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EnergieversorgungCovestro-Chef sieht im Krieg einen „Weckruf“ für andere Unternehmen

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Covestro-Zentrale in Leverkusen

Leverkusen – Getragen von einer starken globalen Nachfrage hat der Leverkusener Kunststoffkonzern Covestro seinen Umsatz 2021 um 48,5 Prozent auf 15,9 Milliarden Euro steigern können. Der Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg dabei sogar um mehr als das doppelte auf 3,1 Milliarden Euro.

„Wir waren über weite Strecken ausverkauft“, sagte Konzernchef Markus Steilemann bei der Vorstellung der Jahreszahlen am Dienstag. Das zurückliegende Jahr sei das umsatzstärkste der Firmengeschichte gewesen. Für 2022 erwartet Covestro ein weiteres Umsatzwachstum, durch den sich verschärfenden Wettbewerb allerdings ein etwas niedrigeres EBITDA. Die Dividende will der Konzern deutlich auf 3,40 Euro je Aktie erhöhen. Außerdem startet er ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 500 Millionen Euro. „Große Akquisitionen stehen für Covestro derzeit nicht im Fokus, stattdessen halten wir eine Investition in unsere eigenen Aktien für das beste Investment“, so Finanzchef Thomas Töpfer.

Nichts Neues zum Stellenabbau

Keinen neuen Sachstand gab es zum geplanten Abbau von 1700 Stellen, den Covestro im Herbst angekündigt hatte. „Wir haben immer wieder gesagt, dass die erwähnte Größenordnung des Stellenabbaus ein rein theoretisches Maximum darstellt“, so Steilemann. Der faktische Stellenabbau werde sich „definitiv in deutlich kleinerem Rahmen abspielen“. Eine genaue Zahl werde erst nach Beendigung der Implementierung vorliegen.

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Zum Krieg in der Ukraine sagte Steilemann, er sei „bestürzt und persönlich auch sehr traurig“. Man unterstütze die Sanktionsmaßnahmen vollumfänglich. Der Krieg trifft Covestro jedoch unternehmerisch kaum. In der Ukraine, Russland und Belarus werden insgesamt weniger als ein Prozent des Konzernumsatzes erwirtschaftet. Das Unternehmen rechnet infolge des Krieges allerdings mit weiter steigenden Energiepreisen. Schon im vergangenen Jahr seien diese von einer halben auf eine Milliarde Euro gestiegen, eine weitere Zunahme auf 1,5 Milliarden Euro sei möglich. „Aber wir haben im letzten Jahr auch gesehen, dass wir unser Ergebnis weiter verdoppelt haben. Das heißt, wir gehen weiterhin davon aus, dass wir die gestiegenen Inputkosten größtenteils oder vollständig an unsere Kunden weitergeben können“, sagte Töpfer.

Covestro will klimaneutral werden

Steilemann bezeichnete die energiepolitischen Folgen des Krieges außerdem als „Weckruf für alle, die daran gezweifelt haben, dass es notwendig ist, sich von fossilen Energieträgern wegzubewegen“. Er verwies auf ein Statement von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der erneuerbare Energien als „Freiheitsenergien“ bezeichnet hätte.

Covestro selbst hatte vergangenes Jahr eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet und am Dienstag weitere Details kommuniziert: Die Leverkusener wollen bis 2035 klimaneutral sein und ihre Treibhausgasemissionen auf netto null senken. Energie soll langfristig vollständig aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden, zum Beispiel aus der Wind- oder Solarkraft.

Covestro produziert Kunststoffe, die zum Beispiel in der Autoindustrie (wie bei Autositzen und Scheinwerfern) und in der Bauwirtschaft (zum Beispiel als Isoliermittel) verwendet werden.