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Canan KaradagVom Hauptschüler zum Kölner Supermarkt-Boss

Lesezeit 3 Minuten
Canan Karadag, in roter Steppjacke und mit Ferrari-Kappe, steht im Neven DuMont Haus in Köln und lächelt in die Kamera.

Canan Karadag ist Gründer und Eigentümer der Kölner Supermarktkette Karadag.

Canan Karadag hat einst einen Supermarkt in Köln eröffnet, „obwohl wir absolut gar keine Ahnung hatten“. Heute hat Karadag zwölf Filialen – und will rasant wachsen.

Derzeit ist Ramadan und gläubige Muslime fasten von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Weniger gegessen wird deswegen aber nicht, weiß Canan Karadag. Er betreibt zwölf anatolische Supermärkte unter seinem Nachnamen, elf davon in Köln.

Derzeit seien die Verkäufe in den Filialen „30 bis 40 Prozent“ höher als außerhalb der Fastenzeit. Beim Fastenbrechen am Abend werde „mehr gegessen“, berichtet der Supermarkt-Chef in „ekonomy mit K“, dem Wirtschafts-Podcast des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Hören Sie hier das komplette Gespräch mit Canan Karadag

Der Podcast wird nicht angezeigt? Klicken Sie hier, um die Folge „ekonomy mit K“ zu hören.

Um sich von großen Supermarkt-Ketten wie Rewe oder Edeka erfolgreich abzugrenzen, setzt Karadag vor allem auf Frische-Produkte: Obst, Gemüse und halal geschlachtetes Fleisch. Die Kundschaft sei aber bei weitem nicht nur muslimisch oder türkisch-stämmig. „Wir haben fast 50 Prozent deutsche Kundschaft“, sagt Karadag. Die Geschäfte funktionierten vor allem dort, wo die Bevölkerung ein „Mischmasch“ sei.

„Wir können in Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, Stuttgart, Duisburg oder Düsseldorf funktionieren“, so der 50-Jährige. Und das Ziel sei es auch, deutlich mehr Filialen zu eröffnen.

Drei Etagen, viel Glas und Stahl: Das neue Karadag-Verwaltungsgebäude in Porz-Wahn.

Das neue Karadag-Verwaltungsgebäude in Porz-Wahn.

Das angestrebte Wachstum zeigt sich unter anderem in einer neuen Zentrale, die zum Jahresanfang in Porz-Wahn in Betrieb gegangen ist. „Wir haben die Zentrale so gebaut, dass wir in zwei Schichten bis zu 50 Filialen beliefern können“, sagt Karadag. Zuvor hatte das Unternehmen seinen Sitz am Kölner Großmarkt in Raderthal. Vor allem Franchise-Nehmer sucht Karadag, um sein Ziel zu erreichen. Der Kölner stellt dann die Marke und Warenbelieferung sicher und „der Franchise-Nehmer führt nur seinen Markt und das Personal“.

Canan Karadag: Mit 15 Jahren nach Köln gekommen

Canan Karadags Karriereweg zum Supermarkt-Boss war nicht vorgezeichnet. Im Alter von 15 Jahren folgte er seinem Vater aus der Türkei nach Deutschland und konnte zunächst kein Deutsch.

Karadag-Filiale an der Neusser Straße kurz vor der Eröffnung im Februar 2022.

Eine Karadag-Filiale an der Neusser Straße kurz vor der Eröffnung im Februar 2022.

Ab 1987 besuchte er in Köln-Stammheim die Hauptschule. Danach machte er in der Chemischen Fabrik Kalk eine Ausbildung zum Betriebsschlosser und probierte einiges aus: Er jobbte bei McDonald’s und betrieb einen Getränkemarkt auf der Bonner Straße. Das sei aber eine Knochenarbeit gewesen und so habe er damit aufgehört.

Mein Papa hat dann gesagt: ‚Lass uns einen Supermarkt eröffnen‘, obwohl wir absolut keine Ahnung hatten
Canan Kardag, Supermarkt-Betreiber

„Mein Papa hat dann gesagt: ‚Lass uns einen Supermarkt eröffnen‘, obwohl wir absolut keine Ahnung hatten“, sagt Karadag. Die ersten Jahre in der ersten Filialen in Köln-Buchforst seien extrem schwierig gewesen, bis ein funktionierendes Konzept aus Frische, guter Erreichbarkeit und Verkaufsstrategie gefunden worden sei.

Kunden lockt Karadag gerne mit günstigen Angeboten für Fleisch wie „Hähnchenbrustfilet für 5,99 Euro“. Kritik an solchen Rabatten etwa von Tierschützern weist der Supermarkt-Chef von sich. „Das ist eine Diskussion der Menschen, die wohlhabend sind“, sagt Karadag. „Wenn wir so ein Angebot fahren, haben wir einen Massenverkauf.“

Canan Karadag: Um das Betäuben von Tieren „kommt keiner herum“

Eine klare Position hat Karadag zur Definition von halal geschlachtetem Fleisch. Es gibt Sichtweisen, wonach nur das Fleisch von Tieren, die ohne jede Betäubung mit einem Messer getötet wurden, als halal gelten dürfen – was in Deutschland verboten ist und nur in Ausnahmefällen genehmigt wird.

In der Großproduktion von Halal-Fleisch werden die Tiere in der Regel betäubt und „schmerzfrei“ gestellt. „Da kommt keiner herum“, so Karadag. „Und meiner Meinung nach ist es auch nicht gegen islamisches Denken.“

Alle Folgen Ekonomy mit K

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Karadag verfolgt auch den Wahlkampf in seinem Geburtsland Türkei, am 14. Mai ist dort Präsidentenwahl. Nicht nur nach dem jüngsten Erdbeben habe der amtierende Präsident Recep Tayyip Erdoğan Fehler gemacht, er müsse eigentlich zurücktreten, sagt Karadag. „Ich möchte, dass das Land von neuen Parteien regiert wird.“