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200 Euro DifferenzWarum sich die Abwassergebühren in Köln und der Region unterscheiden

Lesezeit 3 Minuten
05.05.2022, Bensberg:
Feature Wetter Frühling Himmel Sonne Flora Dom
Blick auf Köln und den Kölner Dom von der Schlossstraße in Bensberg aus gesehen. Bensberg ist ein Stadtteil von der Stadt Bergisch Gladbach in NRW.
Die Mittelachse des Bensberger Schlosses und damit auch die Schlossstraße sind exakt auf den Kölner Dom ausgerichtet.
Donnerstag 5. Mai 2022
Aufgenommen am: 05.05.2022
Foto: Alexander Roll (Staff)

Blick von Bergisch Gladbach auf Köln: Trotz Sichtkontakt unterscheiden sich die Abwassergebühren der beiden Städte massiv

Deutschlandweit liegen die Unterschiede zwischen der günstigsten und teuersten Kommune sogar bei rund 740 Euro im Jahr.

In Nordrhein-Westfalen müssen die Bürgerinnen und Bürger im Schnitt spürbar höhere Abwassergebühren zahlen als im Bundesschnitt. Das ergab eine Auswertung der Kölner Beratungsfirma IW Consult im Auftrag des Eigentümerverbands Haus und Grund. Verglichen wurden dabei Daten der 100 größten deutschen Städte: Am teuersten sind die Abwassergebühren demnach in Mönchengladbach, wo ein Musterhaushalt 2023 im Schnitt 985,15 Euro zahlen muss. Das sind rund 740 Euro mehr als in Worms, wo lediglich 245,17 Euro anfallen. Damit erreicht die rheinland-pfälzische Stadt wie bereits bei der letzten Untersuchung im Jahr 2020 den ersten Rang.

Köln schneidet bei der Studie vergleichsweise gut ab: Die Gebühren liegen derzeit bei 408,05 Euro pro Musterhaushalt und damit vier Euro unter dem Wert von 2020. Damit steigt Köln im Ranking um acht Plätze auf Rang 18 und zieht an Düsseldorf vorbei. In Düsseldorf erhöhten sich die Gebühren im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 23 Euro auf 408,25 Euro, womit sie nun wenige Cent über denen der Kölner liegen.

Köln schneidet auch besser ab als München und Berlin

„Die Kölner Gebühren sind in den vergangenen Jahren konstant geblieben“, sagt Johannes Ewald vom Institut der deutschen Wirtschaft. Großstädte wie Köln hätten gegenüber kleinen Gemeinden einen natürlichen Vorteil: „Für eine Stadt, die groß und dicht besiedelt ist, ist es einfacher, ein Kanalnetz in Stand zu halten.“ Denn mit jedem Meter Netz werden hier deutlich mehr Haushalte angeschlossen als in einer weitläufigen, dünn besiedelten Stadt. Dadurch sind die Kosten pro Kopf geringer. Doch auch im Vergleich der Millionenstädte schneidet Köln gut ab und liegt vor München (Rang 46), Hamburg (Rang 57) und Berlin (Rang 84).

Deutlich teurer sind die Abwassergebühren in den Umlandkommunen Leverkusen und Bergisch Gladbach. In Leverkusen liegen sie ähnlich wie 2020 bei etwa 639 Euro, was im Vergleich mit den anderen Städten immerhin eine Verbesserung von Rang 75 auf Rang 68 bedeutet. Noch teurer ist Bergisch Gladbach auf Rang 83: Hier fallen für einen Musterhaushalt 2023 im Schnitt Kosten von 682,86 Euro an.

Gebühren in Bergisch Gladbach sehr hoch

Ein Stadtsprecher erklärt das auf Anfrage mit der Struktur der Stadt: Bergisch Gladbach sei ländlich geprägt und habe viele Geländeunterschiede, wodurch Pumpwerke benötigt würden. Außerdem verfüge die Stadt über eine sogenannte Trennkanalisation, die ökologisch sinnvoll, aber vergleichsweise teuer sei.

Dass die Gebühren in Bergisch Gladbach im Vergleich zu 2020 dennoch um deutliche 78 Euro gesunken sind, hängt mit einem Gerichtsurteil des Oberverwaltungsgerichts Münster aus dem Jahr 2022 zusammen: Vereinfacht gesagt dürfen Kommunen nun nicht mehr Gebühren erheben, als ihnen tatsächlich an Kosten anfallen. Geklagt hatte ein Bürger aus Oer-Erkenschwick, auch andere Kommunen änderten nach dem Urteil jedoch ihre Gebührenordnung – darunter Bergisch Gladbach.

Haus und Grund fordert mehr Transparenz

Haus und Grund kritisiert, dass sich die großen Preisunterschiede zwischen den Städten nicht allein auf Strukturunterschiede zurückführen lassen. „Wir wünschen uns hier mehr Transparenz“, sagte Kai Warnecke, Präsident des Eigentümerverbands, bei der Vorstellung der Daten.

Auch IW-Experte Ewald kritisiert, dass es für Bürgerinnen und Bürger nicht einfach sei, sich einen Überblick über die Zusammensetzung der Kosten zu verschaffen. „Teilweise werden Informationen zwischen schwer verständlichen Paragrafen versteckt oder Gebühren in komplizierten Formeln veranschlagt.“ Dabei stelle sich durchaus die Frage, wieso sich die Kosten von Nachbarkommunen mit ähnlichen Bedingungen teils so stark unterschieden.

Insgesamt können sich die Abwassergebühren aus vier verschiedenen Komponenten zusammensetzen: Schmutzwasser, Niederschlagswasser, einem Kanalbaubeitrag und einer Grundgebühr. Köln beispielsweise erhebt nur die ersten zwei, in Leverkusen und Bergisch Gladbach fällt dagegen auch ein Kanalbaubeitrag an. Das grundsätzlich schwache Abschneiden der NRW-Kommunen erklären sich Haus und Grund und das IW mit der klammeren Haushaltslage der hiesigen Kommunen.