Nach Eklat im Deutz-VorstandNeuer Aufsichtsratschef sieht „kein Fehlverhalten“
Köln – Die Aktionäre des Kölner Motorenbauers Deutz können sich zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder auf eine Dividende freuen. Nahezu der gesamte Bilanzgewinn des vergangenen Jahres in Höhe von 18 Millionen Euro soll an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Das sind 15 Cent je Aktie und entspricht einer überdurchschnittlichen Quote von rund 47 Prozent. Dem stimmten die Aktionäre auf der Hauptversammlung am Donnerstag mit fast 100 Prozent der Stimmen zu.
Künftig will die Deutz AG rund 30 Prozent an die Anteilseigner ausschütten, um Investitionen in großem Umfang aus eigener Kraft zu finanzieren.
Deutz AG: Vorstand und Aufsichtsrat entlastet
Auf dem virtuellen Aktionärstreffen in Köln wurden auch der Vorstand sowie der Aufsichtsrat in seiner Besetzung aus dem vergangenen Jahr entlastet. Ersterer mit 98 Prozent der Stimmen, das Aufsichtsgremium dagegen nur mit einer Quote von knapp 72 Prozent.
Anfang dieses Jahres war das Kölner Traditionsunternehmen in die Schlagzeilen geraten, weil sich Vorstands- und Aufsichtsratschef einen erbitterten Machtkampf lieferten. Vordergründig ging es um die Frauenquote und die Besetzung eines Vorstandsposten mit einer weiblichen Führungskraft. Dem Vernehmen nach sollen die Gräben allerdings auch bei anderen Themen tief gewesen sein. Am Ende des Showdowns mussten sowohl Vorstandschef Frank Hiller als auch der Vorsitzende des Aufsichtsrates Bernd Bohr ihre Spitzenpositionen aufgeben. Hiller verließ das Unternehmen mit sofortiger Wirkung, Bohr blieb einfaches Mitglied des Aufsichtsrates.
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Seitdem versucht der neue Vorstandschef Sebastian Schulte, der zuvor das Finanzressort geleitet hatte, die Wogen zu glätten. Erwartungsgemäß gab es seitens der Aktionärsvertreter Nachfragen zu den ansonsten für Deutz ungewöhnlichen Vorgängen. Ob Aufsichtsratschef Bohr juristisches Fehlverhalten vorgeworfen werden könne oder ob Schadenersatzansprüche gegen den ehemaligen Chefaufseher geprüft würden, wollten die Vertreter der Anteilseigner wissen.
Voggenreiter: „Kein Fehlverhalten“
Der neue Chef des Kontrollgremiums, Dietmar Voggenreiter, der seit 2019 im Aufsichtsrat sitzt und zuvor für Audi gearbeitet hatte, erläuterte, dass es keinerlei Fehlverhalten gegeben habe und somit auch keine Regressansprüche geprüft würden. Die neuen Regelungen zur verbindlichen Frauenquote seien rechtlich erst ab August wirksam. Insgesamt habe man auch bei der Abberufung Frank Hillers, nach eingängiger juristischer Beratung, umsichtig und mit Augenmaß gehandelt. Zur Höhe der Abfindung gab es keine Angaben. Hillers Vertrag war im Vorfeld verlängert worden.
Insgesamt sieht sich Deutz auf einem guten Weg inmitten der umfangreichsten Transformation der Unternehmensgeschichte. So soll das Geschäft mit Verbrennermotoren stabilisiert und profitabler gemacht werden. Auch das Geschäft mit Wartung soll ausgebaut und verbessert werden. Zudem sollen alternative Antriebsarten wie etwa der Wasserstoffmotor weiter vorangetrieben und viel schneller auf den Markt gebracht werden. Bis 2031 sollen mehr als 50 Prozent des Umsatzes mit grünen Antrieben gemacht werden.