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„Landwirte? Nennen wir sie Kriminelle“Barrikaden, Wasserwerfer, Tränengas – Bauernprotest in Brüssel eskaliert

Lesezeit 2 Minuten
In Brüssel protestieren Landwirte im Europaviertel vor dem Treffen der Agrarminister und -ministerinnen.

In Brüssel protestieren Landwirte im Europaviertel vor dem Treffen der Agrarminister und -ministerinnen.

In Brüssel blockieren insgesamt rund 900 Traktoren die Straßen. Es kommt zu harten Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Angesichts eines Treffens der EU-Agrarminister in Brüssel protestieren Hunderte Landwirte teils gewaltsam gegen die Agrarpolitik der Union. Insgesamt 900 Traktoren blockieren Straßen im EU-Viertel, wie die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Polizei berichtet.

Bauern setzen Reifen in Brand, schütteten Gülle auf die Straße, und Pyrotechnik wurde gegen Polizisten gerichtet. Die Beamten setzen Wasserwerfer und Tränengas gegen die Landwirte ein, berichtete die beglische Zeitung „Het Laatste Nieuws“. Neben lautem Hupen sind auch immer wieder kleinere Explosionen in der Stadt zu hören.

Landwirte sprühen Gülle auf die Straßen im Brüsseler Europaviertel

Die Polizei richtete zahlreiche Straßensperren rund um die EU-Institutionen ein. Einige Bauern schafften es mit ihren Traktoren, Sperren zu durchbrechen, wie Belga berichtet. Demnach wurden Polizisten zudem mit Mist beworfen und mussten sich teilweise zurückzuziehen. Zwei U-Bahn-Stationen im EU-Viertel wurden gesperrt. Es kommt zu zahlreichen Verkehrsstörungen.

Die Brüsseler Polizei rückt mit Wasserwerfern an. In den sozialen Netzwerken kursierten am Nachmittag diverse Videos, die brennende Barrikaden, enorme Mengen verschütteter Gülle und den Einsatz der Wasserwerfer in der Brüsseler Innenstadt zeigen sollen. „Landwirte? Nennen wir sie Kriminelle“, schrieb der Brüsseler Politik-Berater Alexandre Krauss zu einem von ihm veröffentlichten Video. „Surreal, was in Brüssel passiert“, fügte er an.

„Politico Europe“ berichtete unterdessen von „chaotischen Szenen“ in der belgischen Hauptstadt. Der Brüssel-Korrespondent der „Welt“, Stefan Beutelsbacher, beschrieb „Szenen, die eher an die Tage nach einem Terroranschlag erinnern“ in Brüssel. Die Proteste hätten eine „neue Qualität“ erreicht.

EU-Kommission schlägt nach Bauernprotesten Lockerungen vor

Auch in Madrid haben Landwirte Proteste angekündigt. Rund 5000 Bauern werden am Nachmittag vor dem Sitz der Vertretung der Europäischen Kommission erwartet. Bereits seit längerem sind Landwirte in zahlreichen EU-Ländern auf den Straßen, um unter anderem gegen EU-Handelsabkommen, Bürokratie und Umweltauflagen zu protestieren.

Die EU-Kommission hatte darauf bereits reagiert und Lockerungen in Aussicht gestellt. Bei dem Treffen der Agrarminister und -ministerinnen soll über Vorschläge der Brüsseler Behörde beraten werden. (das/dpa)