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E-Autos in der KriseTesla lässt Zeitplan für Ausbau in Grünheide offen

Lesezeit 4 Minuten
Die Produktion des Elektrofahrzeuges vom Typ Teslas Model Y in der Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg.

Die Produktion des Elektrofahrzeuges vom Typ Teslas Model Y in der Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg.

Der E-Auto-Markt ist ins Stocken geraten. Tesla hat dennoch vor, seine Fabrik bei Berlin auszubauen - aber unter Bedingungen.

Protest, Produktionsstillstand, Probleme am Markt: US-Elektroautobauer Tesla fährt in diesem Jahr in Deutschland gegen wachsende Widerstände an. Das Unternehmen hält an den Ausbauplänen für seine einzige europäische Fabrik in Grünheide bei Berlin fest. Aber wegen der schwierigen Marktlage ist der Zeitplan völlig offen. „Wir gehen fest davon aus, dass der Markt wieder anziehen wird. Es ist sicherlich eine Frage wie schnell und wann“, sagte Werksleiter André Thierig der Deutschen Presse-Agentur. Aber er betonte: „Wir werden nicht mehrere Milliarden für den Ausbau der Fabrik in die Hand nehmen, ohne dass die Signale ganz klar sind, dass das vom Markt auch abgefragt wird.“

Der Tesla-Werksleiter macht damit nicht nur deutlich, dass der Bau einer weiteren Fabrik mehrere Milliarden Euro kosten würde, sondern nennt auch die Bedingung dafür. „Wir können aufs Gas treten, wenn wir merken, dass wir es brauchen“, sagte Thierig, der seit fast 25 Jahren in der Automobilindustrie arbeitet. „Wir produzieren nach wie vor fünf Tage in der Woche dreischichtig und könnten jederzeit wieder hochlaufen.“

2024 deutlich weniger E-Autos neu zugelassen

Der Elektroautomarkt steckt in der Flaute. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres lag die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland im Elektrobereich bei 184.125, darunter 21.249 Mal Tesla, wie aus Zahlen des Kraftfahrtbundesamts hervorgeht. Im Vorjahreszeitraum sah es besser aus: Damals wurden 220.244 E-Fahrzeuge zugelassen, darunter 36.384 Teslas.

Das von Tech-Milliardär Elon Musk geführte Unternehmen schloss das zweite Quartal in Folge weltweit mit Gewinnrückgang ab. Der zuvor geplante Stellenabbau bei Tesla hatte auch Folgen für Grünheide: „Unsere Planung Anfang des Jahres prognostizierte ein deutlich stärkeres Wachstum, das sich nicht eingestellt hat“, sagte Thierig. „Wir haben die 400 Arbeitsplätze recht schnell und geräuschlos mit einem attraktiven Abfindungsprogramm abgebaut.“

Antrag auf Genehmigung für den Ausbau in Stufen

Als positives Signal verweist er auf die Produktion für die Britischen Inseln. „Dadurch, dass wir jetzt auch den Rechtslenker-Markt in Großbritannien und Irland aus Berlin heraus bedienen, haben wir aber einen größeren Absatzmarkt, auf den wir direkt zugreifen.“

In Grünheide in Brandenburg stellt Tesla seit mehr als zwei Jahren Elektroautos her. Dort arbeiten nach Unternehmensangaben knapp 12.000 Beschäftigte. Der Autobauer will die Produktion von hochgerechnet über 250.000 Autos im Jahr perspektivisch auf eine Million Fahrzeuge im Jahr hochfahren.

Erste Teilgenehmigung wahrscheinlich im September

Der erste Antrag auf umweltrechtliche Genehmigung beim Land Brandenburg zum Ausbau ist gestellt, verzögert sich aber. Dabei geht es zunächst nur um Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden - dafür erteilte das Landesumweltamt eine vorläufige Genehmigung. „Wir rechnen damit, dass die erste Teilgenehmigung im September oder Oktober kommen wird“, sagte Thierig. Den Zeitplan nennt auch das Landesumweltamt ähnlich. Zwei weitere Anträge sind bisher geplant, dazu würde auch der für die Genehmigung einer neuen Fabrik zählen.

Der Start ins Jahr war holprig. Rund zwei Wochen ruhte die Fertigung im Januar und Februar, weil Bauteile wegen der Angriffe der jemenitischen Huthi-Miliz auf Schiffe im Roten Meer fehlten. Der Protest gegen das US-Unternehmen wächst. Seit Februar campieren Umweltaktivisten im Wald nahe der Fabrik, um gegen eine Erweiterung mit Waldrodung und neuem Güterbahnhof sowie gegen den Wasserverbrauch zu protestieren. Nach einer Bürgerbefragung in Grünheide, die sich mehrheitlich gegen die Erweiterung aussprach, soll weniger Wald gerodet werden.

Der Widerstand wächst

Im März kam es in der Nähe der Fabrik zu einem Anschlag auf die Stromversorgung von Tesla. Die Autoproduktion lag wegen eines Stromausfalls fast eine Woche lang auf Eis. Im Mai versuchten Umweltaktivisten bei Protesttagen, das Tesla-Gelände zu stürmen. Im Juni lag die Produktion erneut auf Eis - laut Tesla wegen interner Optimierungen. Der Autobauer hat mehr Automatisierung eingeführt: Bisher transportierten zum Beispiel Gabelstapler im Karosseriebau Teile, nun läuft es vollautomatisch.

Derzeit laufen die Planungsarbeiten für einen neuen Güterbahnhof. Dafür muss Wald gerodet werden, der im Besitz des Landes ist. „Für den Kauf sind wir im Gespräch mit dem Forst“, sagte Thierig. Der Finanzausschuss des Brandenburger Landtags muss grünes Licht geben - offen ist, ob das noch in dieser Wahlperiode etwas wird. „Dann hätten wir eine Chance, den Kauf eventuell in diesem Jahr noch abzuschließen.“

Umweltschützer haben Bedenken - Tesla weist zurück

Seit dem Bau gibt es große Bedenken von Umweltschützern und Anwohnern, auch weil das Werk zum Teil im Wasserschutzgebiet liegt. Der Verbrauch von Frischwasser lag im vergangenen Jahr bei unter 500.000 Kubikmeter, das ist deutlich weniger als die vereinbarte Wassermenge pro Jahr. Pro Auto werden laut Tesla 1,8 Kubikmeter Wasser verbraucht. Das liege deutlich unter dem Schnitt der Autoindustrie, betont das Unternehmen. Der deutsche Autobauer BMW verbrauchte nach eigenen Angaben im Jahr 2023 pro produziertem Fahrzeug 1,78 Kubikmeter Trinkwasser.

Tesla will für den Ausbau nicht mehr Wasser verbrauchen als bisher. Die vertraglich gesicherte Menge reiche auch für eine Million Autos, „weil wir in Zukunft nicht nur unser Prozesswasser, sondern auch unser Sanitärabwasser in der Fabrik recyceln wollen“, sagte Thierig. Den Protest sieht er kritisch: „Wir bauen hier Elektroautos, wir sind keine Ölraffinerie oder was auch immer.“ Das Protestcamp ist allerdings immer noch im Wald nahe der Fabrik. (dpa)