AboAbonnieren

Verschiebung der NachfrageWieso die Mieten in NRW gerade so stark steigen

Lesezeit 3 Minuten

Die Josefine-Clouth-Straße in Köln (Symbolbild)

Weil Wohneigentum für viele Haushalte derzeit unbezahlbar ist, weichen sie auf den Mietmarkt aus – wo die Preise dementsprechend stark steigen. In Köln zeigt sich allerdings eine andere Entwicklung als im Bundestrend.

Der Anstieg der Mieten in Nordrhein-Westfalen hat sich spürbar beschleunigt. Im dritten Quartal 2022 stiegen sie – Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge – im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,1 Prozent. In den vergangenen drei Jahren lag der Zuwachs im Mittel bei 4,7 Prozent und war damit deutlich moderater. Deutschlandweit zeigte sich ein ähnlicher Trend: Hier stiegen die Mietpreise zuletzt um 5,8 Prozent – im Drei-Jahres-Schnitt waren es nur 4,5 Prozent.

„Es zeigt sich, dass die Dynamik zunimmt“, sagte der IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Mehr Menschen als früher suchten Mietwohnungen, während einige Vermieter offenbar wegen der hohen Inflation höhere Mieten ansetzten. Zudem gebe es in ländlichen Regionen, die noch vergleichsweise günstigen Wohnraum bieten, Aufholeffekte.

Bauzinsen haben sich verdreifacht

Denn gestiegene Kreditzinsen, hohe Baupreise und die Rekordinflation machen Wohneigentum weniger erschwinglich. Die Zinsen für zehnjährige Immobilienkredite haben sich seit Jahresbeginn mehr als verdreifacht. Viele Menschen weichen daher auf den Mietmarkt aus. Die sich verlagernde Nachfrage werde dort den Aufwärtsdruck auf die Mieten erhöhen, hieß es jüngst in einer Studie der Landesbank Helaba. Auch Experten aus der Region – wo das Angebot ohnehin traditionell knapp ist – hatten das zuletzt prognostiziert. Hier war die Nachfrage nach Wohneigentum zuletzt um bis zu 60 Prozent eingebrochen.

Den Zahlen des Kölner IW zufolge stiegen Mieten bundesweit am kräftigsten im Saarland, in Brandenburg (9,1 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (10,3 Prozent). In NRW legten sie um 6,1 Prozent zu – im Drei-Jahres-Schnitt waren es noch 4,7 Prozent gewesen.

In Köln steigen die Mieten weniger stark

In Köln lag der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr bei 4,4 Prozent. „Dies ist ein kräftiger, aber im Vergleich zum Bundes- und Landesdurchschnitt ein unterdurchschnittlicher Zuwachs“, sagte Immobilienexperte Michael Voigtländer, der die Zahlen für das IW ermittelte. „Insgesamt zeigt sich, dass vor allem in den direkten Umlandgemeinden der Großstädte aber auch in weiteren Umland die Mieten besonders stark steigen. Gerade in diesen Regionen gibt es viele Menschen die bislang Wohneigentum gesucht haben und nun, aufgrund der stark gestiegenen Zinsen, doch Mietwohnungen suchen.“

Das verdeutlicht zum Beispiel der Blick nach Leverkusen, wo die Preise im dritten Quartal um 7,5 Prozent stiegen und damit um 40 Prozent stärker als im Schnitt der vergangenen drei Jahre. Im Oberbergischen Kreis legten die Preise mit einem Plus von 8,6 Prozent sogar noch etwas stärker (vorher: 6,3 Prozent) zu. Auch im Rheinisch-Bergischen Kreis (6,1 Prozent), Euskirchen (6,7 Prozent) und dem Rhein-Sieg-Kreis (5,4 Prozent) zogen die Mieten zuletzt kräftig an. Bonn (5,8 Prozent) und Düsseldorf (5,9 Prozent) zeigten eine ähnliche Entwicklung.

Ausnahme ist hingegen der Rhein-Erft-Kreis. Hier hat die Mietpreisdynamik zuletzt sogar nachgelassen. Stiegen die Preise hier im Drei-Jahres-Schnitt noch um 4,8 Prozent, waren es im dritten Quartal nur noch 3,1 Prozent. (mit dpa)