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Nächster BlockbusterBeim Bastei-Lübbe-Verlag wartet man auf den erlösenden Anruf

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In der Schanzenstraße in Köln-Mülheim befindet sich der Sitz der Verlagsgruppe Bastei Lübbe.

Köln – Nach einem Verlust von 18 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2017/18 (31. März) erwartet der Vorstandschef der Verlagsgruppe Bastei Lübbe AG in Köln, Carel Halff, für das laufende Jahr wieder einen Gewinn von 0,5 bis zwei Millionen Euro. Die Personalkosten sollen weiter sinken. Nachdem schon im vergangenen Jahr 25 Stellen im Unternehmen abgebaut und dafür zwei Millionen Euro an Abfindungen gezahlt wurden, soll die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 245 durch natürliche Fluktuation (Wechsel in die Rente, Auslaufen befristeter Verträge , Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber) um weitere 20 bis 30 sinken. Mittelfristig wird eine Zahl von nur noch 200 Mitarbeitern angestrebt.

Erwartete Umsätze in der Vergangenheit oft nicht erreicht

Sparen will die Verlagsgruppe auch bei den Autorenhonoraren: In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass die erwarteten Umsätze oft nicht erreicht worden seien. Die üblichen Vorauszahlungen an die Autoren sollen deshalb angepasst werden.

Auch beim Vorstand selbst wird gespart: Halff verdient weniger als sein Vorgänger Thomas Schierack und die Festvergütung von Klaus Kluge, Vorstand Marketing und Vertrieb, wurde für 2017/2018 im Rahmen eines neuen Vertrags gegenüber dem Vorjahr um 30.000 Euro auf 280.000 Euro reduziert.

Die im Geschäftsbericht angekündigten Klagen gegen ehemalige Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrates seien inzwischen erhoben worden, bestätigte Halff. Wer genau verklagt worden ist und welche Vorwürfe ihnen gemacht werden, wollte Halff mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht sagen.

Im ersten Quartal 2018/19 setzte Bastei Lübbe 20,8 Millionen Euro. Bereinigt um die Veräußerung des Geschäftsbereichs Bucheinzelhandel entsprach dies einem Rückgang um zehn Prozent. Vor Steuern gab es einen Verlust von 1,2 Millionen Euro. Diese Zahlen lägen im Rahmen der Erwartungen, sagte Finanzvorstand Ulrich Zimmermann.

„Wir warten jeden Tag auf den erlösenden Anruf“

Im vergangenen Jahr hat Bastei Lübbe innerhalb weniger Wochen gleich von zwei Bestsellerautoren neue Bücher auf den Markt gebracht: Von Ken Follett am 12. September „Das Fundament der Ewigkeit“ und von Dan Brown am 4. Oktober „Origin“. Von Folletts Buch wurden bis jetzt 300.000 Exemplare verkauft, außerdem 65.000 eBooks und 90.000 Audio-CD/Download. Browns neuester Thriller wurde sogar 500.000 mal als Hardcover gekauft, 130.000 mal als eBook und 150.000 mal als Audio-CD/Download. Den bisherigen Gesamtumsatz für beide Titel in allen Verwertungsformen beziffert Bastei Lübbe auf 16,5 Millionen Euro, als Rohgewinn nennt das Unternehmen bei solchen „Blockbustern“ 40 bis 45 Prozent vom Umsatz. Im laufenden Jahr wird dieses Ergebnis wohl nicht zu wiederholen sein, aber die Taschenbuchausgabe, Lizenzen und preisreduzierte eBooks von beiden Titeln sollen neue Zielgruppen ansprechen und für einen gewissen Ausgleich sorgen. Den nächsten Follett kündigte Vertriebsvorstand Kluge für 2020 an. Wann es einen neuen Brown geben wird, sei noch unklar („wir warten jeden Tag auf den erlösenden Anruf“).

Das Verhältnis zu den Banken bezeichneten die Vorstandsmitglieder als „entspannt“. Im Geschäftsbericht 2017/18 wurde mitgeteilt, bei einem Konsortialkredit mit Commerzbank, Deutsche Bank und Sparkasse Köln-Bonn seien Finanzkennzahlen vereinbart worden, die von Bastei Lübbe zum 31. März nicht eingehalten wurden. Die Banken hatten deswegen ein Sonderkündigungsrecht. Davon hätten sie aber keinen Gebrauch gemacht und die Finanzierung im Juli dieses Jahres bis zum 31. März 2020 verlängert. In dem neuen Vertrag seien angepasste Finanzkennzahlen vereinbart worden.

Was der Verlag mit der Tochter Daedalic, einem renommierten Entwickler elektronischer Spiele, vorhat, ist unklar. Nach der Sommerpause würden alle Optionen für diesen Bereich – bis hin zu einem Verkauf – geprüft.

„Strategisch und wirtschaftlich nicht erfolgreich“

Die Strategie, aus dem mittelständischen Publikumsverlag Bastei Lübbe einen internationalen Medienkonzern mit durchgängiger Verwertungskette zu entwickeln, war „zu ambitioniert“, urteilt Carel Halff, der Bastei Lübbe AG seit November 2017 als Vorstandsvorsitzender führt.

Der Versuch, die Digitalisierung teilweise in kleine und kleinste Beteiligungen auszugründen, sei strategisch und wirtschaftlich nicht erfolgreich gewesen. Dem Buchverlag als Kerngeschäft sei nicht genug Aufmerksamkeit zuteil geworden, kritisiert Halff seinen Vorgänger.