Color DigitalKölner Start-Up entwickelt App für Modeindustrie
Köln – „Ich hätte das Gelb gerne etwas satter“, sagt der Designer in Hamburg in sein Telefon. „Was meinen Sie mit satter? Dunkler?“ fragt der Stoffhändler in Italien zurück. „So wie auf dem Schnipsel Stoff, den ich Ihnen zugeschickt habe“, erwidert der Designer. Also färbt der Stoffhändler in Italien und schickt erneut ein Päckchen Stoff in den Norden – vielleicht das letzte Mal, vielleicht folgen aber noch viele weitere Absprachen mit dem Designer, bis sich die beiden auf eine Farbe geeinigt haben.
„So hat man in der Vergangenheit in der Modewelt miteinander kommuniziert und gearbeitet“, sagt Olaf Kölling (49). „Das hat viel Zeit, Geld und vor allem Nerven gekostet. Aber sich die gefärbten Stoffe hin und her zu schicken entstand aus der Not heraus, es gab ja nichts anderes.“
Enorme Zeitersparnis durch Digitalisierung
Vor drei Jahren hat Olaf Kölling zusammen mit seinem Partner Gerd Willschütz begonnen, an einer Lösung für das langwierige Abstimmungsproblem zu arbeiten. Das Start up Color Digital wurde gegründet. Kölling und Willschütz bieten unter diesem Namen eine Kommunikationsplattform an, auf der sich alle Akteure – Designer, Grafiker, Textilhändler und Fotografen – zusammenfinden, und sich Daten, die Auskunft über Farbpigmenten geben, hin und herschicken können – in Sekundenschnelle anstatt über den Postweg.
Über eine Software lassen sich die Farbpigmente in Codes umwandeln und verschicken. „Eine enorme Zeitersparnis, weil der Abstimmungsprozess verkürzt wird“, so Kölling und erklärt: „Das Einzige, das perfekt sein muss, ist die Datenbasis.“ Dabei kaufen die Kunden einen Zugang zu dem Portal, der Preis variiert nach der Zahl der Mitarbeiterzugänge und nach der Größte des Unternehmens. Diese sind übrigens nicht nur in der Modewelt vertreten, sondern kommen auch aus der Welt des Plastiks und der Kosmetik. Von überall dort, wo man über Farben sprechen muss.
Unterstützung von der Telekom
Kölling ist gelernter Informatiker und hat sich in seiner beruflichen Vergangenheit mit der Farbherstellung auf physikalischer Ebene beschäftigt. 2009 kam er mit Kollegen des Deutschen Modeinstituts in Kontakt. Die klagten schon lange über die Probleme, die die Farbabstimmung in Unternehmen mit sich zieht. Unter ihnen war auch Gerd Willschütz, der heute mit Olaf Kölling zusammen das Unternehmen leitet. „Mit Color Digital beschleunigen Modefirmen die Entwicklung von Kollektionen erheblich“, sagt Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts.
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Kölling und Willschütz beginnen, eine Software zu entwickeln. Unterstützung bekommen die Gründer von der Telekom. Der Kommunikationsriese aus Bonn stellt ihnen ihre Cloud-Systeme zur Verfügung, also die virtuelle Plattform, auf der sensible Daten gespeichert und ausgetauscht werden können. Alle Daten der Beteiligten werden in sicheren deutschen Rechenzentren gehostet.
„Marktreif“ seien sie seit 2017, so Kölling. Im nächsten Jahr planen Kölling und Willschütz schwarze Zahlen zu schreiben. „Das ist sehr schnell, aber wir haben heute schon treue Kunden“. unter anderem das Modeunternehmen Mammut und die Premiére Vision, die größte Textilmesse der Welt in Frankreich. „Für uns ein echter Ritterschlag“, so Kölling. (ksta)