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Arbeitgeber-Studie„Köln hat Aufholbedarf bei Steuereinnahmen“

Lesezeit 3 Minuten
Netcologne-Chef Timo von Lepel (l.) und Arbeitgeberpräsident Gunnar Herrmann

Netcologne-Chef Timo von Lepel (l.) und Arbeitgeberpräsident Gunnar Herrmann

Zum Aschermittwoch laden die Arbeitgeber Köln und NRW traditionell zum Katerfrühstück. Laut einer IW-Studie hinkt Köln den anderen deutschen Millionenstädten hinterher.

Köln hinkt den anderen deutschen Metropolen spürbar hinterher. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) liegt die mittlere Arbeitsproduktivität in Köln bei 86 Prozent, nimmt man die Region dazu, sind es 85 Prozent. Die Städte Berlin, Hamburg, München und Frankfurt hingegen weisen einen Wert von 97 Prozent aus. Die Studie wurde beim traditionellen Katerfrühstück von Arbeitgeber Köln und Netcologne von deren Chefs Gunnar Herrmann und Timo von Lepel im Pullman-Hotel im Apostel-Viertel vorgestellt. Sie war im Auftrag der Stadtwerke Köln, Köln-Business, Arbeitgeber Köln sowie der Firmen Atlas Copco, Leybold und Igus erstellt worden und basiert auf einer repräsentativen Umfrage des IW unter 280 Kölner Unternehmen.

Betrachtet für das Jahr 2022 liegt Köln auch bei den Steuereinnahmen hinter anderen Großstädten. Laut IW hat Köln 2,5 Milliarden Euro an Steuern eingenommen, die nur 42 Prozent der gesamten städtischen Einnahmen abdeckten. Die mit rund 700.000 Einwohnern kleineren Städte Frankfurt und Düsseldorf lagen mit 4,0 beziehungsweise 3,1 Milliarden Euro Steuereinnahmen deutlich darüber. Düsseldorf deckte so 54 Prozent der städtischen Einnahmen über Steuern, Frankfurt sogar 59 Prozent.

Ohne Wirtschaft kein Wohlstand in Köln
Gunnar Herrmann, Arbeitgeberpräsident

Laut IW-Studie hat Köln das Potenzial, rund eine Milliarde Euro mehr an Steuereinnahmen zu generieren. Ab rund 500 Millionen Euro pro Jahr würden die Einnahmen komplett der Stadtkasse zugutekommen, weil Köln aus dem Finanzausgleich fallen würde. „Köln hat Aufholbedarf bei den Steuereinnahmen – die Wirtschaft ist der Schlüssel dazu“, sagte Arbeitgeberpräsident Gunnar Herrmann vor mehr als 100 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung. „Ohne Wirtschaft kein Wohlstand in Köln“, so Herrmann weiter.

Höhere Flächennutzung könnte deutlich mehr Geld in die städtischen Kassen spülen

Dabei gaben die Wirtschaftsvertreter auch Tipps, wie sich höhere Steuereinnahmen erzielen ließen. Laut Netcologne-Chef von Lepel würde eine um nur ein Prozent höhere Flächennutzung in Köln eine Steuermehreinnahme von rund einer Milliarde Euro bedeuten. Gunnar Herrmann regte an, die Weiterentwicklung der früheren Flächen von Dynamit Nobel voranzutreiben. Die Fläche liegt teilweise in Köln, teilweise in Leverkusen. „Wir müssen den Kreis größer ziehen“, sagte der Arbeitgeberpräsident.

Konkret leiten Timo von Lepel und Gunnar Herrmann aus der Studie fünf Handlungsempfehlungen für die Stadtpolitik ab: wirtschaftsfreundliche Verwaltung, Ansiedlung und Weiterentwicklung von Bestandsunternehmen, Branchenvielfalt, Netzwerke stärken und Steigerung der Attraktivität Kölns durch Ausbau des ÖPNV und Schaffung von Wohnungen.

Unternehmer NRW legen Forderungspapier an neue Regierung vor

Parallel zur Kölner Aschermittwochsveranstaltung hatte auch der Dachverband Unternehmer NRW zu einem Frühstück Vertreter aus Medien, Wirtschaft und Politik geladen. Die nordrhein-westfälischen Unternehmer haben Union und SPD aufgefordert, angesichts der außerordentlich ernsten politischen Gesamtlage in ihren Verhandlungen über eine neue Regierungskoalition in Berlin auf politische Rituale, taktische Spielchen und eine Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners zu verzichten.

Frieden, Freiheit, Demokratie, Zusammenhalt und Wohlstand seien bedroht wie selten zuvor, dem müsse eine neue Bundesregierung neue Zuversicht und eine wirkliche Aufbruchsstimmung entgegensetzen. „Wir brauchen ein völlig neues Mindset in Politik und Gesellschaft“, sagte der Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen (Unternehmer NRW), Arndt Kirchhoff, am Aschermittwoch vor Journalisten in Düsseldorf. Dazu gehöre insbesondere auch ein breites Bewusstsein in der Bevölkerung für die Notwendigkeit, „dass wir dringend unseren Wirtschaftsstandort wieder flott kriegen müssen“.

Unter dem Titel „Klare Prioritäten für einen neuen Aufbruch!“ legte Kirchhoff ein wirtschaftspolitisches Papier mit Forderungen der NRW-Unternehmer an eine neue Bundesregierung vor. „Für die energieintensive Industrie bis weit in den Mittelstand hinein brauchen wir wirksame Instrumente zur Begrenzung des Strompreises auf sechs Cent“, sagte Kirchhoff.