Nach zähen Verhandlungen haben sich die Baugewerkschaft IG BAU und die Arbeitgeber auf ein Lohnplus geeinigt. Kölner Arbeitnehmervertreter erklären, was das für die Branche in der Region bedeutet.
Einigung im TarifstreitKölner Beschäftigte am Bau erhalten mehr Geld
Der Tarifstreit im Baugewerbe ist nach zähen Verhandlungsrunden beigelegt, zu Mitte Juni gab es nun erstmals höheres Gehalt für die Beschäftigten. Auch für Bauarbeiter in Köln: „Wer in Köln auf dem Bau arbeitet, kann jetzt pro Monat zwischen 260 und 380 Euro mehr im Portemonnaie erwarten – vom Bauhelfer bis zum Polier und Baustellenleiter, vom Maurer, Straßenbauer und Kranführer bis zur Bürokraft“, sagt Mehmet Perisan von der IG BAU Köln-Bonn. In den 549 Baubetrieben in Köln arbeiten laut der Gewerkschaft rund 8380 Beschäftigte.
Ab 2026 verdienen Ost und West gleich
Rückwirkend zum 1. Mai erhalten die Beschäftigten ein Plus von 1,2 Prozent im Westen und 2,2 Prozent im Osten. Hinzu kommen pauschal 230 Euro pro Monat. Zum 1. April 2025 gibt es im Westen noch einmal 4,2 Prozent mehr, im Osten sind es fünf Prozent. Ein Jahr später steigen dann die Westlöhne um 3,9 Prozent und die im Osten vollständig auf das Westniveau.
Die IG BAU Köln-Bonn spricht von einem „Lohn-Plus, das die Arbeit deutlich attraktiver“ mache. „Es lohnt sich wieder, auf dem Bau in die Hände zu spucken. Der neue Tarifabschluss bringt – neben volleren Lohntüten – vor allem auch eins: Respekt für die Arbeit auf dem Bau“, sagt Perisan.
Auch für die rund 400 Azubis in Köln werde die Ausbildung attraktiver, heißt es von der Gewerkschaft: Wer in einem Bauunternehmen in Köln seine Ausbildung mache, gehe jetzt im ersten Jahr schon mit 1080 Euro pro Monat nach Hause. Das seien 145 Euro mehr als bislang. „In den kommenden beiden Jahren klettern die Ausbildungsvergütungen dann weiter nach oben“, sagt Perisan. „Der Bau wird für junge Leute wieder deutlich attraktiver und erhöht damit seine Chancen auf den dringend gebrauchten Fachkräfte-Nachwuchs.“
Tarifabschluss war „schwere Geburt“
Dabei sei der Tarifabschluss eine „schwere Geburt“ gewesen: „Ohne Arbeitskampf hätten die Arbeitgeber wohl keinen neuen Tarifvertrag unterschrieben. Erst die breite Warnstreikwelle hat das Bauhandwerk und die Bauindustrie in die Knie gezwungen und zum Einlenken gebracht“, sagt Perisan. Nach drei ergebnislosen Verhandlungsrunden hatte ein Schlichter einen Vorschlag gemacht, den die IG BAU zwar angenommen hatte, die Arbeitgeberverbände allerdings nicht. Die IG BAU streikte, nun haben sich beide Seiten geeinigt.
Die IG BAU hat auf ihrer Website einen Lohnrechner veröffentlicht, mit dem Beschäftigte prüfen können, ob ihr Gehalt schon angepasst wurde. „Es lohnt sich, jetzt einen genauen Blick auf die Lohnabrechnung zu werfen. Denn das Lohn-Plus gibt es rückwirkend ab Mai. Das zusätzliche Geld muss also jetzt – im Juni – schon auf dem Konto sein“, sagt Perisan.