukturen – vor welchen großen Herausforderungen stehen Kinder heute im Vergleich zu früheren Jahrzehnten?
Jungen und Mädchen müssen mit komplexen Lebensverhältnissen und -realitäten umgehen, neben flexibleren oder vielfältigeren Familienkonstellationen gehören dazu auch die Schnelllebigkeit, Digitalisierung und Leistungsorientierung unserer Gesellschaft. Da ist es wichtig, dass es Rückzugsorte gibt, wo sich junge Menschen von dieser Reizüberflutung erholen und zu sich kommen, aber auch Beziehungen zu Gleichaltrigen aufbauen können. Die Offenen Ganztagsschulen sind dafür meines Erachtens ein guter Ort.
Wie konkret kann die OGS Kinder mit erhöhten Entwicklungsrisiken bei einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung unterstützen?
Generell richtet sich unser Konzept an alle Kinder, denn Fakt ist: Alle Jungen und Mädchen brauchen auch außerhalb der Familie feste Bezugspersonen, die ihnen offen und warmherzig begegnen aber auch Sicherheit und Strukturen geben. Die OGS bietet den Kindern ein Umfeld, in dem sie sich ausprobieren können, Selbstwirksamkeit erfahren und auch aus Fehlern lernen, an ihnen wachsen können. Und: Sie bietet ihnen Freiräume, in denen sie selbstbestimmt spielen und gestalten können.
Ein Werkzeug des Konzepts trägt den bezaubernden Titel „Glückswerkstatt“ ...
Es ist eine Methode, die der Malaika-Verein zur Förderung der Lern- und Lebensfreude entwickelt hat. Aktuell werden Mitarbeitende aus allen OGS von uns für diesen Ansatz geschult. Die Glückswerkstatt zielt auf die Förderung von Vertrauen, Kreativität und Achtsamkeit. Kinder sollen ihre Begeisterungsfähigkeit, Neugierde und Offenheit dem Leben gegenüber beibehalten oder wieder erlangen. Konkret geschieht das mit Hilfe von unterschiedlichen sozialpädagogischen Methoden und Übungen und kreativen Tanz-, Musik-, Kunst oder Theater-Angeboten, in denen sich Kinder selbst entdecken und eine Haltung entwickeln, die vom Gelingen ausgeht.