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VR-Spiel verbindet Klassik und Rap„Beethoven war ein Systemsprenger“

Lesezeit 4 Minuten

Schauspieler und Rapper Marten „Mc Fly“ Münzberg spielt die Rolle des jungen Ludwig van Beethoven.

Bonn – Fast wie in einem Boxring stehen sich die zwei Kontrahenten gegenüber, einer im grauen T-Shirt und mit Bauchtasche über der Schulter, der andere in ockerfarbener Weste, weißem Hemd und langem braunen Mantel. „Gekämpft“ wird beim Battle-Rap, einem musikalischen und sprachlichen Schlagabtausch aus der Hip-Hop-Kultur, mit Reimen.

Der Gegner wird „gedisst“ – kreativ beleidigt, könnte man sagen – und die eigenen Fähigkeiten überhöht. „Auch im Streaming-Zeitalter bin ich Großverdiener“, rappt Schauspieler Marten „Mc Fly“ Münzberg oder an anderer Stelle: „Mach Klassik bei Spotify an und die Kasse klingelt.“ Denn seine Rolle ist bei diesem Kampf im Kammersaal der historische Battle-Rapper Ludwig van Beethoven.

Mit digitalen Medien Wissen unterhaltsam vermitteln

Am Donnerstagnachmittag wurde im Bonner Beethovenhaus eine neue Sonderausstellung eröffnet, die der Direktor des Hauses, Malte Boecker, als „sehr außergewöhnlich und innovativ“ beschreibt. „So ist das Phänomen Beethoven noch nicht erzählt worden.“ „Beethoven Opus 360“ ist ein Virtual-Reality-Spiel (VR-Spiel), in dem die Besucher und Besucherinnen Ludwig van Beethoven als Rapper erleben können.

„wir helfen“-Geschäftsführer Karl-Heinz Goßmann und Vereinsvorsitzende Hedwig Neven DuMont waren bei der Premiere.

Das Konzept versteht sich als „Edutainment“, zusammengesetzt aus „Education“ und „Entertainment“. Mit digitalen Medien soll Wissen unterhaltsam vermittelt werden. Das Spiel soll Schülerinnen und Schüler idealerweise so neugierig auf das Werk Beethovens machen, dass sie sich dann freiwillig mit seiner Musik und seinem Leben beschäftigen.

Im Spiel muss man den jungen Beethoven coachen

Der Ausstellungsraum im historischen Geburtshaus des Komponisten erinnert tatsächlich an einen „Gaming-Raum“. Die Wände sind schwarz verkleidet, es hängen bunte LED-Stäbe von der Decke. Wer sich die VR-Brille aufsetzt, befindet sich plötzlich in einem prächtigen Kuppelsaal und muss dem jungen Beethoven in einem Rap-Battle beistehen. Durch verschiedene Auswahlmöglichkeiten kann der Spieler oder die Spielerin in das Geschehen eingreifen, um Beethoven zu helfen.

Der Ausstellungsraum sieht aus wie ein „Gaming-Raum“.

„Wir wollen jungen Menschen einen völlig neuen Zugang zum Werk Beethovens eröffnen“, sagt Arthur Abs, der das Projekt mit seinem Bruder Victor initiiert hat. Der 19- und der 23-Jährige haben schon zu Schulzeiten den Verein Agon gegründet. Ihre Mission: Junge Menschen für klassische Musik begeistern. Die beiden Bruder finden, dass „Klassik für alle da ist“ und zu Unrecht als langweilig, alt und exklusiv dem Bildungsbürgertum vorbehalten gilt.

Viele verrückte Ideen rund um das Beethoven-Jahr

„Wir wollen zeigen, dass Beethoven eine spannende Persönlichkeit ist“, sagt Arthur Abs. Der Zusammenhang zwischen Rap und Beethovens Klassik liege auch auf der Hand: Beide Musikrichtungen waren zur Zeit ihrer Entstehung unangepasst und rebellisch. „Beethoven war ein Systemsprenger“, sagt auch Museumsdirektor Malte Boecker bei der Ausstellungseröffnung.

Bis zum fertigen Projekt war es ein weiter Weg, erinnern sich die Brüder. Die erste Finanzierung ermöglichten unter anderem vor drei Jahren der Verein „wir helfen“ und die Commerzbank-Stiftung. Und das, obwohl die Idee des Bildungsprojekts damals noch eher unkonkret war.

So können Sie helfen

wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird

Mit unserer Aktion „wir helfen: damit in der Krise kein Kind vergessen wird“ bitten wir um Spenden für Projekte, die Kinder und Jugendliche wieder in eine Gemeinschaft aufnehmen, in der ihre Sorgen ernst genommen werden.

Bislang sind 1.328.993,90 Euro (Stand: 27.09.2022) eingegangen.Die Spendenkonten lauten:„wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25

Mehr Informationen und Möglichkeiten zum Spenden unter www.wirhelfen-koeln.de.

Auch das Beethovenhaus war von Anfang an involviert. „Ich habe rund um das Beethoven-Jahr 2020 so viele verrückte Ideen gehört. Da dachte ich nur: Lass sie mal machen“, erinnert sich Boecker. Vor zwei Jahren sollte der 250. Geburtstag des weltberühmten Komponisten in seiner Geburtsstadt Bonn opulent mit zahlreichen Veranstaltungen und Konzerten gefeiert werden. Wegen der Corona-Pandemie entfiel der Großteil, vieles wird zwei Jahre später nachgeholt.

Sonderausstellung tourt durch Deutschland und Österreich

Zufällig kamen die Abs-Brüder damals mit dem Kölner Rap-Duo „Der Plot“ in Kontakt, denen die Idee eines Videospiels als musikalisches Vermittlungsprojekt gefiel. Gestartet wurde mit geringem Budget – und das Ergebnis lässt sich sehen.

Die Sonderausstellung wird nach der Premiere in Bonn durch verschiedene Kultureinrichtungen touren. Geplant ist eine Station im Haus der Musik in Wien, außerdem wollen die Entwickler das Spiel in Leipzig, Köln, Frankfurt und Hamburg ausstellen. Agon will das VR-Spiel zusammen mit „wir helfen“ gezielt auch in Kölner Schulen in benachteiligte Stadtteile bringen.

Beethoven Opus 360 ist bis zum 18. September im Beethoven-Haus, Bonngasse 24-26, in Bonn zu sehen. Für Schülerinnen und Schüler ist der Eintritt frei.