AboAbonnieren

20.000 Euro benötigtKölner Food-Start-up startet Crowdfunding für ungewöhnliche Idee

Lesezeit 4 Minuten
Feel Food

Franziska Schaal und Fabian Zbinden haben gemeinsam die Plant Based Power GmbH gegründet.

Köln – Köln entwickelt sich immer mehr zu einem Zentrum für junge, innovative Lebensmittelhersteller. Nach inzwischen etablierten Food-Start-ups mit Marken wie Nomoo (Veganes Eis), Cookie Bros (Keksteig zum Löffeln), Kraftling (Ingwershots) und Swarm (Insektenriegel) gehen nun eine gut vernetzte Kölner Gründerin und ihr Schweizer Mitgründer mit einer ungewöhnlichen Idee an den Start.

Franziska Schaal und Fabian Zbinden wollen mit Instant-Mahlzeiten durchstarten, für deren Zubereitung es bloß noch heißes Wasser braucht. Wie eine 5-Minuten-Terrine von Maggi. Doch mit dem Image vom ungesunden Fast Food, das dieser Produktkategorie anhaftet, wollen Schaal und Zbinden, die gemeinsam die Plant Based Power GmbH ins Leben gerufen haben, nichts zu tun haben. In die Becher, die unter der Marke Feel Food bislang ausschließlich online verkauft werden, sollen nur gesunde Zutaten, biologisch angebaut und ohne tierische Inhalte.

In Spitzenküchen in Schweiz und den USA gearbeitet

Wie das gemeinsame Unternehmen entstanden ist, erzählt auch von der Stärke der Kölner Start-up-Szene, die in den vergangenen Jahren unter anderem damit punkten konnte, zu einem Cluster für junge Lebensmittelfirmen zu werden. Der 33-jährige Schweizer Fabian Zbinden ist gelernter Koch und hat in Spitzenküchen in der Schweiz und den USA gearbeitet, im Nobu in Los Angeles habe er Prominente wie Pamela Anderson, David Beckham oder Paris Hilton bekocht, erzählt er. Zurück in der Schweiz eröffnete er einen Food-Truck und verkaufte sein Essen auf den Straßen Berns.

Dann ging er 2019 mit einem ersten Konzept für gesundes Fast-Fertig-Essen in die Gründer-TV-Show „Die Höhle der Löwen“ und konnte sich dort ein Investment sichern. Doch vieles war noch nicht ganz richtig, sagt er heute. Ihn habe zum Beispiel gestört, dass die Mahlzeiten noch gekühlt werden mussten, das sei zu kompliziert gewesen. Auf der Suche nach einem Geschäftspartner mit dem richtigen Sinn für Zahlen besuchte er dann am ersten Adventswochenende 2019 die Düsseldorfer Messe Eat & Style und traf auf Jan Grabow.

Grabow wiederum ist Kölner Gründer der Eismarke Nomoo, die es innerhalb weniger Jahre ins feste Repertoire zahlreicher Supermärkte geschafft hat. Und er hatte für Zbinden eine Person an der Hand, die gerade auf der Suche nach einer Idee war, um selbst zu gründen: Franziska Schaal, seit Jahren aktiv in der Kölner Gründerinnenszene und studierte Betriebswirtin.

„Dabei kam nur Quatsch raus“

„Fabian baut das Produkt und ich den unternehmerischen Rahmen“, sagt nun fast ein Jahr später Schaal beim Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ in der Event-Location Sturmfreie Bude, hoch über den meisten Dächern Kölns im Uni-Center gelegen. Seit dem ersten Treffen hätten sie und Zbinden beinahe jeden Tag gemeinsam an ihrem Unternehmen gearbeitet.

„Wir wollen eine gesunde, vollwertige Alternative zum Junk Food bieten“, sagt Schaal. Viel zu häufig greife man in der Mittagspause zum schnellen, ungesunden Essen, weil keine Zeit sei. Bei Feel Food gehe es aber „darum, ohne schlechtes Gewissen eine schnelle Mahlzeit zu konsumieren“, sagt Zbinden: „Die Idee, Lebensmittel mit heißem Wasser aufzubrühen, ist einfach schlau und gefällt mir schon lange. Die letzten 20 Jahren kam dabei aber nur Quatsch raus.“

Feel Food 2

Feel Food gibt es aktuell in drei Sorten.

Quatsch wollen sie aber nicht bieten, sagen die zwei. Ihre Becher gibt es aktuell in drei Sorten – Mexican, Indian und Italian Style. Die Zutaten dafür, je nach Sorte sind das zum Beispiel Tomaten, Zucchini, Rote Bete oder Basilikum, beziehen sie von Bio-Produzenten in Süddeutschland. Sie wüchsen teilweise nur 500 Meter von der Produktion entfernt, sagt Zbinden. Wo genau, das wollen sie nicht verraten, zu groß ist die Sorge, die Konkurrenz könne sich das Wissen zu nutze machen.

3000 Becher per Hand beklebt

Doch um die Konkurrenz erst einmal unter Druck setzen zu können, muss nun die Großproduktion in Gang kommen. Die ersten 3000 Becher, die bereits alle verkauft sind, haben sie per Hand beklebt, nun soll der Vorgang automatisiert werden. Und dafür brauchen Schaal und Zbinden Geld, 20.000 Euro um genau zu sein. Bei ihrer Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Startnext wollen sie die nötigen Mittel einsammeln, um die erste industriell produzierte Charge zu finanzieren.

Nachdem das Crowdfunding Anfang der Woche gestartet ist, steht der Zähler am Mittwochnachmittag bei fast 6800 Euro. Mehr als ein Viertel des Weges ist also bereits geschafft. Wenn es gelingt, tatsächlich 20.000 Euro einzusammeln, soll der eigene Online-Shop ausgebaut, neue Sorten kreiert und ein Versuch mit kompostierbaren Bechern gestartet werden.

Ihr Umfeld wollen sich die Gründerin und der Gründer zunutze machen: „Köln hat eine richtig starke Start-up-Szene“, sagt Zbinden. „Gerade was Food-mäßig hier abgeht, ist einfach unglaublich. Von diesem Netzwerk profitieren wir.“ Junge Food-Firmen hätten oft die gleichen Herausforderungen zu bewältigen, seien es Lebensmittelbestimmungen oder der Online-Vertrieb, ergänzt Schaal. Sie und Zbinden tauschten sich daher täglich mit den anderen Kölnern aus. „Das starke Netzwerk kann ein wichtiger Erfolgsfaktor sein.“