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MedienwirtschaftEsch-Fonds verkauft MMC-Gelände in Hürth

Lesezeit 5 Minuten

Neuer Eigentümer in Sicht: die MMC-Studios in Köln

Köln/Hürth – Bei der Gesellschafterversammlung der rund 40 Investoren gab es keine großen Diskussionen mehr. Sie haben sich am Donnerstag dazu entschlossen, das Gelände der MMC-Studios in Hürth an die Bernd Reiter Gruppe zu verkaufen. Der Kaufpreis dürfte bei rund zehn Millionen Euro liegen.

Das ist nur der Anfang. Einer der größten und wirtschaftlich problematischsten Fonds, die von Oppenheim-Esch jemals aufgelegt wurden, könnte schon im nächsten Jahr Geschichte sein. Für das Gelände in Ossendorf, das deutlich höher zu bewerten ist, gibt es etliche Kaufinteressenten. „Der Verkauf des Geländes in Hürth ist Teil einer Gesamtstrategie der Fondsgesellschaft, die nach über 15 Jahren neu über ihre Immobilien disponieren will“, teilte Fonds-Geschäftsführer Christian Lauritzen mit.

Verlust für die Einleger möglich

Gerüchte, dass der Esch-Fonds seine Liegenschaften loswerden möchte, gab es schon länger. Insider sind sicher, dass der Verkauf mit einem Verlust für die Einleger verbunden ist. Die Renditeerwartungen der superreichen Gesellschafter hatten sich in der gesamten Laufzeit seit 1997 zu keinem Zeitpunkt erfüllt. Im Gegenteil: Immer wieder mussten sie Geld zuschießen, weil die Studios lange Zeit nicht ausgelastet waren. „Jetzt kam noch dazu, dass einige Fonds-Anleger Pleite sind, wodurch Einnahmen an den Darlehensgeber wandern. Das ist die Sparkasse Köln/Bonn“, heißt es aus dem Fonds-Umfeld. „Andere Investoren ärgern sich, dass sie Einkommensteuer auf Einnahmen bezahlen, die sie gar nicht kriegen.“

Mietverhältnisse bleiben

Als Generalmieter betreibt bisher die Medienpark Nordrhein-Westfalen GmbH (MPN) das Gelände in Hürth-Kalscheuren. Hier startete Anfang der 1990er Jahre das Privatfernsehen seinen Siegeszug. Heute noch werden dort Shows produziert, haben TV-Produktionen wie Norddeich, Filmpool, Bavaria Entertainment oder Seapoint ihren Sitz. „Das Generalmietverhältnis mit der Medienpark NRW wird einvernehmlich zum 31. März 2017 beendet“, sagt Lauritzen. „Das hat aber keinen Einfluss auf die Nutzung des Standortes durch Unternehmen der Medienbranche.“ Die Mietverhältnisse werden von der Bernd Reiter Gruppe fortgeführt. Sie wollen dabei auf das Wissen des ehemaligen Generalmieters zurückgreifen.

Welche Pläne die Immobilien-Gruppe mit dem Gelände hat, ist noch unklar. „Neue Konzepte und mögliche Perspektiven für das Areal“ sollten „kurzfristig erarbeitet und im Laufe des Jahres 2017 vorgestellt“ werden. Ein Mix aus Gewerbe- und Wohneinheiten scheint Branchen-Beobachtern aber als wahrscheinlichste Lösung. Auch die MMC könnte in Hürth wieder produzieren. Das hat der neue Eigentümer vertraglich zugesichert.

Vertrag mit MMC läuft bis 2030

Der Druck, auch das Gelände in Ossendorf zu verkaufen, ist aus Sicht des Fonds deutlich geringer, weil die Studios derzeit voll ausgelastet sind und der Vertrag mit MMC erst im Oktober bis 2030 verlängert wurde. „Sollte auch Ossendorf veräußert werden, hat dies auf den Medienstandort keinerlei Einfluss“, sagt der Fonds-Geschäftsführer. „Ein neuer Eigentümer wird den langfristigen Mietvertrag mit den MMC Studios in Köln übernehmen.“ Unabhängig vom Verkauf des Geländes in Hürth haben etliche Investoren die Deutsche Bank als Rechtsnachfolgerin der Privatbank Sal. Oppenheim und den Immobilienunternehmer Josef Esch auf Rückabwicklung des Geschäfts verklagt, weil sie sich falsch beraten fühlen (siehe „Investoren klagen“).

Strafverfahren noch offen

Die Immobiliengeschäfte rund um die MMC-Studios werden auch noch das Landgericht Köln in einem Strafverfahren beschäftigen. Esch und der ehemalige Vorstandschef der Sparkasse Köln/Bonn, Gustav Adolf Schröder sowie Franz-Josef Schäfer, ein weiterer Ex-Vorstand des Kreditinstituts, müssen sich wegen des Vorwurfs der Untreue und Beihilfe verantworten.

Der Tatvorwurf der Staatsanwaltschaft: Beim Bau des Studio- und Fernsehgeländes Coloneum in Ossendorf und damit verbundenen Mietgeschäften soll die Sparkasse Köln/Bonn Bürgschaften für die von der Magic Media Company geschuldete Miete gegenüber dem Esch-Fonds übernommen haben. Auch habe es weitere Mieteinstandsverpflichtungen gegenüber dem Fernsehsender RTL sowie den Brüdern Bernd und Helmut Breuer als Mitgesellschafter der MMC-Studios gegeben.

Im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Messehallen an der Zoobrücke soll sich Schröder laut Anklageschrift bei der Stadtspitze dafür eingesetzt haben, dass ein Oppenheim-Esch-Fonds den Auftrag bekam. Das Geld, rund 9,9 Millionen Euro, habe Schröder zwar nicht persönlich vereinnahmt, sondern es sollte als Kompensation für Verluste der Sparkasse bei einem Esch-Fonds im Zusammenhang mit den MMC-Studios in Ossendorf dienen. Die Staatsanwaltschaft wertet die Zusage der Millionenzahlung durch Esch als Bestechung.

Investoren klagen auf Rückabwicklung des Deals

Der Oppenheim-Esch-Fonds Ossendorf-Hürth I hat sich für die rund 40 Zeichner von Beginn an als äußerst problematisch erwiesen. Die Filmstudios in Hürth und in Köln-Ossendorf, die für rund 250 Millionen Euro errichtet wurden, warfen jahrelang keine Gewinne ab. Der Hauptmieter, die Magic Media Company (MMC), mit dem die ehemalige Privatbank Sal. Oppenheim und Esch einen Mietvertrag über 25 Jahre abschlossen, konnte die Jahresmiete von rund 13 Millionen Euro nur selten zahlen. Die Fondszeichner mussten die Studios immer wieder stützen.

Etliche Investoren haben die Deutsche Bank, die Sal. Oppenheim 2010 übernahm und so vor der Pleite rettete, sowie Josef Esch wegen des Ossendorf-Hürth-Fonds und anderer Fonds verklagt. Es gab etliche Zivilprozesse vor den Landgerichten in Frankfurt, Bonn und Köln, die noch nicht alle abgeschlossen sind. Die meisten Klagen wegen angeblich fehlerhafter Beratung oder Täuschung gegen die Bank und Esch wurden abgeschmettert, in einigen Fällen kam es zu Vergleichen, so zum Beispiel mit den Familien Deichmann oder Kreke (Douglas).

Bei Ossendorf-Hürth I scheinen die Kläger momentan bessere Aussichten zu haben. Das Oberlandesgericht Köln hat in einer Berufungsverhandlung mit einem Kläger ein Gutachten in Auftrag gegeben, das zu dem Ergebnis kommt, MMC sei schon seit 1995 in den roten Zahlen gewesen. Weil es zu viele Studios in Deutschland gibt, werde sich das auch nicht ändern. Jetzt dreht sich alles um die Frage, ob die Fonds-Gründer die Investoren über diese wirtschaftliche Schieflage informiert haben. Das, so die Sicht der Kläger, sei nicht der Fall gewesen. (pb)