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Vibrator im BauchEin Notarzt schildert seine verrücktesten Einsätze

Lesezeit 3 Minuten

Schnelligkeit spielt natürlich auch eine Rolle, wenn es um Menschenleben geht. So dauert es in Deutschland im Schnitt weniger als zehn Minuten, bis das Rettungsteam bei einem Notfallpatienten ist, schreibt Stirkat.

Bei schweren Unfällen, Herzinfarkten oder dramatischen Selbstmord-Versuchen müssen Notfall-Mediziner schnell handeln. Zum Glück sind sie gut ausgebildet: „Um in Deutschland als Notarzt arbeiten zu dürfen, reicht ein normaler Universitätsabschluss nicht aus. Man muss eine ganze Reihe an zusätzlichen Qualifikationen erlangen und am Ende in den meisten Bundesländern sogar zu einer Prüfung antreten“, erzählt Falk Stirkat.

Der junge Notarzt arbeitet seit 2010 als Mediziner. „Oft müssen mein Team und ich mit den unmöglichsten Situationen fertig werden“, erzählt er. Seine krassesten Einsätze hat er in einem Buch gesammelt: In „Ich kam, sah und intubierte“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag) beschreibt er den stressigen, schrecklichen, aber auch manchmal schönen Arbeitsalltag rund um den Rettungswagen. Auch wenn es stellenweise bei der Lektüre wirklich ans Eingemachte geht, gibt es auch ein paar kuriose Fälle, die zum Glück gut ausgegangen sind:

Student mit Vibrator im Bauch

Wunderkerzen, Anhängerkupplungen, Taschenlampen: „Der Kreativität in Sachen, was Menschen sich alles freiwillig in die verschiedenen Körperöffnungen stecken, sind kaum Grenzen gesetzt“, weiß Notarzt Stirkat. Verhältnismäßig harmlos war da sein Einsatz bei einem Studenten. Der hatte sich „versehentlich“ beim Liebesspiel auf einen Vibrator gesetzt (is' klar...). Auf dem Röntgenbild war zu sehen: Das Ding steckte schön tief im Darm fest und musste herausoperiert werden.

Schrägerweise war die Batterie des Vibrators noch nicht entladen – so brummte der Freudenspender fast drei Stunden im Bauch weiter, bis der junge Mann operiert werden durfte.

Reanimieren zu „Highway to hell“

Den richtigen Takt bei der Herzmassage zu finden, ist gar nicht so leicht. Im Geiste stimmt man am besten ein Liedchen an und massiert im Rhythmus der Musik: „Tatsächlich eignen sich Staying Alive und Highway to Hell hierfür besonders!“, weiß Stirkat. Nur laut mitsingen sollte man besser nicht – das könne andere irritieren, meint der Arzt. Und zeigt auch an dieser Stelle wieder einmal seinen trockenen Mediziner-Humor.

Rettungswagen als Chauffeurdienst

Auch über den Missbrauch des Rettungsdienstes kann Stirkat einige Anekdoten zum besten geben: Da war zum Beispiel der Notruf einer Dame im besten Rentenalter. Herzinfarkt? Fehlanzeige. Sie stand mit gepackten Koffern vor ihrer Haustür und wartete auf den „Chauffeurdienst“ ins Krankenhaus: „Ich habe seit Wochen Probleme mit dem Rücken, aber Sie wissen ja wie das heute so ist, man bekommt einfach keinen Termin beim Orthopäden“, sagte sie zu Stirkat.

Deshalb hatte die Oma beim Notruf am Telefon über „Brustschmerzen“ geklagt. Sie ließ sich vom Rettungsteam zur Untersuchung ins Krankenhaus kutschieren, auch um das „Taxigeld zu sparen“.

Eine tödliche Angst vorm Zahnarzt?

Einmal wurde Stirkat in eine Zahnarztpraxis gerufen. Auf dem Behandlungsstuhl war ein ca. fünfzigjähriger Mann zusammengesackt, als er den Bohrer sah. Es lag aber nicht an seiner Zahnarzt-Phobie, dass er einen Herzinfarkt erlitt: „Die Kieferschmerzen, die den relativ jungen Mann zum Arzt geführt hatten, waren nämlich ein wenn auch untypisches Symptom eines Herzinfarktes.“ Zum Glück hat der Patient den Infarkt überlebt.

Fazit: „Ich kam, sah und intubierte“ ist ein sehr persönlich geschriebenes Erfahrungsbuch, das medizinischen Laien den spannenden Arbeitsalltag eines Notarztes näher bringt. Der Leser bekommt sogar ein paar Tipps für die Erste Hilfe und erfährt etwas über die Geschichte des Jobs: Zum Beispiel, dass die ersten Rettungsfachkräfte Leichenwagenfahrer waren.

Wie schon der Untertitel verrät, ist das Buch ist nicht nur (wahn)witzig, sondern stimmt stellenweise auch sehr nachdenklich. Und manche der geschilderten Unfall-Einsätze sind wirklich nichts für schwache Nerven, also bitte mit Vorsicht lesen!