Die Börsen haben in den vergangenen Wochen Turbulenzen erlebt, Anleger verunsichert. Bei Experten des Fondsverbands BVI bekamen Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“ Rat und Hilfe.
Turbulenzen an den BörsenFonds, Aktien und Erbschaft – Wie Sie jetzt sinnvoll Ihr Geld anlegen
Viele Anleger suchen nach krisensicheren Anlagen, die trotzdem Rendite bringen. Lange Zeit ging es mit den Aktienkursen bergauf. Ist jetzt die Börsenrally zu Ende? Bieten sich nun gute Einstiegsmöglichkeiten für Anleger? Leserfragen rund um die Geldanlage mit Fonds beantworteten bei unserer Telefonaktion Nicole Eckert, David Krahnenfeld und Armin Schmitz vom deutschen Fondsverband BVI.
Ich möchte meine Abfindung für drei Jahre anlegen. Was empfehlen Sie?
Für drei Jahre sind Geldmarktfonds eine attraktive Option. Diese investieren in kurzfristige Wertpapiere und gelten als relativ risikoarm. Die Rendite ist variabel und orientiert sich an den aktuellen Marktzinsen im Handel zwischen Banken.
Anleger können in der Regel schnell auf das in Geldmarktfonds angelegte Vermögen zugreifen. Alternativ bietet Festgeld eine feste Verzinsung für einen festen Betrag über einen bestimmten Anlagezeitraum. Wenn Sie Wert auf planbare Erträge und Sicherheit legen, könnte diese Anlageform geeignet sein. Geldmarktfonds hingegen bieten etwas mehr Rendite und Flexibilität bei geringem Risiko.
Ich möchte gerne Geld für meinen Enkel anlegen. Wie mache ich das am besten?
Fondssparpläne mit internationalen Aktienfonds oder ETFs eignen sich sehr gut, um Geld für Ihren Enkel anzulegen. Diese haben in der Vergangenheit langfristig die besten Renditen erzielt. Bei einer Anlagedauer von zwanzig Jahren im Schnitt gut sieben Prozent jährlich. Die breite Streuung und die lange Anlagedauer federn Wertschwankungen ab. Sie sparen monatlich eine feste Summe und lassen das Ganze am besten einfach laufen.
Gleichwohl sind Fondssparpläne sehr flexibel, die Sparrate kann jederzeit geändert werden und Sie müssen sich nicht auf eine feste Laufzeit festlegen.
Aus einer Erbschaft steht mir eine siebenstellige Summe zur Verfügung. Was soll ich damit machen?
Stellen Sie mit einem Berater Ihres Vertrauens einen Vermögens- und Ruhestandsplan auf. Grundsätzlich empfiehlt sich bei der Geldanlage, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, sondern eine breite Streuung des Vermögens. Sämtliche Anlageklassen wie Anleihen, Aktien und Immobilien aus verschiedenen Ländern und Wirtschaftszweigen sollten berücksichtigt werden. Bausteine für kurz-, mittel- und langfristige Zeiträume sind ebenfalls sinnvoll – denken Sie auch an eine ausreichend hohe Liquiditätsreserve.
Sind Fonds sicher? Was soll ich als Anleger beachten?
Fonds zählen als Sondervermögen und sind daher getrennt vom Vermögen der Fondsgesellschaft. Im Falle einer finanziellen Schieflage oder Insolvenz der Fondsgesellschaft bleibt das Vermögen der Anleger vollständig erhalten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Fonds – wie alle Kapitalmarktinvestitionen – kurzfristigen Wertschwankungen ausgesetzt sein können.
Es wird oft gesagt, dass man für Aktienfonds einen längeren Anlagehorizont benötigt. Wie lange sollte man investieren?
Bei Aktienfonds wird empfohlen, mindestens fünf Jahre einzuplanen, idealerweise zehn Jahre oder länger. Über längere Zeiträume gleichen sich die Schwankungen an den Börsen in der Regel aus, was die Chancen auf positive Renditen erhöht.
Ich habe in einen ETF auf den MSCI World investiert. War das eine gute Entscheidung?
Ein ETF auf den MSCI World kann eine solide Basis für eine langfristige Geldanlage sein. Vor allem, wenn man bereit ist, kurzfristige Wertschwankungen in Kauf zu nehmen. Der MSCI World umfasst mehr als 1600 Aktien aus verschiedenen Ländern, wobei rund 70 Prozent auf US-Aktien entfallen. Dies bietet einerseits eine breite Diversifikation, führt aber auch zu einer starken Gewichtung der USA und des US-Dollars. Es könnte daher sinnvoll sein, über eine noch breitere Aufstellung nachzudenken, um das Risiko weiter zu streuen.
In Kürze erhalte ich (67 Jahre alt) 30.000 Euro aus einer Versicherung. Welche sicheren Anlagemöglichkeiten bieten eine bessere Rendite als mein Sparbuch?
Es wäre sinnvoll, Ihr Kapital auf ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto zu legen. Diese Konten bieten nach der Zinserhöhung wieder attraktivere Renditen. Das ist besonders empfehlenswert, wenn Sie keine langfristige Bindung anstreben und Wert auf Sicherheit legen.
Ist ein ETF-Sparplan für mich mit 26 Jahren sinnvoll? Ich möchte schon mal ein Polster für meine Altersvorsorge aufbauen und kann monatlich etwa 50 Euro sparen.
Für einen so langen Anlagezeitraum eignet sich Fondssparen sehr gut. Ideal wären ETFs oder Aktienfonds, die weltweit investieren, da diese langfristig in der Regel am ertragreichsten sind. Wer in den letzten 35 Jahren monatlich 50 Euro so angelegt hätte, hätte selbst 21.000 Euro eingezahlt. Daraus wäre im Durchschnitt ein Vermögen von gut 93.000 Euro geworden. Eine Garantie für die zukünftige Entwicklung gibt es bei Fondssparplänen allerdings nicht. Detaillierte Statistiken zur Wertentwicklung verschiedener Fondsarten finden Sie unter www.bvi.de.
Ich habe Geld zum Anlegen und dachte an Aktienfonds. Der jüngste Börsenrutsch hat mich aber verunsichert. Sind Aktien jetzt sinnvoll?
Keine Angst vor Korrekturen an den Aktienmärkten. Kursschwankungen sind normal. Langfristig lohnen sich Aktien trotz Rückschlägen. Ein Rückblick zeigt: Auch nach einem schlechten Einstiegszeitpunkt, etwa kurz vor Börsencrashs, können Anleger Verluste langfristig ausgleichen.
Wer kurz vor der Dotcom-Blase 2000 in den Dax investierte, erzielte bis 2023 eine jährliche Rendite von durchschnittlich 3,7 Prozent. Wer 2007 vor der Finanzkrise investierte, erreichte bis Ende 2023 eine Rendite von 4,7 Prozent jährlich. Diese Beispiele zeigen: Geduld zahlt sich an der Börse aus. Lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Schwankungen verunsichern. Eine breite Streuung ist entscheidend.
Aktuell habe ich einen Teil meines Geldes in einem Mischfonds investiert und habe damit Verluste. Sollte ich monatlich weitersparen?
Ein klares Ja. Der Sparplan hilft sogar dabei, wieder schneller in die „Gewinnzone“ zu kommen. In Zeiten niedriger Kurse kann man günstiger einkaufen und so den durchschnittlichen Einstandskurs reduzieren. Kapitalmärkte schwanken – es geht mal hoch, es geht mal runter. Langfristig zeigt die Tendenz nach oben. Und je länger das Geld angelegt wird, desto besser können Sie Wertschwankungen aussitzen.
Ich habe etwa zehn Prozent meines Gesamtvermögens in offene Immobilienfonds investiert. Soll ich in der aktuellen Lage verkaufen?
Wenn das Geld nicht dringend benötigt wird, ist ein Verkauf aktuell nicht sinnvoll. Eine Investition in offene Immobilienfonds sollte, wie eine Anlage in eine Immobilie, langfristig betrachtet werden. Aufgrund der gestiegenen Zinsen findet derzeit eine Neubewertung der Immobilien statt. Der Ausblick auf den Immobilienmarkt ist aber positiv: sinkende Zinsen, mehr Nachfrage und steigende Immobilienpreise. Von daher würde ich, gegebenenfalls in Absprache mit Ihrem Berater, eher abwarten.
Sollte ich Gold in meiner Vermögensstruktur berücksichtigen?
Gold gilt als Absicherung in Krisenzeiten. Der Goldanteil in einer breit aufgestellten Vermögensstruktur sollte maximal zehn Prozent betragen. Denn Gold wirft keine regelmäßigen Renditen ab. Die Wertsteigerung hängt von den starken Schwankungen des Goldpreises ab.
Meine Rente reicht nicht aus, um die Lebenshaltungskosten zu decken – es fehlen monatlich 600 Euro. Kapital in Höhe von 265.000 Euro ist vorhanden. Wie sollte eine Anlage aussehen?
Legen Sie den Teilbetrag, der für die nächsten drei Jahre benötigt wird, schwankungsfrei an und stocken Sie damit zunächst die aktuelle Rente auf. Den Restbetrag könnten Sie je nach eigener Risikobereitschaft über sämtliche Anlageklasse verteilen und erstmal „arbeiten“ lassen. Hierfür eignen sich Fonds, da eine breite Risikostreuung vorhanden ist. Im Laufe der Zeit können Sie dann für die Fonds Auszahlpläne aufsetzen.
Ich bin (Mitte 30 und habe einen internationalen ETF und Mischfonds. Wie soll ich zusätzliche 10.000 Euro investieren? Alles auf einmal oder schrittweise?
Ihr Berater kann am besten beurteilen, wie der Betrag in die bestehende Vermögensstruktur investiert werden kann. Ob der Betrag schrittweise oder als Einmalbetrag eingezahlt werden soll, hängt auch von der eigenen Einstellung ab. Eine gute Option ist, einen Teil direkt einzuzahlen und den verbleibenden Rest über 6 bis 12 Monate nach und nach einfließen zu lassen. So hat man in jedem Fall „einen Fuß“ in der Tür.
Was ist ein ETF?
ETF ist die Abkürzung für Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Indexfonds. Diese bilden passiv fast eins zu eins die Entwicklung eines bestimmten Index ab, beispielsweise den deutschen Aktienindex Dax oder den Weltindex MSCI World. ETFs machen alle Höhen und Tiefen der Wertentwicklung des abgebildeten Index mit. Da keine Anlageentscheidungen getroffen werden müssen, wird auch kein Fondsmanagement benötigt – daher sind ETFs relativ preisgünstig.
Woran erkenne ich einen guten Fonds?
Ein guter Fonds erzielt langfristig stabile und solide Renditen. Betrachten Sie nicht nur die kurzfristige Performance, sondern auch die Entwicklung über mehrere Jahre. Achten Sie auf die einmaligen und laufenden Kosten. Das Auflagedatum zeigt, wie lange ein Fonds bereits existiert; ist er seit vielen Jahren erfolgreich, schauen Sie, wie er sich in schwierigen Marktphasen bewährt hat. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Beständigkeit des Managements. Wichtig: Vergleichen Sie nur Fonds derselben Kategorie. Beispielsweise sollten Aktienfonds nicht mit Geldmarktfonds verglichen werden, da diese unterschiedliche Anlageziele und Risiken haben. Ein Vergleich innerhalb derselben Fondsart, wie etwa europäische Aktienfonds, bietet eine bessere Entscheidungsgrundlage.