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Bonner Sodastream-Chef„Wasser aus der Plastikflasche ist Gewohnheit – und Quatsch“

Lesezeit 4 Minuten
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Rüdiger Koppelmann

  1. Das Geschäft mit Wassersprudlern von Sodastream wächst stark. Das liegt auch an Debatten um mehr Nachhaltigkeit.
  2. Der neue Deutschland-Chef des Unternehmens, Rüdiger Koppelmann, kommt aus Bonn.
  3. Im Interview erzählt er, wieso er sich auch über günstige Konkurrenten freut – und wieso ein Wassersprudler so etwas wie der neue Toaster sein könnte.

Herr Koppelmann, Sie sagen, Sodastream wächst seit acht Jahren jedes Quartal zweistellig. Wie sehr profitieren Sie dabei zuletzt von Nachhaltigkeitsdebatten?

In letzter Zeit hat uns das natürlich besonderen Antrieb gegeben. Bei den Verbrauchern hat sich zuletzt immer mehr das Bewusstsein durchgesetzt, dass es mit dem Plastikverbrauch nicht so weitergehen kann. Wir sind keine Wohltätigkeitsorganisation, sondern ein wirtschaftlich geführtes Unternehmen, wir machen Umsatz, wir machen Gewinn, wir beschäftigen Mitarbeiter.

Aber jeder Wassersprudler, den wir verkaufen, führt dazu, dass jährlich tausende Einwegflaschen weniger verbraucht werden. Und unser großes Plus ist, dass wir eine umweltfreundliche Alternative bieten, die keinen Kompromiss erfordert. Andere Nachhaltigkeitstrends – wie vegetarische Ernährung oder Flugscham – gehen in der Regel mit Verzicht einher. Das ist bei uns nicht so.

Fürchten Sie nicht, dass der Markt, den Sie bedienen, bald gesättigt sein könnte?

Das Geschäft ist in den letzten 32 Quartalen rasant gewachsen, aber dennoch befinden wir uns erst am Anfang. Rund zwölf Prozent der deutschen Haushalte benutzen mittlerweile regelmäßig Wassersprudler, aber die Luft nach oben ist noch gigantisch. Wie viele Haushalte besitzen einen Toaster oder eine Kaffeemaschine? Fast 100 Prozent. Es gibt doch keinen Grund, wieso man in einem Land mit qualitativ hochwertigem Leitungswasser nicht auch einen Wassersprudler besitzen sollte. Ich weiß nicht, ob die Decke für uns bei 50, 60 oder 70 Prozent erreicht würde – aber mit zwölf Prozent sind wir noch unheimlich weit vom Ende der Fahnenstange entfernt. Außerdem erlaubt es unser Geschäftsmodell, sowohl an den Geräten zu verdienen als auch an den Folgekäufen, also den Kohlensäure-Zylindern.

Zur Person

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Rüdiger Koppelmann

Rüdiger Koppelmann (48) ist seit Januar 2020 verantwortlich für die Sodastream-Geschäfte in Deutschland und Österreich. Er hat Betriebswirtschaftslehre in Koblenz studiert und lebt in Bonn.

Das Unternehmen stammt aus Tel Aviv und wurde 2018 vom US-Konzern Pepsico gekauft. Die Wassersprudler werden in 47 Ländern vertrieben und stehen laut Sodastream in mehr als 14 Millionen Haushalten. (elb)

Sie bekommen aber auch zunehmend Konkurrenz, zum Beispiel von Nestlé und Danone, die eigene Sprudler entwickeln...

Wir haben einen gesunden Marktanteil. Und auch, wenn sich das paradox anhört: Wir freuen uns über jeden Wettbewerber, der in den Markt eintritt. Denn aktuell gibt es außer uns niemanden, der die Bewegung vorantreibt. Wir sind gerne bereit, ein paar Prozent Marktanteil abzugeben, wenn dadurch der Gesamtmarkt schneller wachsen würde.

Auch, wenn die Wettbewerber Ihre Preise unterbieten?

Was diese Unternehmen machen, würde man in der Ökonomie Trittbrettfahrerverhalten nennen. Sie lassen uns die Werbung machen, verkaufen dann ein bisschen unter unserem Preis und knabbern ein Stück vom Kuchen ab. Das ist in Ordnung, das ist ein Geschäftsmodell – aber es hilft der Kategorie nicht. Denn wenn es immer mehr dieser Anbieter gäbe, würde der Markt nicht größer werden und lediglich eine Preiserosion stattfinden. In der Reihenfolge der Prioritäten ist es mir aber deutlich lieber, jemand benutzt ein fremdes Sprudelgerät als eine Einwegplastikflasche.

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Wieso trinken die Menschen überhaupt noch Wasser aus der Flasche?

Ich glaube, das ist vor allem eine Sache der Gewohnheit. Sie haben es schon immer so gemacht. Wenn sie im Supermarkt sind, nehmen sie auch einen Kasten Wasser mit. Dieses Verhaltensmuster zu ändern, braucht seine Zeit. Es gibt ein paar Stamm-Mineralwassertrinker, die sagen: Gerolsteiner habe ich schon getrunken, seit ich ein Kind war und ich mag genau diesen Geschmack, aber das Gros der Verbraucher wechselt von einer Marke zur anderen, je nachdem was im Angebot ist. Wir versuchen, den Leuten klarzumachen, dass das Quatsch ist.

Sehen Sie hier Unterschiede je nach Land und Region?

Wir stellen fest, dass unser Geschäftsmodell immer dort funktioniert, wo zwei Faktoren zusammenkommen: Zum einen muss das Wasser aus der Leitung bedenkenlos trinkbar sein. Zum anderen sollte der Konsum von Sprudelwasser ohnehin üblich sein. Deutschland, Österreich, die Schweiz und Frankreich sind hier zum Beispiel sehr stark. Innerhalb Deutschlands sehen wir allerdings keine großen regionalen Unterschiede. Jemand, der im fünften Stock ohne Aufzug wohnt, ist zwar tendenziell eher die Zielgruppe. Aber eigentlich ist ein Wassersprudler ein Produkt für jedermann.