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Es drohen KündigungenFlaschenpost und Durstexpress schließen sieben Lager

Lesezeit 3 Minuten

100 000 Getränkekisten liefert Flaschenpost jeden Tag aus.

Münster/Bielefeld – Nach der Übernahme des Getränkelieferdienstes Flaschenpost durch Dr. Oetker droht offenbar ein Abbau von Arbeitsplätzen. Der Lebensmittelkonzern aus Bielefeld betreibt mit „Durstexpress“ bereits einen Lieferservice – und wie Flaschenpost nun mitteilte, sollen in Städten, in denen beide Dienste aktiv sind, Lagerstandorte zusammengelegt werden. Insgesamt sind sieben Standorte betroffen, davon einer in NRW.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollten dabei „nach Möglichkeit Beschäftigungsangebote in einem Nachbarlager unterbreitet werden“. Die beiden Lieferdienste werden künftig unter der Marke „Flaschenpost“ zusammengeführt. Dazu wird auch der Durstexpress-Shop sukzessive umgestellt.

Bochumer Lager wird geschlossen

Beim Münsteraner Start-up hieß es am Donnerstag auf Anfrage, nach dem Zusammenschluss werde es insgesamt noch 29 Lager in 25 Städten geben. Perspektivisch geschlossen würden dabei die Flaschenpost-Lager in Hannover, Dresden und Hamburg-Ost sowie die Durstexpress-Lager Berlin-Teilestraße, Berlin Gehrenseestraße, Leipzig und Bochum. Damit ist Bochum der einzige betroffene Standort in NRW. Derzeit betreiben die beiden Lieferdienste nach eigenen Angaben 22 (Flaschenpost) beziehungsweise 14 (Durstexpress) Standorte. Flaschenpost hat derzeit etwa 8000 Mitarbeiter, bei Durstexpress sind es mehr als 3500.

Der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zufolge sollen Durstexpress-Mitarbeiter in Berlin bereits darüber informiert worden sein, dass sie in den neuen Betrieb überführt werden. In Leipzig beispielsweise sei das aber anders: „Hier gab es die Ansage, dass die Mitarbeiter sich bei Flaschenpost bewerben sollen“, sagte Jörg Most, Geschäftsführer der NGG in der Region Leipzig/Halle/Dessau am Donnerstag. Noch seien aber keine Kündigungen ausgesprochen worden. „Die Oetker-Gruppe trägt Verantwortung für die Mitarbeiter. Sie muss sicherstellen, dass die Leute ordnungsgemäß in den neuen Betrieb wechseln können.“

Keine Folgen für Köln

Derweil wird die Umstrukturierung für Flaschenpost-Mitarbeiter in Köln der Gewerkschaft zufolge erst einmal wohl keine Folgen haben: „Es gibt hier zwei Standorte, die beide wirtschaftlich stark sind“, sagte Anna Langensiepen von der Kölner NGG. „Nach unserem jetzigen Kenntnisstand sind sie nicht betroffen.“

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Bei der Gewerkschaft erhofft man sich nun vielmehr, dass sich „die Arbeitsbedingungen bei Flaschenpost durch die Übernahme von Dr. Oetker verbessern werden“. Das Unternehmen habe zuletzt verstärkt mit Verträgen gearbeitet, die teils nur auf drei Monate befristet seien.

Kritik an Arbeitsbedingungen

In der Vergangenheit hatten Gewerkschaften und Mitarbeiter immer wieder die Bedingungen bei Flaschenpost kritisiert So soll das Unternehmen zum Beispiel die Gründung von Betriebsräten behindert haben.

Erst im Dezember war bekanntgeworden, dass die Oetker-Gruppe das Münsteraner Start-up übernimmt. Medienberichten zufolge lag der Kaufpreis bei einer Milliarde Euro. Das Flaschenpost-Geschäft hatte sich in der Corona-Pandemie sehr positiv entwickelt.

Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Fassung des Textes hatte es geheißen, Flaschenpost und Durstexpress würden mutmaßlich neun Lager schließen. Der Fehler geht auf eine Rechnung mit 24 Flaschenpost-Standorten zurück, tatsächlich sind es nur 22. Er ist in der aktualisierten Fassung korrigiert.