Wohnmobile sind beliebter denn je: Aber für wen ist das wirklich was, wer darf sie fahren und welche Einschränkungen gibt es? Ein Überblick.
Camping-BoomFür wen das Wohnmobil die richtige Wahl ist
Wohnmobile boomen wie nie zuvor. Zwar sind die mit eigenem Antrieb ausgerüsteten Fahrzeuge seit mehr als zehn Jahren zunehmend beliebt. Doch die Jahre mit den Einschränkungen aus der Corona-Pandemie haben der Nachfrage nochmal einen gewaltigen Schub gegeben.
Wie viele Wohnmobile gibt es?
So meldet der Caravan Industrie-Verband (CIVD) aktuell, dass es in Deutschland zum Jahresbeginn 838.000 Wohn- und Reisemobile gab, das sind gut neun Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Erstmals hat damit das Wohnmobil – also ein Fahrzeug mit eigenem Antrieb – den Caravan, also einen Anhänger für Auto, abgelöst. Auch die Zahl der Caravans in Deutschland ist aber um 2,4 Prozent auf 757.000 gestiegen.
Neuwagenmarkt
Die Fahrzeuge sind so begehrt, dass man auf Neuwagen oft sehr lange warten muss. Die steigende Nachfrage stand nun mehrere Jahre einem begrenzten Angebot gegenüber. Laut CIVD waren Lieferengpässe der Vorlieferanten das Problem. „Teilweise fehlten an die 100.000 Chassis von den Fahrzeugherstellern“, sagt Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des CIVD. Kunden mancher Wohnmobile berichten von bis zu zwei Jahren Lieferzeit.
Gebrauchte als Alternative?
Hohe Nachfrage und Mangel an Neuwagen hat die Gebrauchtwagenpreise nach oben schnellen lassen. So ist das Phänomen zu beobachten, dass junge gebrauchte Wohnmobile gleich teuer oder sogar teurer als Neuwagen sind. „Dieser Gebrauchtmarkt ist nicht mehr normal“, sagt Onggowinarso. Sucht man beispielhaft nach zehn Jahre alten teilintegrierten Wohnmobilen beim Verkaufsportal Autoscout, so findet man dort aktuell kein Fahrzeug unter 36.000 Euro, wohl aber einige für knapp 60.000. Die Neupreise liegen nicht viel höher.
Wer darf ein Wohnmobil fahren?
Wer darüber nachdenkt, ein Wohnmobil zu kaufen, sollte vorher klären, ob er alle Anforderungen zum Fahren des Fahrzeuges erfüllt. Wohnmobile bis zu 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht darf fahren, wer seinen Pkw-Führerschein der Klasse 3 bis Ende 1998 gemacht hat.
Seit 1999 dürfen Besitzer der Pkw-Führerschein-Klasse B nur noch Reisemobile mit einer Gesamtmasse von bis zu 3,5 Tonnen fahren. Heißt konkret, die meisten unter 42-Jährigen scheiden bei Wohnmobilen über 3,5 Tonnen aus, sofern sie nicht separat einen Führerschein der Klassen C, C1 oder CE gemacht haben.
Welche Wohnmobiltypen gibt es?
Mit 57 Prozent am weitesten verbreitet ist der Kastenwagen. Das kann der bekannte Bully von VW sein, oder ein gleich großer Kompakter eines anderen Herstellers. Unter Kastenwagen fallen aber auch seriennahe Fahrzeuge ohne Umbauten der Karosserie größerer Modell, wie Mercedes Sprinter oder Fiat Ducato.
31 Prozent der deutschen Wohnmobile sind sogenannte Teilintegrierte. Dabei entspricht nur das Fahrerhaus dem ursprünglichen Fahrzeug. Der ausgebaute Kasten zum Wohnen überragt die ursprüngliche Karosserie und ist eine spezielle Anfertigung des Wohnmobilherstellers. Rund vier Prozent aller Reisemobile entsprechen diesen Teilintegrierten, haben aber über dem Fahrerhaus eine Schlafmöglichkeit, die Alkoven genannt wird.
Die teuersten Wohnmobile sind mit fast sieben Prozent die Vollintegrierten. Dort ist der ganze Aufbau vom Wohnmobilbauer gestaltet, nichts erinnert an den Chassishersteller. Solche Fahrzeuge sind meist groß bis sehr groß. Die restlichen Prozente entfallen auf „Sonstige“, etwa Pickups mit auf der Ladefläche montierten Wohnkabinen.
Die Vorteile des Wohnmobils
Wie der Name schon sagt: Man ist mobil. Wohnmobile sind ideal für Touren, bei denen es alle paar Tage oder sogar jeden weitergeht. Im Gegensatz zum Caravan darf man darin sogar am Straßenrand oder auf Rastplätzen eine Nacht übernachten. In vielen Ländern, etwa in Schweden, ist sogar wildes Campen fern der Campingplätze erlaubt. Verglichen mit dem Wohnwagen sind viele Wohnmobile recht einfach zu fahren und zu rangieren. Das Wohnmobil macht komfortables Leben in der Natur möglich.
Die Nachteile des Wohnmobils
Ein Wohnmobil, wenn es kein Kleinbus ist, ist deutlich größer als ein Auto. Das Fahren, Einparken und Überholen will geübt sein. Besonders enge steile Straßen im Alpenraum können zur Mutprobe werden. Noch ein Nachteil: Anders als beim Caravan müssen bei jedem Tagesausflug alle Gegenstände im Fahrzeug sicher verstaut werden, Markise und Vorzelt genauso wie Geschirr und Kinderspielzeug. Außerdem braucht man für das Wohnmobil auch einen Stellplatz
Was kosten Wohnmobile?
Neue Wohnmobile kosten im Durchschnitt je nach Ausstattung, Größe un Hersteller zwischen 35.000 und 80.000 Euro, aber es gibt natürlich auch solche für 150.000 Euro und mehr. Hinzu kommen jährliche Kosten wie Haftpflichtversicherung (bis 500 Euro), Kasko (bis zu 2000 Euro) Kfz-Steuer (Beispiel: 3,5 Tonnen, 320 Euro) und Kosten für einen Stellplatz außerhalb der Ferien.
Wo können Anfänger sich schlaumachen?
Vom 25. August bis 3. September findet in Düsseldorf der Caravan Salon statt, die größte Campingmesse der Welt. Tickets sind nur online buchbar unter www.caravan-salon.de. Für Anfänger ist dort besonders die „Starterwelt“ in Halle 7 interessant. Dort werden herstellerübergreifend die grundlegenden Fragen nach Größe, Fahrzeugtyp, Gewicht oder Führerschein veranschaulicht.