Die Schuhbranche blickt auf der Fachmesse Shoes in Düsseldorf mit Unsicherheit in die Zukunft. Zahlreiche Händler geben auf und auch die Industrie verfehlt ihre geringen Wachstumsziele.
Düstere AussichtenImmer mehr Schuhgeschäfte schließen
Die Modebranche hat in jüngster Zeit mit einigen spektakulären Insolvenzen für Aufsehen gesorgt. Auch im Schuhhandel trennt sich zunehmend die Spreu vom Weizen: Der Hamburger Schuhhändler Görtz hat sich zwar inzwischen erfolgreich in Eigenverwaltung saniert, die ebenfalls in Schieflage geratene Kette Reno wird hingegen weitgehend abgewickelt. Damit sind die großen Namen der Branche nicht alleine. Der Handelsverband BTE schätzt, dass im Jahr 2023 170 Schuhhändler aufgegeben haben, teils wegen Insolvenz, teils wegen fehlender Nachfolger.
Aktuell dürften nur noch etwa 2.600 stationäre Schuhspezialisten am Markt aktiv sein. 2013 waren es laut Umsatzsteuerstatistik noch 4.640 Unternehmen. Auch die Zahl der Geschäfte bewegt sich rasant nach unten. 1500 Läden haben laut BTE im vergangenen Jahr dichtgemacht. Hierzulande gibt es nun noch rund 8.500 Schuhläden.
Zwar ist der Umsatz im Schuheinzelhandel 2023 im Vergleich zum Vorjahr um rund 480 Millionen Euro auf 11,6 Milliarden Euro gestiegen, liegt aber immer noch unter 1,5 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Das Plus in diesem Jahr ist also primär der niedrigen Vorlage geschuldet. Einzig der Onlinehandel, der knapp ein Viertel der Gesamtumsätze ausmacht, liegt wegen des starken Aufschwungs in den Coronajahren 2020 und 2021 nach BTE-Schätzungen rund 40 Prozent über dem Umsatzniveau von 2019.
BTE rechnet mit weiteren Schließungen
Und auch für 2024 sind die Umsatzerwartungen der Schuhhändler sehr verhalten. Laut einer aktuellen BTE-Umfrage rechnet lediglich ein Viertel der Teilnehmer für das laufende Jahr mit einem nennenswerten Umsatzplus. Knapp die Hälfte befürchtet hingegen Einbußen von mindestens einem Prozent. „Wir müssen daher 2024 mit weiteren Geschäftsschließungen rechnen“, sagt BTE-Geschäftsführer Axel Augustin im Rahmen der Düsseldorfer Fachmesse Shoes.
Auch in der Industrie ist die Stimmung düster. „Unsere schon vorsichtigen Prognosen drohen verfehlt zu werden, da die Inflation die Konsumbereitschaft schwächt“, sagt Manfred Junkert, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L). Ein Miniwachstum von 0,2 Prozent, wie der Verband es in seinem Jahreswirtschaftsbericht prognostiziert, sorgt nicht für den benötigten Schub. „Es braucht klare Signale seitens der Politik, damit die Stimmung nicht endgültig und auf breiter Front kippe“, sagt Junkert.
Die deutsche Schuhindustrie setzte im Jahr 2023 rund 2,2 Milliarden Euro um und damit 1,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Zu wenig, um die gestiegenen Kosten aufzufangen, ordnet der HDS/L ein. Den Großteil setzt die deutsche Schuhindustrie im Inland um, nur ein Viertel der Erlöse erzielt sie im Ausland - und hier vor allem in der Eurozone. „Die Zahlen zeigen eindeutig, dass die Schuhhersteller vor einem herausfordernden Jahr 2024 stehen“, heißt es vom Verband. Trotz großer Resilienz und Kreativität der Hersteller sei angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen eine Trendwende nicht in Sicht.