Volkswagen ist der wichtigste Sponsor des DFB. Der Vertrag mit dem Automobilriesen läuft 2024 aus. Eine Verlängerung ist nicht ausgemacht.
Deutscher Fußball-BundVolkswagen könnte Sponsoring des DFB beenden
Der VfL Wolfsburg bietet den prominenten Gästen alles, was es braucht, um endlich wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Die Trainingsplätze sind im Topzustand, gerade ist ein Funktionsgebäude inklusive einer Kältekammer fertiggestellt worden.
Die Nationalmannschaft findet also optimale Bedingungen vor, um sich auf die Testspiele gegen Japan (Samstag, 20.45 Uhr, RTL) in der VW-Arena und gegen Frankreich in Dortmund (Dienstag, 21 Uhr, ARD) vorzubereiten. Dass Bundestrainer Hansi Flick mit seinem Team in Wolfsburg logiert, liegt allerdings weniger an der perfekten Infrastruktur. Denn: Volkswagen ist seit 2019 Trikot- und Hauptsponsor des viermaligen Weltmeisters.
Knapp 28 Millionen Euro im Jahr lässt sich der Automobilriese sein Engagement kosten. Im Sommer 2024 läuft der Vertrag zwischen dem gebeutelten Verband und dem Autobauer aus. Nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) ist eine weitere Zusammenarbeit derzeit ungewiss. Die Chancen, dass VW DFB-Partner bleibt, stehen 50:50.
DFB-Pokal gehört zum Rechtepaket von Volkswagen
Mindestens drei Verhandlungsrunden gab es bereits. Aus DFB-Kreisen ist zu hören, dass man sehr zufrieden sei mit der Partnerschaft und diese gerne verlängern wolle – ähnlich denkt man beim Automobilriesen. Trotz der sportlichen Krise und dem schwer beschädigten Image des Verbands sei die Zusammenarbeit auf inhaltlicher Ebene sehr gut.
VW sponsert neben der Herren-Nationalmannschaft auch die der Frauen, die trotz des frühen WM-Ausscheidens aktuell einen regelrechten Sympathie-Boom erlebt. Die Kampagne „Kein Frauenfußball!? Nö, Fußball!“ wurde mit Preisen überhäuft, weil sie den Nerv der Zeit traf.
Zum Gesamtpaket gehören auch die Rechte am DFB-Pokal. Außerdem engagiert sich das Unternehmen stark im Amateurbereich, will damit seine gesellschaftliche Verpflichtung betonen. Allerdings scheint es ausgeschlossen zu sein, dass VW den Vertrag zu den alten Bedingungen verlängern wird.
Die Gründe sind vielfältig: 2017 wurde die Partnerschaft besiegelt, zu diesem Zeitpunkt war die DFB-Elf amtierender Weltmeister und ließ sich bestens vermarkten. Der Verband hatte also gute Karten im Millionen-Poker in der Hand. Dann allerdings schlingerte die Nationalmannschaft von einem sportlichen Desaster ins nächste und ist heute eine angekratzte Marke. Auch die TV-Quoten sanken rapide.
Hinzu kommt, dass bei VW gerade ein umfangreiches Kostensenkungsprogramm läuft. Die Konzernspitze hat sämtliche Projekte auf den Prüfstand gestellt, VW steht angesichts der Transformation und der großen Konkurrenz aus China vor gewaltigen Herausforderungen. Angesichts dieser Gemengelage sind die Wolfsburger nicht mehr bereit, 28 Millionen Euro im Jahr nach Frankfurt zu überweisen.
Das Angebot, das die Verhandlungsführer des Konzerns dem DFB machten, liegt nach RND-Informationen weit darunter – und da ist das Problem: Denn der klamme DFB benötigt aktuell jeden Cent. Die laufenden Kosten des 150 Millionen Euro teuren Campus sind immens, die fehlenden Einnahmen (unter anderem aufgrund der sportlichen Krise) müssen kompensiert werden. Die Lage ist also ziemlich verzwickt.
Dennoch arbeiten beide Seiten daran, am Ende zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen – für den DFB und VW. Gerd Voss, Direktor Sport und Kommunikation der Volkswagen AG, sagt zum Stand des Pokers: „Die Gespräche sind von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Wir sind grundsätzlich zufrieden mit der bisherigen Zusammenarbeit und arbeiten gemeinsam an einer Lösung.“
Eigentlich wollten die Partner die Gelegenheit dazu nutzen, in diesen Tagen in Wolfsburg weiterzusprechen. Dazu wird es nach RND-Infos aber nicht kommen, weil die VW-Manager auf der Automobilmesse in München weilen. Dennoch ist mit einer zeitnahen Entscheidung Ende September/Anfang Oktober zu rechnen. Bis dahin geht die Zitterpartie im Millionen-Poker für den DFB weiter.