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EZB-EntscheidungWas die Zinssenkung für Sparer und Baukredite in Köln bedeutet

Lesezeit 4 Minuten
ILLUSTRATION - Geldscheine (Euro) liegen in einem Sparbuch.

Durch die Zinssenkung gibt es für Sparer nun weniger Zinsen bei Tagesgeld und Co.

Wenn der Leitzins sinkt, freuen sich diejenigen, die eine Baufinanzierung brauchen - Sparer hingegen bekommen weniger Zinsen für ihr Geld. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat bei Immobilienspezialisten und Kreditinstituten der Region nachgefragt.

Am Donnerstag hat die Europäische Zentralbank den Leitzins von 3,75 auf 3,5 Prozent gesenkt. Dieser Schritt war von der Finanzbranche erwartet worden, und doch ist die Zinssenkung ein positives Signal für die Wirtschaft. Wenn die Wirtschaft lahmt oder sogar stagniert, wie aktuell der Fall, sind Zinssenkungen ein Instrument, um das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln. Niedrigere Zinsen verbilligen Kredite - was sowohl Unternehmen als auch Verbrauchern zugutekommt. Doch wie ändern sich die Finanzierungsbedingungen konkret? Und was heißt das für Sparer, die auf ihr geparktes Geld möglichst hohe Zinsen erhalten möchten? Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat bei Immobilienspezialisten und Kreditinstituten der Region nachgefragt.

Zinssenkung ist vergleichsweise niedrig

Wenn der Leitzins sinkt, ist es für Banken günstiger, sich Geld zu leihen - sie sind also weniger stark darauf angewiesen, dass Menschen ihr Geld auf Tagesgeld- und Festgeldkonten parken. Deshalb bekommen Sparer weniger Zinsen - zumindest in der Theorie. In der Praxis sieht das allerdings anders aus. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat bei den Geldinstituten der Region nachgefragt, wie viel Zinsen es aktuell für Tagesgeld und Co. gibt. Und das Fazit lautet: Es geschieht sehr wenig. „Wir gehen davon aus, dass die Kunden die neueste Zinssenkung kaum oder gar nicht spüren werden“, sagt Steffen Pörner, Geschäftsführer des Bankenverbands NRW. Darin sind die privaten Banken des Landes vereinigt, also alle, die keine Genossenschaftsbanken oder öffentlich-rechtlichen Institute sind. Der Grund: Die EZB habe die Leitzinsen nur um 0,25 Prozentpunkte gesenkt, im Bankenjargon sagt man „25 Basispunkte“.

Wie halten es die Banken der Region konkret mit den Zinssenkungen bei Spareinlagen und Termingeldern? „Wir passen unser Zinsangebot regelmäßig an die Marktentwicklungen an und werden dies auch nach der gestrigen Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank tun. Bis dahin bleiben die Zinssätze für die von Ihnen aufgeführten Produkte unverändert“, heißt es auf Nachfrage beim Marktführer Deutsche Bank. Ähnlich äußert sich die Commerzbank: „Wir verfolgen die Entwicklungen am Markt genau und prüfen permanent die Produktgestaltung und Zinsfestsetzung unserer Produkte“, sagt eine Sprecherin. Also auch keine Veränderungen, der Standard-Tagesgeldzins bleibt bei 0,75 Prozent, für neues Geld gibt es drei Prozent, der Sparzins liegt bei 0,5 Prozent.

Wir prüfen permanent unsere Zinsfestsetzung
Sprecherin der Commerzbank

Kreissparkasse Köln plant keine Zinssenkung

Die Kreissparkasse Köln plant nach eigenen Angaben keine Zinssenkungen. Das öffentliche Institut hat erst kürzlich ein rein digitales Sparbuch eingeführt, bei dem es aktuell zwei Prozent Zinsen bis 100.000 Euro gibt, darüber hinaus gibt es ein Prozent. Die genossenschaftliche Sparda-Bank West passt ab Montag lediglich beim Sparda-Termin den Zinssatz für eine Laufzeit von einem Jahr von 2,5 Prozent auf 2,3 Prozent anpassen. Alle übrigen Anlageprodukte bleiben unverändert.

Bei der genossenschaftlichen PSD-Bank West gibt man sich vorsichtig: „In der Vergangenheit wurden die Leitzinssenkungen häufig bereits vor der EZB-Ratssitzung von den Marktteilnehmern ‚eingepreist‘. Aus diesem Grunde beobachten wir die Marktentwicklungen der kommenden Tage sehr genau und werden erst dann über mögliche Zinsanpassungen entscheiden“, heißt es auf Nachfrage.

Zinssenkung bei Bauzinsen bereits eingepreist

Während Zinssenkungen für Sparer also in der Regel keine gute Nachricht sind, freuen sich Immobilienkäufer umso mehr. Geschäftsbanken können sich nun Geld bei der Zentralbank für einen Zinssatz von 3,65 Prozent leihen - vor der Zinssenkung waren es 4,25 Prozent. Dieser Hauptrefinanzierungssatz wirkt sich direkt auf die Bauzinsen aus, denn Banken geben die Kosten an ihre Kunden weiter.

Doch auch hier preisen die Geldinstitute die erwartete Zinssenkung schon vorab ein, ähnlich wie bei den Konditionen für Sparguthaben. Heißt: Schon im August sind die Zinsen für Baufinanzierungen deutlich gesunken. Bei einer zehnjährigen Sollzinsbindung mussten Kreditnehmer laut Finanzierungsspezialist Interhyp im Juni und Juli noch mit rund 3,75 Prozent Zinsen rechnen. Zum August ging es rapide abwärts, aktuell liegen die Zinskonditionen bei 3,35 Prozent, zeigen Daten der Interhyp.

Laut PSD-Bank haben die kurzfristigen Leitzinsen nur geringen Einfluss auf die langfristigen Bauzinsen. Auch Steffen Pörner vom Bankenverband und die Sprecherin der Commerzbank sieht das so. Die Sparda-Bank hat die Bauzinsen bereits auf 2,95 Prozent und damit unter die Marke von drei Prozent gesenkt, allerdings nur bei einem Beleihungsauslauf von 60 Prozent, also mit 40 Prozent Eigenkapital des Hauskäufers.

Höhere Kaufpreise werden bezahlbarer

Durch die Entscheidung der EZB passiert nun also wenig bis nichts. „Der Markt hat die Zinssenkung der EZB erwartet. In den vergangenen Wochen sind die langfristigen Bauzinsen bereits gesunken, mit dem Zinsentscheid wurde dieser Trend nun bestätigt“, sagt Dominik Rüger, Finanzierungsexperte bei JLL Germany. „Auch wenn der Zinsschritt relativ klein ausfällt, so hat er natürlich positive Auswirkungen auf den Immobilienmarkt. Denn durch die gesunkenen Kosten für die Immobilienfinanzierung werden höhere Kaufpreise bezahlbar. Das dürfte die Nachfrage nach Immobilien stärken“, sagt Rüger.