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CO2-Speicherung im BodenBreites Bündnis warnt vor„gefährlicher Irrweg“

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CO2-Aufbereitungsanlage des Vattenfall Kraftwerks mit Co2-Abscheidung in Schwarze Pumpe (Brandenburg).

CO2-Aufbereitungsanlage des Vattenfall Kraftwerks mit Co2-Abscheidung in Schwarze Pumpe (Brandenburg).

Die Bundesregierung will in die CO2-Speicherung investieren –und bekommt Gegenwind von Umweltverbänden. Diese warnen vor „weitreichenden Umweltschäden“.

Ein Bündnis von elf Umweltverbänden und Bürgerinitiativen wendet sich gegen die CO2-Abspaltung und -Speicherung und kritisiert die Bundesregierung scharf. „CCS blickt auf eine jahrzehntelange Geschichte überhöhter Erwartungen und unerfüllter Versprechen zurück und wäre ein gefährlicher Irrweg im Kampf gegen die Klimakrise“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) exklusiv vorliegt. Das Bündnis, zu dem unter anderem der BUND, Greenpeace, die Deutsche Umwelthilfe und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) gehören, warnt vor „weitreichenden Klima- und Umweltschäden“.

Die unterirdische Speicherung des industriellen Abfallprodukts CO2 wird im Englischen „Carbon Capture and Storage“ genannt, kurz: CCS. Mit dieser Technologie wird Kohlendioxid, das bei industriellen Prozessen entsteht, aufgefangen, abgeschieden und unterirdisch gespeichert. Die Bundesregierung unter Federführung von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) arbeitet derzeit an der Carbon-Management-Strategie, bei der es um die Restemissionen gehen soll, die sich in manchen Industrien nicht vermeiden lassen. Dafür will die Regierung in die CCS-Methode investieren.

Das Bündnis der Umweltschutzorganisationen sieht in den Plänen lediglich eine Möglichkeit, um weiter CO2 zu produzieren: „Eine staatliche Richtungsentscheidung für CCS wäre eine lebensverlängernde Maßnahme für klimaschädliche Produktion. Kraftwerke und ganze Industriezweige würden sich mit CCS über Jahrzehnte weiter an die Nutzung von Öl und Gas binden.“ CCS sei das „Gegenteil von Klimaschutz“. Es verhindere den Ausstieg aus fossilen Energien und belaste kommende Generationen mit der „Ewigkeitslast von CO2-Deponien“.

Die Verbände befürchten Auswirkungen auf Natur und Mensch. „CCS gefährdet unser Trinkwasser, hat einen gewaltigen Flächenverbrauch, zerstört natürliche Landschaften“, heißt es weiter. „Jede CO2-Verpressung an Land oder unter dem Meeresboden kann Erdbeben auslösen und giftige Ablagerungen in den Böden hervorrufen.“ Ein CO2-Endlager in der Nordsee gefährde das Weltnaturerbe Wattenmeer. Das Bündnis übt scharfe Kritik: „Über die mit CCS verbundenen Kosten und die schwerwiegenden Gefahren für Umwelt, Gesundheit und für das Klima lässt die Bundesregierung die Öffentlichkeit bisher im Dunkeln.“

Es gibt jedoch auch gewichtige Befürworter der Technologie, darunter das Umweltbundesamt. „Bestimmte Emissionen werden sich nicht vermeiden lassen, etwa in der Landwirtschaft oder der Zement- und Chemieindustrie“, hatte Behördenchef Dirk Messner jüngst im RND-Interview gesagt. „Um 2045 klimaneutral werden zu können, werden wir also negative Emissionen benötigen.“ Messner nannte die CO2-Abspaltung und -Speicherung einen „Ansatz“. Dafür müssten jetzt die Weichen gestellt werden und in die Forschung zum Kohlenstoffmanagement sowie in die Entwicklung von Umweltstandards investiert werden.

Das Bündnis der Umweltschützer fordert stattdessen die Einsparung von CO2. „Statt auf die Scheinlösung CCS zu setzen, braucht es jetzt biologischen Klimaschutz und Emissionsvermeidung“, verlangen die Organisationen und Verbände.