Höhere Nachfrage trotz höherer Preise: Birkenstock hat die eigenen Prognosen übertroffen. Jetzt will man weiter wachsen.
Eigene Prognosen übertroffenVon Ökolatschen zur Lifestylemarke – für Birkenstock lohnt sich Luxus
Das erste Jahr an der Börse hat Birkenstock mit dem nächsten Rekord beendet. Kundinnen und Kunden zahlen immer mehr für die Sandalen und bescherten dem Unternehmen etwas mehr Umsatz und Gewinn, als es selbst erwartet hatte.
„Wir lösen unsere Versprechen vom Börsengang ein“, sagte Vorstandschef Oliver Reichert. Die Anleger hatten daran lange Zweifel, der Aktienkurs entwickelte sich zunächst zäh. Erst seit einigen Wochen geht es wieder steil aufwärts.
Von der Ökolatsche zum Lifestyle
Rund ein Jahrzehnt hat Reichert gebraucht, um aus Ökolatschen eine Lifestylemarke zu machen. Als er damit begann, war Birkenstock in Linz am Rhein noch ein Familienunternehmen. 2021 übernahmen der französische Luxuskonzern LVMH und sein Hauptaktionär Bernard Arnault die Mehrheit und forcierten den Luxuskurs. Beim Gang an die New Yorker Börse im Oktober 2023 wurde das Unternehmen mit knapp 8 Milliarden Euro bewertet.
Zunächst schien es allerdings, als habe Birkenstock damit überzogen: In den ersten Tagen rutschte der Kurs und hinkte auch danach dem Markt hinterher. Hartnäckig hielten sich die Zweifel, ob Birkenstock gleichzeitig noch mehr Sandalen verkaufen und die Preise trotzdem hoch halten könne.
Der Durchschnittspreis steigt
Es scheint zu gelingen. Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 30. September endete, stieg der Umsatz um 21 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Der Nettogewinn hat sich auf 192 Millionen Euro mehr als verdoppelt – trotz zusätzlicher Kosten für Kapazitätserweiterungen. Ein entscheidender Grund: Der Durchschnittspreis pro Sandalenpaar stieg um weitere 8 Prozent. Den absoluten Wert nennt Birkenstock nicht, aber der Schwerpunkt im Sortiment liegt inzwischen deutlich über 100 Euro.
Der Grund sind nicht nur Preiserhöhungen. Die Kundschaft greift von sich aus zu den teureren Modellen, und Birkenstock baut das Segment massiv aus. Die Modelle der Kollektion 1774 – gesteuert aus Paris, gefertigt in Deutschland – kosten rund 400 Euro. Designermodelle von Dior oder Manolo Blahnik erreichen mehr als 1000 Euro. Der Nachfrage tut das keinen Abbruch, im Gegenteil: Die Zahl der verkauften Paare stieg um 14 Prozent.
Die Expansion soll weitergehen, im Herbst 2023 nahm ein neues Werk in Pasewalk den Betrieb auf. Die Sorge vieler Börsenanalysten, dass größere Mengen die Premiumpreise gefährden könnten, hat Reichert nicht. Die Nachfrage sei weltweit stark, und weil Birkenstock die Produktion fast komplett selbst in der Hand behält, sei das Wachstumstempo auch technisch begrenzt. Man werde also „Knappheit sicherstellen“. Der Umsatz soll trotzdem weiter um 15 bis 20 Prozent jährlich wachsen – auch dank steigender Durchschnittspreise. (rnd)