Die Zinssenkung hat mehr positive als negative Effekte und war unumgänglich, meint unser Autor.
EZB-ZinssenkungDiese Entscheidung hat das Potenzial, den Weg aus der Krise zu ebnen


Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), äußert sich zur jüngsten Zinsentscheidung der Zentralbank gegenüber den Journalisten.
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Überraschend war es nicht: Die EZB hat den Leitzins von 2,5 um 25 Basispunkte auf 2,25 Prozent gesenkt. Das war so stark erwartet worden, dass die Chefvolkswirte der großen Banken am Morgen vor der Entscheidung schon gar nicht mehr den Konjunktiv verwendeten.
Als die EZB noch vor wenigen Wochen die sechste Zinssenkung in Folge verkündete, ging die Mehrheit der Marktbeobachter von einem baldigen Ende fallender Zinsen in der Eurozone aus. Doch nach den Ereignissen der letzten Tage ist die Finanzwelt eine andere. Es gibt handfeste Gründe, EZB-Präsidentin Christine Lagarde für ihre Entscheidung zu feiern.
Zinssenkung war bei Sparprodukten schon eingepreist
Größte Sorge der vorigen Jahre in der Geldpolitik war die gestiegene Inflation. Grundsätzlich sind Zinssteigerungen ein probates Mittel gegen die Geldentwertung. Ist die Zinssenkung dann nicht ein Schritt in die falsche Richtung? Nein. Denn durch Amerikas Zölle werden Warenströme aus China und allen Teilen der Welt nach Europa umgelenkt und zu niedrigeren Preisen in der Eurozone verkauft. Das lässt die Inflation tendenziell sinken. Ohnehin ist sie mit 2,2 Prozent schon sehr nah an der Zielmarke von 2,0 Prozent.
Die durch mögliche Abwehrzölle auf US-Waren steigenden Preise für Importgüter werden angesichts der eher exportorientierten Art, mit den USA zu handeln, diesen Effekt kaum schmälern. Hinzu kommt, dass Deutschland im dritten Rezessionsjahr steckt. Niedrigere Zinsen können nun Investitionen von Firmen erleichtern und den Weg aus der Krise ebnen.
Mittelfristig können sinkende Zinsen auch dem schwächelnden Wohnungsbaumarkt auf die Sprünge helfen. Zwar orientieren sich Bauzinsen nur teilweise an den Leitzinsen, teils an den Renditen der Bundesanleihen. Die waren nach dem großen Billionen-Schulden-Versprechen der ne zwar gestiegen, haben inzwischen aber wieder das Niveau von vor der Verkündung dieses „Sondervermögens“ erreicht.
Und die Sparer? Wie eingangs erwähnt war die Zinssenkung erwartet, und somit in den Sparzinsen bereits eingepreist worden. Nun bleibt zu hoffen, dass die EZB in wenigen Wochen den Mut hat, den zweiten Schritt zu gehen, und die Zinsen auf 2,0 Prozent zu senken, um die beschriebenen Effekte zu verstärken.