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Bald teurer?Exportstopp für Palmöl beunruhigt deutsche Lebensmittelhersteller

Lesezeit 3 Minuten
Palmölplantage Indonesien

Eine Luftaufnahme zeigt Palmöl-Plantagen in Indonesien. 

Jakarta – Brötchen, Speiseöle oder Schinken: Die Preise vieler Lebensmittel sind in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen, laut Statistischem Bundesamt sind Lebensmittel im März 2022 um rund 6,2 Prozent teurer geworden. Droht jetzt der nächste Preisschub bei Sprit und Lebensmitteln?

Indonesien hat ein Exportverbot für Palmöl ausgesprochen und dadurch die internationalen Märkte für Agrarrohstoffe in Alarmbereitschaft versetzt. Der Inselstaat in Südostasien ist der größte Lieferant von Palmöl für den Weltmarkt, das Land produziert jeden Monat etwa vier Millionen Tonnen des begehrten Stoffs – und verbraucht davon selbst gerade einmal etwa eineinhalb Millionen Tonnen.

Palmöl für Süßwarenhersteller unabdingbar

Das Öl spielt auf dem europäischen Markt eine wichtige Rolle: Es wird einerseits als Bestandteil für Kraftstoffe verwendet, aber auch in der Lebensmittelindustrie vielfältig eingesetzt.

Die Süßwarenindustrie ist beispielsweise einer der Hauptabnehmer, bei Nutella beispielsweise steht Palmöl nach Zucker an zweiter Stelle bei den Inhaltsstoffen.

Der nun überraschende Exportstopp hat vor allem innenpolitische Ursachen. Auch in Indonesien stiegen die Lebensmittelpreise stark an, was Unzufriedenheit und Proteste im Land ausgelöst hat. Staatschef Joko Widodo fürchtet nun Unruhen – und folgt deswegen dem Wunsch seiner Bevölkerung. Mehr als 60 Prozent der Befragten hatten sich laut einer Umfrage für einen Exportstopp ausgesprochen.

Großer Verbrauch in Indonesien wegen Ramadan-Ende erwartet

Vor dem Hintergrund, dass am Wochenende der Fastenmonat Ramadan endet, was Musliminnen und Muslime auch in Indonesien mit üppigen Mahlzeiten, für die viel preiswertes Bratfett gebraucht wird, feiern, soll ein Exportstopp die Versorgungslage im Land bei niedrigeren Preisen sicherstellen.

Für den ohnehin durch den Krieg in der Ukraine strauchelnden Weltmarkt führt diese Entscheidung zu einem Problem. Besonders auf dem Markt für Pflanzenöle herrscht Aufruhr, seitdem klar ist, dass mit der Ukraine einer der Hauptexporteure von Sonnenblumenöl auf unbestimmte Zeit ausfällt. Entsprechend stark schnellten die Weltmarktpreise für Palmöl an den Terminbörsen nach Indonesiens Ankündigung in die Höhe.

Bei Nutella verfällt man allerdings noch nicht in Panik, dort scheint die Produktion vorerst nicht in Gefahr zu sein. „Indonesien ist zwar weltweit ein wichtiges Herkunftsland, aber Ferrero bezieht derzeit mehr als zwei Drittel seines Palmöls aus Malaysia“, teilte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit.

„Wir beobachten die Entwicklungen sehr aufmerksam, zum jetzigen Zeitpunkt ist es allerdings zu früh, eine abschließende Einschätzung zu den Folgen abzugeben.“ Auch die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) bleibt erst einmal gelassen, man spricht dort von einer „dynamischen“ Lage.

„Jedes Land wird darunter leiden“

„Die Entscheidung Indonesiens hat nicht nur Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Palmöl, sondern auf Pflanzenöle weltweit“, sagte James Fry, Vorsitzender der Rohstoffberatungsfirma LMC International, der Nachrichtenagentur Reuters.

Auch Rasheed JanMohd, Vorsitzender der „Pakistan Edible Oil Refiners Association" erklärte: "Niemand kann den Verlust von indonesischem Palmöl kompensieren. Jedes Land wird darunter leiden.“ In Deutschland muss man sich auf Preissteigerung einstellen.

Preise in Deutschland könnten steigen

„Zusätzlich zur Knappheit von Sonnenblumenöl ist der indonesische Exportstopp von Palmöl eine weitere Herausforderung für die Unternehmen“, räumt BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff gegenüber dem RND ein. Aber: „Viele Unternehmen haben diversifizierte Lieferbeziehungen, um eventuelle Ausfälle kompensieren zu können“, erläutert er.

„Indonesien ist der wichtigste Exporteur für Palmöl, aber es ist nicht der einzige Liefermarkt.“ Noch gebe es zu wenig Informationen über den bevorstehenden Exportstopp. Inwieweit die Enscheidung Indonesiens Unternehmen in Deutschland träfe, ließe sich noch nicht konkret abschätzen.

Mit Preissteigerungen ist wohl zu rechnen, auch wenn die Nachricht, dass Indonesien offenbar doch keinen kompletten Exportstopp plant, für Aufatmen in der Branche sorgte.

Nach jüngsten Informationen soll rohes Palmöl, welches vor allem in Deutschland gebraucht wird, nicht vom Exportstopp betroffen sein. Ein Engpass beim Palmöl ist demnach wohl nicht zu befürchten, die Preise dürften aber trotzdem steigen. Denn wenn in anderen Teilen der Welt Knappheit herrscht, müssen Verbraucher davon ausgehen, dass der deutsche Markt mit steigenden Preisen reagiert. (pst)